Hengstfeld - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1230

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Aus der Bronzezeit stammen nur wenige Einzelfunde in Hengstfeld, aus der Eisenzeit hingegen wurden 1994 die Reste einer Siedlung angeschnitten. Schon 1959 waren im Ort selbst Scherben gefunden worden, die vielleicht als frühmittelalterliche Siedlungskeramik gedeutet werden können. Damit ist für die Gemarkung vorrömische wie frühmittelalterliche Siedlungstätigkeit belegt. Mit diesem Fund erneuert sich die Diskussion, ob nicht doch das 858 in einer Fuldaer Urkunde genannte Hengstfeld mit diesem Ort identifiziert werden müsste. Eine Siedlungskontinuität wird hingegen wohl verneint werden müssen. Die heutige Anlage des Orts geht daher wohl auf die jüngere Ausbauzeit des 13. Jahrhunderts zurück. Der Name ist als Ableitung eines Personennamens oder als ›Hengstwiese‹ zu deuten. Vom Siedlungskern an der Kirche und der nördlich davon gelegenen Niederadelsburg aus wuchs die Siedlung als typisches Zeilendorf entlang der Durchgangsstraße nach Westen und Osten. Lediglich in Richtung Süden fand noch eine Erweiterung um wenige Häuser statt. Die unveränderliche Zahl der Gemeinrechte limitierte die Hofstellen bis ins 18. Jahrhundert, lediglich Wirtschaftsgebäude und Köblerhäuser traten hinzu. Mit Verheerungen im Städtekrieg 1449, dem Schmalkaldischen Krieg 1547 und dem 30-jährigen Krieg erlitt das Dorf eine leidvolle Geschichte von Zerstörungen. Schon vor diesen Konflikten dürften die Wohnplätze Bach, Hart und Siechheim abgegangen sein. Auf der heutigen Gemarkung des Teilorts bestehen noch die Weiler Roßbürg, Schönbronn und Asbach. Die erste urkundliche Erwähnung Roßbürgs findet sich 1328, als Lutz Dürre »von der Rosseburge« als Vertreter des Ortsadels genannt wird. Das genaue Verwandtschaftsverhältnis dieses Zweigs mit den Dürre von Hengstfeld ist ungeklärt. 1354 erwarb dann die Familie von Wollmershausen Roßbürg. Mit ihrem Stammsitz in Amlishagen hatten sie nur wenig Interesse am Erhalt der Burg selbst; nachdem Burg und Burgsiedlung im Städtekrieg 1449 abgebrannt waren, blieben sie daher Ruine. Der Gutsbezirk wurde noch einige Jahrzehnte als herrschaftliche Schäferei genutzt. Erst mit der Auflösung der Schäferei 1497 entstand der eigentliche Bauernweiler Roßbürg mit sechs Gemeinrechten der Herren von Wollmershausen, von denen vier als Lehen 1708 an Ansbach zurückfielen. Über die innerdörfliche Vogtei verfügte der Grundherr, außerhalb des Dorfbezirks lag sie wie die Hochgerichtsbarkeit bei Ansbach. Im Falle Schönbronns wie Asbachs erschweren namensgleiche Orte im Kreis die Zuordnung einer Ersterwähnung, doch dürfte es sich bei dem 1345 als Hohenloher Lehen in der Hand der Familie Dürre von Crailsheim genannten »Schonbrunne« um diesen Weiler handeln. Zusammen mit Roßbürg verkaufte die Familie auch hier Besitz an die von Wollmershausen. Den größeren Teil ihrer Güter veräußerten sie jedoch 1614 an die Reichsstadt beziehungsweise an die Johanniterkommende in Rothenburg. Die Vogtei über die Höfe innerhalb des Dorfbezirks lag bei den Grundherren, diejenige außerhalb zusammen mit der Hochgerichtsbarkeit bei Ansbach. Der rothenburgische Schultheiß, zugleich Wirt des rothenburgischen Wirtshauses, nahm auch die Vogtei über die Untertanen der Stadt in Hengstfeld und Asbach wahr. Die gesicherte Ersterwähnung Asbachs ist jener Verkauf von 1378, bei dem Hans Weidner von Michelbach seinen Weiler Asbach zusammen mit fünf Gütern an das Rothenburger Spital veräußerte. Rothenburg blieb in der Folge der größte Grundbesitzer, die zehn Gemeinderechte verteilten sich auf die Stadt mit fünf, die dortige Johanniterkommende mit einem und die Familie von Wollmershausen mit vier Rechten. Die Vogtei über die Höfe lag bei den Grundherren, wobei die Johanniterkommende von Ansbach vertreten wurde, das zudem die gesamte Vogtei außerhalb des Orts und die Hochgerichtsbarkeit innehatte. Langgestreckt beiderseits der Hauptstraße liegt Hengstfeld mit einer Reihe größerer Höfe. Außer älteren Ortserweiterungen nach Süden und Westen hin entstand nordwestlich im Gewann »Zinnhöhe« (1960) ein neues Wohngebiet.
