Zwiefalten - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0904

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Talsiedlung an der Einmündung des Tobeltals in das Achtal, beherrscht von der ehemaligen Klosteranlage. Die Hauptstraße bildet die Ortsdurchfahrt der Вundesstraße 312. Seit dem 2. Weltkrieg große neue Wohngebiete am linken Talhang (Eich­bühl, Galgenberg, Brunnensteige).
Historische Namensformen:
  • Zvivaltun
Geschichte: 904 Zvivaltun (Name von den beiden Achflüsschen abzuleiten, a duplici fluvio). Kloster Reichenau hatte in dem zum Affagau gehöri­gen Ort Besitz. Seit Mitte 10. Jahrhunderts sind hier die Grafen von Achalm begütert. Die Brüder Kuno und Liutold, im Investiturstreit auf päpstlicher Seite, beschlossen als Achalmsche Gesamterben, unterstützt durch Abt Wilhelm von Hirsau, die Gründung eines Benediktinerklosters. Das ehemalige Pfarrdorf wurde geräumt und 1089 erfolgte die Klostergründung mit Hirsauer Mönchen (ursprünglich war Altenburg bei Reutlingen als Platz des Klosters vorgesehen). Bald danach entstand auch ein Frauenkonvent (1138: 62 Nonnen); dieser übersiedelte bis Mitte des 14. Jahrhunderts nach Mariaberg, wo Zwiefalten ebenso wie über die Propstei Mochental die Aufsicht ausübte. Der reiche, vor allem von den Stiftern geschenkte Besitz erstreckte sich über die Schwäbische Alb, bis in den Stuttgarter Raum, nach Oberschwaben, ins Elsaß und in die Schweiz. Zur Besitzver­waltung entstanden Pfleghöfe in Reutlingen, Riedlingen und Munderkingen. Mit kaiserlichen und päpstlichen Privilegien (Freiheit der Abtswahl, freie Wahl und Absetzbarkeit des Vogtes) ausgestattet, erlebte das Kloster früh eine hohe Blüte (Abt Ulrich I. von Hirschbühl 1095 bis 1139). Aus dem 12. Jahrhundert (70 Mönche, 130 Laienbrüder) stammen die Klosterchroniken der Mönche Ortlieb und Berthold, berühmt die Goldschmiedewerkstatt. Dennoch ständiger Kampf um Selbständigkeit; die freie Vogtwahl konnte nicht behauptet werden. Die Schirmvogtei, zunächst von Weifen, Staufern, Grafen von Hohenberg und Herren von Emerkingen ausgeübt, gelangte über Herzog Friedrich von Österreich 1365 als Lehen an Graf Eberhard von Württemberg. In der Folgezeit blieb die Vogtei umstritten, Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen dem aus Baach stammenden Abt Georg Fischer und Herzog Ulrich von Württemberg. Die Einführung der Reformation unter Herzog Ulrich und Herzog Christoph misslang. Der Vertrag von 1569 bewahrte dem Kloster die Selbständigkeit, die Vogtei verblieb jedoch erblich bei Württemberg. Unter Herzog Karl Eugen erlangte das Kloster durch den Kauf der Vogtei die Reichsunmittelbarkeit. 1803 wurde es aufgehoben und ging das Territorium an Württemberg über (Besitzergreifung bereits 1802). Bis 1810 eigenes Oberamt (bis 1818 noch Unteramt), dann zum Oberamt (Landkreis) Münsingen. 1812 Verlegung des Psychia­trischen Landeskrankenhauses von Ludwigsburg in die Klostergebäude.

Ersterwähnung: 1109
Kirche und Schule: Westlich der Klosterkirche stehen noch die Umfassungsmauern der alten Pfarrkirche Sankt Maria (jetzt Wohnhaus). 1109 Weihe der romanischen Klosterkir­che, nach Abbildungen des 17. Jahrhunderts dreischiffige Basilika, hoher viereckiger Vierungs­turm. In der Barockzeit unter Abt Christoph Rassler entstanden 1668 bis 1690 die neuen Konventsbauten, Baumeister der Graubündner Tommaso Comacio. Der prächtige Kapitelsaal, 1668 von dem Vorarlberger Peter Thumb erbaut, dient heute als evangelische Kirche (evangelische Pfarrverweserei 1844, Pfarrei 1860). Die Klosterkirche, heute katholische Pfarrkirche Maria Geburt, wurde 1739 bis 1765 erbaut. Entwurf Johann Michael Fischer aus München. Großartige Barockfassade, gigantischer Sockel von drei Portalen un­terbrochen, über dem Mittelteil antikisierender Giebel mit Statuenschmuck von J. Christian. Zwei pilastergegliederte Türme mit Zwiebelhelmen. Langhaus im Vorarl­berger Bauschema, Vierungskuppel. Dekoration und Ausstattung in reichem und reifem Spätbarock von einheitlichem Guß. Rocaillestuck von Joh. Michael Feucht­mayer, Gewölbemalereien von Joseph Spiegier, Meinrad von Aw und Franz Sigrist. 16 Altäre mit zum Teil überlebensgroßen Standfiguren der Bildhauer J. Christian und Joh. Georg Weckenmann. 71 sitziges Chorgestühl, Nußbaum mit Lindenholzreliefs, von J. Christian. Perspektivisches Chorgitter mit Marienaltar. Münsterschatz. Seit 1975 durchgreifende Außen- und Innenrestaurierung der Klosterkirche. Auf dem Friedhof gotische Liebfrauenkapelle (16. Jahrhundert).
Patrozinium: Sankt Maria

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