Plattenhardt - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1269

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Funde von 1830 belegen ein hallstattzeitliches Gräberfeld im Waldgebiet Weilerhau, unter anderem mit einem Wagengrab. Bei der heutigen Siedlung handelt es sich wohl um eine Gründung der jüngeren Ausbauzeit von Bernhausen aus, die sich dann entlang der Straße an der Schönbuchkante weiter ausdehnte. Der Ortsname geht auf eine Gemarkungsbezeichnung für ein als Viehweide dienendes Waldstück zurück. Das Bestimmungswort »blate«, »plate« bedeutet »Steinplatte, den Boden oder Fels zeigende Stelle«, kombiniert mit der Bezeichnung für Weidewald »hart«. Die Nähe zum Wald Schönbuch zeigt sich auch darin, dass Plattenhardt zum Unteramt der drei Schönbuchämter gehörte, die die weltlichen Ämter überlagerten. Den Ort prägten mehrere große Höfe, unter anderem ein Widumgut und der Sedelhof (Kirchstraße 8), dessen Inhaber den Waldvogt und sein Gefolge bewirten mussten. Die Höfe wurden im Verlauf der Frühen Neuzeit zerteilt. Bis ins 16. Jahrhundert wird die zerstörte Burg als Burgstall genannt; 2004/2008 gelang es, ihren Standort an der Ecke Römer-/ Panoramastraße zweifelsfrei zu lokalisieren. Die enge herrschaftliche und kirchliche Bindung (bis 1404) an Bernhausen führte zu Unklarheiten bei den Abgrenzungen von Weiderechten und damit zu langwierigen Streitigkeiten im 15.–17. Jahrhundert. Nördlich von Plattenhardt lag der Ort Diemarsweiler (1264 »Dymarswyler«), dessen Namen mit dem Rufnamen Dietmar als Bestimmungsglied gebildet ist. Nordwestlich befand sich Horb, für das Besitz der Klöster Salem und Hirsau nachweisbar ist (um 1150 »Horwe«/ »Horwa«) und das zuletzt im 14. Jahrhundert erscheint. Der Name geht auf einen Flurnamen zurück, der Sumpf, Schmutz, Kot bedeutet. Beide Orte wurden 1363 an Württemberg verkauft. Die Rodungssiedlung Reutin oder Rechten erscheint nur als Flurname (»Zelg uf Rytin« 1524). Zwischen Bernhausen und Plattenhardt lag wahrscheinlich noch eine Hofsiedlung Wolfschlugen (1356 »uf wolfschlugen«). Der Name ist ein Genitivkompositum mit der Bedeutung »bei der Wolfshöhle«. Ob es über die Mühlen im Reichenbachtal (1363 Richenbach, 1383: sieben »mulin im Richenbach«) hinaus dort noch eine Siedlung gab, ist unsicher. Der namengebende Gewässername bezeichnet einen (temporär) wasserreichen Bach. In dem am Keuperhang der Bruchstufe des Plattenhardter Riedels langgestreckten Dorf ist ein Bauernhaus mit steinerner Wendeltreppe und Holzsäule bemerkenswert. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich der Ort im Süden und besonders im Westen (»Hasenäcker«, »Lailensäcker«), Nordwesten (»Horberholz«, Friedrichstraße), Norden (Goethestraße-Scherlachstraße) und Nordosten (»Hofwiesen«) vergrößert. Im Osten wurde die Industrie angesiedelt (»Hofwiesen«, Pfaffenweg).
Historische Namensformen:
  • Blatinhart 1269
  • Blattenhart
Geschichte: Der Ort Plattenhardt erscheint erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 1269, die der adelige Diepold von Plattenhardt (»Diepoldi de Blatinhart«) über eine Schenkung des Wolfelin von Bonlanden an das Kloster Bebenhausen ausstellte. Das Siegel mit einem fünffach geteilten Schild weist auf eine Verwandtschaft mit den Herren von Bernhausen hin. Gemeinsam mit ihnen unterstützten sie in der Auseinandersetzung zwischen König Rudolf von Habsburg und den Württembergern den König und büßten dabei die Burg Plattenhardt ein (zerstört 1287). Anfang des 14. Jahrhunderts werden die Grafen von Hohenberg als Lehensherren derer von Bernhausen und Plattenhardt sichtbar. Diese Rechte gingen nach 1340 an die Herzöge von Urslingen über. 1363 verkauften diese Plattenhardt zusammen mit dem Verwaltungsmittelpunkt Waldenbuch und weiteren Dörfern an die Grafen von Württemberg. Nach dem Kauf begannen die Grafen von Württemberg Plattenhardt in ihre Landesherrschaft einzugliedern (Amt Stuttgart). Der mit Hohenberg an Österreich übergegangene Lehensanspruch wurde erst 1499 aufgegeben. Weitere Herrschaftsträger im Ort waren das Kloster Denkendorf, die Geistliche Verwaltung zu Nürtingen (Einnahmen zugunsten der Dreifaltigkeitskirche in Nürtingen und Unserer Lieben Frau in Neckartailfingen sind schon im 15. Jahrhundert belegt), die Propstei Nellingen des Spitals in Esslingen, das Kloster Fürstenfeld, das Kloster Bebenhausen und das Kloster Sankt Klara in Esslingen. Gemeindevertreter erscheinen unter den Angebern der Schönbuchrechte 1383. Auch die Bemühungen um die kirchliche Selbständigkeit Ende des 14. Jahrhunderts zeigt einen starken kommunalen Zusammenhalt. Das Rathaus wurde um 1700 errichtet. Für ihre ausgedehnten Schönbuchgerechtigkeiten wurde die Gemeinde 1833 mit 619 Morgen Wald und Weide abgefunden. Bis 1938 zum Amt bzw. Oberamt Stuttgart, dann Landkreis Esslingen. Personen: Adam Bürkle (gestorben 1896) ist Gründer der Stadt Stuttgart im Staat Arkansas (USA). Jakob Brodbeck (gestorben 1910), Erfinder des ersten Motorflugzeugs in Amerika (geb. 1863).
Wirtschaft und Bevölkerung: Das Schönbuchurbar von 1383 nennt 33 Namen von Plattenhardter Bürgern, 1544/45 sind 89 Personen steuerpflichtig. Beides lässt keine Schlüsse auf die Gesamtzahlen zu. In den Visitationsakten von 1601 werden 650 Einwohner geschätzt, jedoch ohne die kleineren Kinder. Steuerberichte von 1634 lassen sich auf 765 Einwohner hochrechnen, jene von 1655 nur noch auf 265. Während des 30-jährigen Krieges starben 1635 372 Personen an der Pest und 1638 weitere 30 durch Kriegseinwirkungen. Erst gegen Mitte des 18. Jahrhunderts war wieder ein Stand erreicht, der 1634 vergleichbar ist. Schon vor dem Erwerb der Ortsherrschaft um 1350 hatte Württemberg Leibeigene in Plattenhardt. Haupterwerbsquelle war, wie überall auf den Fildern, der Ackerbau. Der nahe Schönbuch wurde von Plattenhardt aus intensiv für Holzgewinnung, Weide und Schweinemast genutzt. Plattenhardt gehörte zu den wenigen Orten, denen das Eintreiben von Schafen in Teile des Schönbuchs erlaubt war. Daneben gab es auch Gemeinde- und Privatwälder. Im Bechtenrein wurde, 1383 erstmals erwähnt und bis ins 18. Jahrhundert nachweisbar, Wein angebaut. Andere Sonderkulturen gewinnen erst gegen Ende der Frühen Neuzeit Bedeutung. Die Handwerker zahlten 1733 gemeinsam nur geringfügig mehr Steuern als die beiden Mühlen zusammen. Daneben gab es noch zwei Gassenwirtschaften, zwei Kleinhändler sowie die Obere und Untere Kleinmichelesmühle im Reichenbachtal. Am 7. August 1785 vernichtete ein »erschröckliches Hagelwetter« Sommer- und Winterfrucht.