Historische Namensformen:
  • Hengesfelt 1230
  • Hengestvelt 1312
  • Hengesfeldt
  • Hengesvelt
Geschichte: »Heinricus de Hengesfeldt« beschwor 1230 den Röttinger Vertrag, einen Ausgleich im Haus Hohenlohe. Für die folgenden Jahrzehnte belegt die Beteiligung an weiteren Rechtsgeschäften der Hohenloher, dass die Familie deren Gefolgschaftsadel zuzuordnen ist. 1312 wird letztmals ein Vertreter der Familie genannt. Es ist fraglich, ob danach der 1319 in einer Rothenburger Urkunde genannte »Hiltbrant Ressche von Heingesvelt« in die Nachfolge des Ortsadels in Hengstfeld eintrat. Mit Bestimmtheit lassen sich jedoch von 1331 an mit der Erwähnung des »Walter Durre von Hengesvelt« die Dürre, eine Seitenlinie der Familie von Crailsheim, in Hengstfeld greifen. Sie bleiben als Ortsadel allerdings Episode, denn schon 1359 verkauften sie das »Wasserhauß« Hengstfeld mit Güterzubehör, Untertanen und Rechten an die Herren von Wollmershausen. Damit hatte diese Familie den Ausgangspunkt für ihr Rittergut Hengstfeld gelegt, das später dem Ritterkanton Odenwald inkorporiert war. Mit dem Erwerb der Mehrzahl der Hofstellen, von denen eine Reihe ansbachische Lehen waren, wurden die von Wollmershausen auch bedeutendste Grundherren. Ihnen gehörten 1616 von 39 Gemeinrechten 30; zwei gehörten noch den Herren von Crailsheim und zwei nach Rothenburg. Vier weitere, die einst Besitz des Klosters Anhausen gewesen waren, hatte mit dessen Säkularisation Ansbach übernommen, eines schließlich war Besitz des Spitals in Ansbach. Die Vogtei über die Güter selbst lag bei den jeweiligen Grundherren, die Vogtei außerhalb des bewohnten Dorfbezirks bei Ansbach. Die hochgerichtliche Obrigkeit war zwischen Ansbach und den Herren von Wollmershausen strittig. Als 1708 der letzte männliche Vertreter der Familie von Wollmershausen starb, fielen die Lehengüter an Ansbach zurück, das nun seinen Anspruch auf die Hochgerichtsbarkeit über den gesamten Ort durchsetzte. Entsprechend der Zersplitterung der innerörtlichen Vogtei gab es neben einem ritterschaftlichen Schultheiß, der auch als Jäger bezeichnet und für den 1679 das »Jägerhaus« erbaut wurde, noch einen markgräflichen Schultheiß. Die Gemeinde wird erstmals 1497 erwähnt. Von 1654 stammt die erste erhaltene Gemeindeordnung. Sie nennt als gewählte Amtspersonen zwei Bauernmeister und sechs Steiner. Auch gegenüber der bäuerlichen Realgemeinde verstärkte Ansbach nach 1708 seinen Herrschaftsdruck, indem es die Bestellung für das wichtige Amt des Gemeindehirten, welche bislang der Gemeinde allein zustand, von seiner Bestätigung abhängig machte. 1737/38 eskalierte der Streit, doch brach Ansbach unter Einsatz von Musketieren den Widerstand. Die Besitzgeschichte des Hengstfelder Zehnten ist komplex. Die eine Hälfte teilten sich um 1330 Lutz Dürre und sein Schwiegervater, später gehörte sie Lutz Dürre allein. Die andere Hälfte und das Patronat hatte zur selben Zeit Ritter Heinrich von Rothenburg ebenfalls als Würzburger Lehen inne. 1346 übernahm die Familie Dürre von Crailsheim von Heinrich von Rothenburg das Patronat und auch die andere Hälfte des Zehnten als Würzburger Lehen. Kurzfristig war diese Hälfte später an Ansbach veräußert, ehe sie um 1516 zurückgekauft und schon 1521 an die Familie von Wollmershausen weiterveräußert wurde. Fortan teilten sich die Familien von Wollmershausen und von Crailsheim das Patronat und den Zehnt bis zum Aussterben der von Wollmershausen 1708, womit deren Hälfte an Würzburg zurückfiel, das sie bis 1796 behielt. Als Folge seiner Niederlage gegen Napoleon musste Preußen 1806 Besitz an Bayern abtreten, darunter auch Hengstfeld. Mit den bayerisch-württembergischen Grenzkorrekturen kam der Ort 1810 an das Königreich Württemberg. Hengstfeld gehörte zum Oberamt Gerabronn, 1938 Landkreis Crailsheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Bevölkerung in Hengstfeld belief sich um 1500 auf etwas über 200 Personen und wuchs bis 1630 auf knapp 300 Personen an. Der 30-jährige Krieg und seine Begleiterscheinungen reduzierten die Einwohnerzahl stark. Dank Zuzug und hoher Geburtenraten erholte sich die Bevölkerungszahl erstaunlich rasch. 