Unterboihingen - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1328

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
In Unterboihingen befanden sich jungsteinzeitliche Siedlungen vom alten Ortskern (Kreuzstraße) ausgehend Richtung Süden und Südwesten. Ihre Ausläufer wurden im Bereich der Autobahn A 8 angeschnitten. Keltische Überreste wurden im Gewann Steigäcker bei der Autobahn nachgewiesen. In den Steigäckern siedelten auch die Römer. 1835 berichtete Eduard Paulus von Grabungen, die vor Jahren dort stattgefunden hatten. Man sei auf bedeutende römische Mauerfunde gestoßen. 1961 entschloss sich das Landesdenkmalamt, den Hinweisen von Eduard Paulus nachzugehen. Im Zuge einer Grabung wurde an dieser Stelle eine große römische Badanlage freigelegt, die zu einem Gutshof gehörte. Das Unterboihinger Römerbad nutzten die Alemannen als Friedhof. In der Nähe dieses Grabplatzes wurden in Richtung Oberboihingen weitere alemannische Gräber nachgewiesen. Ein weiteres Gräberfeld fand sich im Bereich der heutigen Stadtmitte (Löwenapotheke, Germania), wo erst kurz nach 1900 die ersten Häuser gebaut wurden. Bis ins 19. Jahrhundert hinein erstreckte sich die Bebauung, die aus etwa 40 Häusern bestand, kreisförmig um Pfarrkirche und Pfarrhaus. Die großen Höfe lagen, von großzügigen Freiflächen umgeben, im Norden, die Häuser der ärmeren Bevölkerung reihten sich im Süden des Dorfes dicht gedrängt aneinander. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bildeten sich zwei Siedlungsfinger in südöstlicher und südwestlicher Richtung.
Historische Namensformen:
  • Nidern Biugingen 1328
Geschichte: Zu Anfang des 12. Jahrhunderts erscheint ein Eberhard von Boihingen (»de Buggingen«) als Wohltäter des Klosters Hirsau. 1229 vermachte Heinrich von Boihingen (»de Bogingin«) einen Hof an das Kloster Salem. Erst 100 Jahre später aber ist Unterboihingen von Oberboihingen zu unterscheiden: 1328 ist erstmals »Nidern Biugingin« genannt. 1336 verkauften die Grafen von Hohenberg Unterboihingen an die Grafen von Aichelberg: Albrecht, Hugo und Heinrich, Grafen von Hohenberg, veräußerten nach dem Tod ihres Vaters Rudolf Köngen, Unterboihingen und Hirnholz, samt dem Landgericht, der halben Grafschaft Boihingen, die Mannlehen und der Fähre über den Neckar an ihren Onkel Albrecht von Aichelberg. Dieser verkaufte die Ortsherrschaft 1356 an Küzi aus der Familie Rüß. Von dieser gelangte sie 1438 an die Schilling von Cannstatt. 1479 verkauften sie ihren Unterboihinger Besitz an Ludwig von Wernau. Den weltlichen Besitz von Unterboihingen erbte nach dem Aussterben der Herren von Wernau im Mannesstamm 1684 Johanna von Wernau, die 1685 Georg Wilhelm Specht von Bubenheim heiratete. Unterboihingen wurde nun Gegenstand eines jahrzehntelangen Erbstreits, der erst 1730 beigelegt wurde. Hintergrund dieser Auseinandersetzung war, dass zwar alle weiblichen Mitglieder der Familie von Wernau über Generationen hinweg bei ihren Eheschließungen auf Erbansprüche verzichtet hatten, dieser Verzicht aber nur so lange galt, wie das Geschlecht in männlicher Linie bestand. Das aber war nach dem Tod von Konrad Wilhelm nicht mehr der Fall, dessen Bruder Maximilian Gottfried, der Vater von Johanna, war schon 1680 gestorben. Specht von Bubenheim wollte 1730 den Unterboihinger Besitz an Franz Gottlieb von Palm verkaufen. Er wurde aber von der Mätresse von Herzog Eberhard Ludwig, Wilhelmine von Grävenitz alias Gräfin von Würben, mit unterschlagenen Geldern erworben. Nach deren Sturz 1735 wurde Unterboihingen vom Herzogtum beschlagnahmt und 1739 an Wilhelm Ludwig Thumb von Neuburg weitergegeben, der Unterboihingen gegen die halbe Herrschaft Köngen – verbunden mit einem Aufgeld – eintauschte. 1805 wurde Unterboihingen erneut württembergisch und 1806 als Patrimonialamt dem Amt Nürtingen unterstellt. Das Thumbsche Schloss am Nordwest-Rand wurde 1274 als Landedelsitz an Stelle einer seit Anfang des 14. Jahrhunderts genannten Burg erbaut. Die 1600/02 nach Plänen Heinrich Schickhardts erbaute Neckarbrücke wurde 1945 gesprengt und 1946 wieder aufgebaut. 1805 wurde Unterboihingen württembergisch, 1940 mit Wendlingen vereinigt.
Wirtschaft und Bevölkerung: Bis ins 19. Jahrhundert hinein besaß der Ort etwa 300 Einwohner, die in der katholischen Enklave, die Unterboihingen bildete, weitgehend auf sich gestellt waren. Heiraten im Verwandtenkreis waren üblich. Eine kleine Gruppe arbeitete neben der Landwirtschaft als Weber. An Handwerkern gab es vor allem Maurer und Zimmerleute, die überwiegend auswärts Arbeit suchten. Der Ort besaß die wärmste Lage im Oberamt und deshalb die frühesten Ernten. Besonders die Pfarrer bemühten sich, die Landwirtschaft zu verbessern, was offenbar gelang, da man den besseren Nahrungsstand der Einwohner am Aussehen, am Benehmen und an der gefälligeren Tracht erkannt habe.

