Baden - Revolution und Freistaat

Aufruf der vorläufigen Volksregierung an die badischen Soldaten, 16. November 1918 (StAF W 110/1 Nr. 108)
Aufruf der vorläufigen Volksregierung an die badischen Soldaten, 16. November 1918 (Landesarchiv BW, StAF W 110/1 Nr. 108)

Der Erste Weltkrieg brachte Baden am südlichen Oberrhein zwar zeitweilig in Frontnähe, unmittelbar kriegerische Einwirkung war aber nur durch verschiedene Luftangriffe auf Freiburg, Karlsruhe und Mannheim zu verspüren. Als sich das Ende des kaiserlichen Deutschlands andeutete, erhoben sich auch in Baden die hauptsächlich von der Sozialdemokratie gestellten Forderungen nach Einführung des Parlamentarismus und eines anderen Wahlrechts. Als die Regierung noch zögerte, ergriffen auf Drängen der Linken die Mehrheitsparteien, das Zentrum zögernder als die Nationalliberalen, die Initiative. Am 9. November bildeten sich in Mannheim, Lahr und Offenburg Soldatenräte, auch in Karlsruhe setzte eine revolutionäre Versammlung einen solchen gegen die Versuche der Mehrheitsparteien, die Revolution zu entschärfen, durch. Doch konnten schließlich die Parteien unter Einbeziehung der unabhängigen Sozialdemokraten und der Soldatenräte eine gemäßigte Regierung bilden. Die noch nicht entschiedene Abschaffung der Monarchie, auch viele Sozialdemokraten waren nicht darauf festgelegt, wurde nach weiteren revolutionären Umtrieben unumgänglich. Am 13. November verzichtete Friedrich II. auf die Ausübung der Regierungsgewalt, am 21. November auch endgültig auf den Thron und wurde verhältnismäßig großzügig abgefunden. Die Macht der im Land überall gebildeten Räte war relativ bescheiden, da außerhalb der industriellen Zentren keine Wirkungsmöglichkeiten für die Linke bestanden. Diese machte zwar mehrmals in ausgesprochenen Putschversuchen Anstalten, die Macht an sich zu reißen, so in Mannheim im Februar 1919, wo eine süddeutsche Räterepublik ausgerufen wurde, im März 1919 und im Oktober 1923 und in Lörrach im September 1923, aber gerade die Sozialdemokraten und ihr langjähriger Innenminister Adam Remmele haben diese Versuche immer rasch unterdrückt. Baden gehörte weitgehend zur durch den Vertrag von Versailles entmilitarisierten Zone. Die Schwierigkeiten des Ruhrkampfes bekam es besonders zu spüren. Teile von Mannheim, der Karlsruher Hafen und das Gebiet von Kehl bis Offenburg wurden 1923 von den Franzosen besetzt.

Verfassungstag im Ehrenhof des Karlsruher Schlosses, 11. August 1929 (StAF T 1 Blankenhorn Nr. 79a_0527)
Verfassungstag im Ehrenhof des Karlsruher Schlosses, 11. August 1929 (Landesarchiv BW, StAF T 1 Blankenhorn Nr. 79a_0527)

Die Wahlen zur Nationalversammlung von 1920 haben den Linksextremisten eine klare Absage erteilt. Die badische Verfassung brachte das Einkammersystem, allgemeines Verhältnis-Wahlrecht auch für die Frauen, und breiten Raum für Volksabstimmungen. An der Spitze des Landes stand der jährlich wechselnde Staatspräsident. Die Koalitionsregierungen wurden bis 1925 von Sozialdemokratie, Zentrum und Demokraten, mit denen ein Großteil der Nationalliberalen sich verschmolzen hatte, gestellt. 1925 schieden die Demokraten wegen innerparteilicher Händel um ihren eigenen Minister und zeitweiligen Staatspräsidenten Willy Hellpach aus. Erst 1931 wurde die sich in Baden als Nachfolgerin der Nationalliberalen erst verhältnismäßig spät bildende Deutsche Volkspartei (DVP) in die Koalition aufgenommen. In der Krise Ende 1932 regierte das Zentrum ohne SPD mit der DVP und der Wirtschaftspartei. Seine wichtigsten Männer waren der Finanzminister Heinrich Köhler und der Jurist Joseph Schmitt, Staatspräsident 1928/30 und 1931/33. Im Gegensatz zur wilhelminischen Ära stellte Baden während der Weimarer Zeit eine ganze Reihe führender Männer in der Reichspolitik, allen voran den außerhalb des Landes zur Führung der Sozialdemokratie aufgestiegenen Friedrich Ebert, Reichspräsident 1919 bis 1925. Die Arbeit der Regierung war in der Hauptsache der Bewältigung der vielen Krisen und Nöte gewidmet, darüber hinaus wurde in einer demokratischen Gemeindeordnung (1921), im Ausbau der beruflichen Schulbildung, der Sicherung der Stromversorgung des Landes durch Kraftwerke, dem Beginn der Neckarkanalisierung und der Vorarbeit für die Rheintalautobahn Entscheidendes geleistet.

Beisetzungsfeierlichkeiten für Reichspräsident Friedrich Ebert in seiner Geburtsstadt Heidelberg, 1925 (StAF T 1 Blankenhorn Nr. 78_0040)
Beisetzungsfeierlichkeiten für Reichspräsident Friedrich Ebert in seiner Geburtsstadt Heidelberg, 1925 (Landesarchiv BW, StAF T 1 Blankenhorn Nr. 78_0040)

(Quelle: Bearbeitete Fassung aus dem Abschnitt Landesgeschichte, in: Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Band I, Stuttgart, 2. Aufl. 1977)

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