Ersterwähnung: 1360 [zwischen 1360 und 1370]
Kirche und Schule: Erstmals namentlich genannt wurde die Kirche im Liber Marcarum (circa 1360–1370) als Filiale Bernhausens: »Bernhusen cum capella Blattenhart«. Der Schultheiß und 42 Einwohner Plattenhardts stifteten 1394 eine Pfründe zu Ehren der Heiligen Maria, Markus, Lukas und Antonius in der Kapelle zu Plattenhardt und erwarben anschließend dafür Vogtei, Gericht und mehrere Gülten in Harthausen. Als Patrozinien erscheinen 1394 Unsere Liebe Frau, Lukas, Martin und Alle Heiligen. Einem Vermerk des Taufbuchs von 1704 ist zu entnehmen: »Der Heilige soll Antholinus heißen«. In der weiteren Überlieferung ist daraus Antholianus geworden. Die Lösung von der Mutterkirche erfolgte 1404 auf Bitten Graf Eberhards, genehmigt durch den Bischof von Konstanz. Das Patronat lag bei den Grafen von Württemberg. Der erste namentlich bekannte Pfarrer ist Albert Blicklin (1474), als letzter katholischer Pfarrer trat Paul Böpple zur Reformation über. Zum Sprengel gehörten mehrere Mühlen und als Filialgemeinde Harthausen (bis 1554). Grabungsergebnisse von 1964/65 zeigten eine einschiffige romanische Saalkirche aus der Zeit von circa 1050–1100 mit Erweiterungen um 1200. Von der 1480 errichteten spätgotischen Hallenkirche sind Chor und Sakristei erhalten. Das jetzige einschiffige Langhaus wurde um 1500 gebaut. Im Rahmen einer Renovierung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der Turm mit einem Fachwerkgeschoss aufgestockt. 1573 wurde erstmals ein Lehrer erwähnt, 1661 besuchten 45 Knaben und 20 Mädchen den Unterricht, ab Ende des 17. Jahrhunderts näherte sich das Geschlechterverhältnis an. Im Schiff der turmlosen spätgotischen evangelischen Kirche unter dem Tonnengewölbe flache Balkendecke mit Gitterstäben eingezogen, der vieleckige Chor netzgewölbt. Halblebensgroßes Kruzifix (1510/20). Zwei spätmittelalterliche Meßkelche, Heiligenfigur aus Holz 2. Hälfte 14. Jahrhundert) in zugemauerter Sakramentsnische 1964 entdeckt. Katholische Kirche zu Unserer lieben Frau 1956/57 erbaut, zur Pfarrei Bonlanden gehörig.
Patrozinium: Unserer Lieben Frau, Lukas, Martin und Alle Heiligen
Ersterwähnung: 1394

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