Rohrbach am Gießhübel - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1252

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Obgleich als Siedlung des merowingerzeitlichen Landesausbaus anzusprechen, findet Rohrbach erst 1252 urkundliche Erwähnung (»Rorbach«). Sein Name beschreibt die Lage an einem von Schilfrohr umgebenen Gewässer. Der unterscheidende Zusatz am Gießhübel erscheint erstmals 1395 (»by dem Gysobel«) und ist in seiner Bedeutung umstritten; er könnte sich auf einen Mühlkanal beziehen. Der Flurname Stadelsbühl im Südwesten des Dorfs lässt auf eine frühe Gerichtsstätte schließen (Stahlbühl); im Gewann Judenkirchhof ist eine ehemalige Begräbnisstätte zu vermuten, im Ziegelgrund eine abgegangene Ziegelhütte. Künftig erklärungsbedürftig sind nicht zuletzt die beiden alten, voneinander abgesetzten Siedlungskerne, die möglicherweise von zwei separaten grundherrschaftlichen Komplexen herrühren. Um die Wende zum 19. Jahrhundert umfasste der Ort etwa hundert Häuser. Das dicht gedrängte Haufendorf am südwärts geneigten Hang eines linksseitigen Nebenbachs der Elsenz vergrößerte sich in neuerer Zeit überwiegend im Nordwesten und Südwesten durch neue Wohnsiedlungen.
Historische Namensformen:
  • Rorbach 1252
  • Rorbach by dem gysobel 1395
Geschichte: Möglicherweise gehörte Rohrbach im hohen Mittelalter zum salisch-staufischen Hausgut; später gelangte es in den Besitz von Ministerialen aus dem Umkreis der Pfalz Wimpfen. Von den Weinsberg kam der Ort zunächst 1317 pfandweise, dann 1338 kaufweise an die Sickingen und von diesen 1385 wiederum käuflich an das Kloster Odenheim. Der seit dem 16. Jahrhundert von Kurpfalz erhobene Anspruch auf die landesherrliche Obrigkeit führte zu langwierigen Konflikten, die erst 1776 mit dem Verzicht der Pfalz gegenüber dem Hochstift Speyer beigelegt werden konnten. Schließlich wurde Rohrbach 1802/03 mit der Säkularisation badisch. Die im Feuchtgebiet am südöstlichen Ortsende (Flurname Schlossgärten, Schlosswiesen) gelegene Burg, allem Anschein nach ein typischer Ministerialen- beziehungsweise Rittersitz, ist seit 1377 bezeugt und gelangte mit der Herrschaft an Odenheim. 1724 als Haus genannt Schloss bezeichnet, gehörten dazu rund 64 Morgen Äcker und 4 Morgen Wiesen. Die grundherrlichen Verhältnisse im späten Mittelalter bestätigen einmal mehr die Genese der örtlichen Herrschaft aus reichsministerialischem Innwärtseigen. Bereits 1252 finden zwei Höfe der Göler von Ravensburg Erwähnung, die ersatzweise einem Edelherrn von Helmsheim zu Lehen aufgetragen wurden. Weinsbergisches Lehen war ein Hof (44 Morgen Äcker), den 1419/30 die von Gemmingen genannt Giener und seit 1478 die Speth von Sulzburg innehatten; er kam über die Göler (1617/54) an das Stift Odenheim. Einen weiteren Hof kaufte das Stift im 16. Jahrhundert von den Ehrenberg. Den größten Grundbesitz hatte Odenheim aber zweifellos schon 1385 als Zubehör der Ortsherrschaft erworben. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bestand der Stiftsbesitz neben dem Schlossgut aus vierzehn Erbbestandshöfen, deren größter rund 169 Morgen und deren kleinster rund 56 Morgen Äcker und Wiesen umfasste. Den Zehnt bezogen zu zwei Dritteln das Stift Sinsheim beziehungsweise nach dessen Aufhebung Kurpfalz und zu einem Drittel der Ortspfarrer als Teil seiner Besoldung. Daneben bestanden Sonderdistrikte, in denen das Karmeliterkloster Hirschhorn sowie nacheinander die Gemmingen-Giener (1430), Speth (1478), Göler (1617), Hillesheim (1731) und Bretzenheim (1792) zehntberechtigt waren. An der Spitze der Gemeinde stand 1724 ein Anwalt. Dem Gericht gehörten sechs Schöffen an, allerdings waren nur die spannfähigen Hofbauern zugelassen, was 1735/37 die Handfröner zu einer Beschwerde veranlasste. Spätestens seit 1724 führte das Dorfgericht ein eigenes Siegel; es zeigt St. Valentin mit einem Kranken und trägt die (verdorbene) Umschrift: »DES FREIADELISHE RITTERSTIFTS BRVSAL DORF ROHRBACH DES DORFF SIGIL AM GISIBEL«. Bis ins 18. Jahrhundert war die Rohrbacher Mühle Eigentum der Gemeinde, wurde jedoch dann verkauft. Ab 22.6.1807 Oberamt Gochsheim, 24.7.1813 Bezirksamt Eppingen, 1.4. 1924 Bezirksamt bzw. 25.6.1939 Landkreis Sinsheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: Gegen Ende des friedlosen 17. Jahrhunderts hatte Rohrbach rund zweihundert Einwohner (1683 44 Familien); zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren es bereits mehr als dreimal so viele. Ihren Lebensunterhalt fanden sie vorwiegend im Ackerbau; die drei Zelgen trugen die Namen Frühlingsflur, Speyrer Straßen-Flur und Gerhardsgrund (1724). Zur Weinproduktion unterhielt die Herrschaft am Ort eine Kelter (1736). Eine Mühle gab es gewiss schon im Mittelalter, ausdrücklich erwähnt wird sie aber erst 1512; zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird von einer zweiten Mahlmühle berichtet.

Name: Burg
Datum der Ersterwähnung: 1377

Ersterwähnung: 1395
Kirche und Schule: Bereits zur Zeit ihrer ersten Erwähnung (1395) scheint die Kirche St. Valentin (1410) in Rohrbach Mittelpunkt einer eigenen Pfarrei gewesen zu sein. Deren Kollatur oblag im ausgehenden Mittelalter dem Stift Sinsheim und nach dessen Aufhebung 1565 der Kurpfalz. Trotz strittiger Landesherrschaft setzte die Pfälzer Patronatsherrschaft 1574 die Reformation calvinistischer Prägung durch, die aber im Lauf des Dreißigjährigen Krieges wieder nahezu ganz überwunden wurde. 1776 fand das katholische Bekenntnis vertragliche Anerkennung, und bis heute kommt die traditionell katholische Prägung des Dorfs in zahlreichen Wegkreuzen und Kapellen zum Ausdruck. Die katholische Pfarrkirche wurde 1789/90 neu gebaut und in frühklassizistischem Stil ausgestattet; im Turm stecken vermutlich Reste eines alten Chorturms. Ein Schulmeister ist seit 1707 bezeugt. Die Reformierten und Lutheraner, heute die Evangelischen zur Pfarrei Eppingen.
Patrozinium: St. Valentin
Ersterwähnung: 1410

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