Name: Schloss Unterboihingen (Thumb'sche Schloss).
Datum der Ersterwähnung: 1300 [14. Jahrhundert]

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: 1275 wird die heutige Friedhofskapelle als Pfarrkirche im Hirnholz genannt, die dem Heiligen Kolumban geweiht war. Der Widumhof (heute Kirchstraße 21) mit den kirchlichen Rechten kam 1336 an Burkart von Mannsberg. 1424 veräußerte Vollmar von Mannsberg den Hof an das Esslinger Katharinenhospital. 1426 wurde die Pfarrkirche zu Hirnholz in das Hospital inkorporiert. 1363 verkaufte Albrecht von Aichelberg zwei bedeutende kirchliche Höfe (heute Kirchstraße 17 und 19), den Keimen- und den Bartenbacher Hof, ebenfalls an das Esslinger Katharinenhospital. 1490 wurde an der Stelle der heutigen Kirche im Dorf eine Kapelle errichtet, die 1593 zur Sankt Kolumbankirche erweitert wurde. Erst 1910 musste diese – bis auf den Turm – einem Neubau weichen. Die seitherige Pfarrkirche auf dem Berg wurde zu einer Marienkapelle umgewidmet. Wie die Ortsherren, die Herren von Wernau, blieb auch Unterboihingen katholisch. Noch vor seinem frühen Tod kaufte Konrad Wilhelm von Wernau, seit 1683 Fürstbischof von Würzburg, den kirchlichen Besitz und damit die kirchlichen Rechte vom Esslinger Spital. Er vermachte sie dem Prämonstratenserfrauenkloster Unterzell bei Würzburg, wo seine Schwester Maria Barbara bis zu ihrem Tod 1681 Priorin gewesen war. Mit dem Kloster Unterzell kam der Besitz 1803 an Bayern, das den Pfarrsatz 1804 an Württemberg abtrat. Die Höfe wurden an die Pächter verkauft. Erst 1833 veräußerte Bayern das Pfarrhaus, die Zehntscheuer und die Zehntrechte an die Gemeinde. Als 1807 neben der Sankt Kolumbanskirche ein Rathaus gebaut wurde, brachte man auch die Schule in diesem Gebäude unter. Friedhofskapelle Unserer Lieben Frau, ein innen barockisierter Bau von 1493 mit älterem Turm und einzelnen romanischen Bestandteilen, enthält Grabdenkmäler des 16.-18. Jahrhunderts. Katholische Pfarrkirche St. Kolumban, Neubau von 1910 im älteren Turmuntergeschoss. Evangelische Pfarrkirche von 1900, zweite Kirche von 1962.
Patrozinium: Hl. Kolumban
Ersterwähnung: 1591
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)