1734 zählte die Gemeinde 565 Menschen, um 1800 lebten rund 650 Einwohner im Ort. Die soziale und wirtschaftliche Spitzengruppe innerhalb der Dorfbevölkerung bildeten die Inhaber der 39 Gemeinderechte. Deutlich schlechter gestellt waren die Köbler, denn sie waren an der Gemeindeversammlung und den diversen Wahlämtern überhaupt nicht und auch an der Allmende nur eingeschränkt beteiligt. Allerdings bestanden auch unter den Inhabern der Gemeinrechte Unterschiede, da die Abgabenlast je nach Grundherren variierte. Auf den Ansbacher Höfen, für die genaue Angaben vorliegen, lag eine Gült, die mit weiteren Abgaben ab dem 17. Jahrhundert in einer Geldzahlung zusammengefasst war. Zudem waren die Höfe fronpflichtig, mussten Hauptrecht und Handlohn geben. Die Wirtschaftsstruktur war überwiegend durch die Landwirtschaft geprägt; an Gewerben bestanden eine Mühle, im 17. Jahrhundert eine Ziegelhütte und zwei Gasthäuser. Das ältere, der Schwarze Adler, gehörte den von Wollmershausen, nach 1708 ihren Erben. Das Weiße Ross wurde im 16. Jahrhundert erstmals erwähnt und fiel unter den Besitz und die Vogtei von Anhausen und kam mit dessen Säkularisation an Ansbach. Ein Viehmarkt, der 1685 erwähnt wird und schon früher stattfand, konnte im 17. und 18. Jahrhundert gegen den Widerstand Ansbachs nicht etabliert werden.

Name: Burg der von Hengstfeld – abgegangene Burg Roßbürg (1328)

Ersterwähnung: 1285
Kirche und Schule: Die Pfarrei in Hengstfeld findet sich erstmals 1285 erwähnt, zu ihrem Sprengel zählten auch die Weiler Asbach und Schönbronn. Erst 1756 wurde das Patrozinium Sankt Lambertus genannt. 1547 brannte das Kirchenschiff des ältesten bekannten Kirchenbaus ab und wurde 1592 in kleinerem Maßstab ersetzt. Mit Reparaturen wurde fortan bis zum Neubau des Schiffs 1837 jeweils nur das Notwendigste behoben. Der Turm, der 1547 verschont geblieben war, erhielt gar erst 1901 einen neuen Aufbau. Basierend auf dem Patronatsrecht führten die Herren von Crailsheim 1521 die Reformation in Hengstfeld ein. In Balthasar Schnurr (II.), Pfarrer von 1619–44 und als Autor und Bearbeiter verschiedenster Werke zum Poeta Laureatus erhoben, besaß die Pfarrei ihren namhaftesten Inhaber. Der erste Schulmeister überhaupt hatte schon vor 1572 amtiert. Fortan fand in Hengstfeld, auch über den 30-jährigen Krieg hinweg, stets Schule statt. 1619 wurde das ehemalige Beinhaus zum Schulgebäude umgebaut und blieb es mit Erweiterungen bis ins 19. Jahrhundert. Zuvor hatte der Schulunterricht in der Kirche oder in Privaträumen stattgefunden. Der heutige Bau der evangelischen Pfarrkirche wurde 1837 errichtet, aus dem Mittelalter ist nur der untere Teil des ehemaligen Chorturms erhalten. 1901 wurde der Turm zur jetzigen Höhe von 47 m aufgestockt. Bei der Renovierung 1969/70 wurde der Chorbogen wieder geöffnet. Katholiken zur Pfarrei Rot am See.
Patrozinium: St. Lambertus
Ersterwähnung: 1756
Jüdische Gemeinde: Mit der Durchsetzung der ansbachischen Ortsherrschaft nach 1708 beginnt die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Hengstfeld. Der damalige Ortspfarrer Balthasar Mützel (I.) stellte sich heftig gegen diese Entwicklung und vertrieb einen christlichen Mitbürger, der die Niederlassung jüdischer Neubürger unterstützt hatte, aus der Gemeinde. Trotz dieser Abwehr wuchs die jüdische Gemeinschaft bis 1735 auf 15 Familien an, um 1800 waren von rund 650 Einwohnern knapp 10 Prozent Juden. Obwohl einzelne Juden Landwirtschaft betrieben und durch Kauf von Höfen auch Gemeinrechte erwarben, suchte der Großteil im Handel sein Einkommen. 1739 wurde in einem Privathaus eine erste Synagoge eingerichtet, ab 1752 bot die jüdische Gemeinschaft auch Schulunterricht an, doch besuchten einige Schüler weiterhin die christliche Schule.

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