Auf den Vogesen

Von Rainer Brüning

 

Paul Gläser

Unteroffizier
22.4.1883 – 14.6.1942

 

„Am 22.5. machte ich eine Patrouille auf die Spitze des Ebenecks (Höhe 859 [m]), wo sich der Beobachtungsposten der Bayern befand. Durch das Scherenfernrohr genoß ich einen mir unvergeßlich bleibenden Blick über das schwere Kampfgebiet in diesem umtobten Teil der Hochvogesen.“
(Rimbach, 22. Mai 1915)

 

Paul Gläser beugte sich nicht dem im Mai 1915 für Offiziere und Soldaten der Armeeabteilung Gaede erlassenen Verbot, ein Tagebuch zu führen. Leider verbrannte er später die rund 800 Briefe und Postkarten, die er und seine Frau Susanne sich in den vier Kriegsjahren geschrieben hatten. (Quelle: Landesarchiv BW, GLA S Kriegsbriefe, Nr. 52)
Paul Gläser beugte sich nicht dem im Mai 1915 für Offiziere und Soldaten der Armeeabteilung Gaede erlassenen Verbot, ein Tagebuch zu führen. Leider verbrannte er später die rund 800 Briefe und Postkarten, die er und seine Frau Susanne sich in den vier Kriegsjahren geschrieben hatten. (Quelle: Landesarchiv BW, GLAK S Kriegsbriefe, Nr. 52)

Seit 1905 lebte der in Olbernhau bei Chemnitz geborene Paul Gläser in Mannheim, wo er als Sekretär des Altertumsvereins für den Aufbau eines stadtgeschichtlichen Museums arbeitete. Nachdem Gläser am 5. August 1914 mit dem Landwehr-Infanterie-Regiment 40 – von der Mannheimer Bevölkerung begeistert verabschiedet – ins südliche Elsass ausgerückt war, nahm er 14 Tage später am Gefecht bei Dornach teil. Dort erlitt seine Einheit schwere Verluste, als sie unerwartet aus den Häusern heraus von Zivilisten beschossen wurde. Gläser und seine Männer nahmen vier Männer und eine Frau mit der Waffe in der Hand gefangen, die sofort standrechtlich erschossen wurden. Aufmerksam notierte der kunstgeschichtlich interessierte Gläser die Verwüstungen in den Ortschaften der Kampfzone, besonders aber die Zerstörung der Kirchen, deren Türme von beiden Seiten als Feuerleitposten für die Artillerie genutzt wurden. Ein feierlicher Augenblick war für ihn die Begegnung mit einem französischen Arzt bei der Bergung von Toten auf dem Schlachtfeld.

Nach Kämpfen bei Ammerzweiler, Oberburnhaupt und auf dem Hohrodberg war Gläser von September 1915 bis Kriegsende für das Etappen-Güter- und Paket-Amt in Gebweiler, Colmar und Freiburg tätig. Im Juni 1916 erhielt er für seinen Einsatz an vorderster Front das Eiserne Kreuz Zweiter KIasse verliehen. Seine stenographischen Tagebucheinträge enden bereits im Oktober 1916, da er nichts von dem mehr für berichtenswert erachtete, was ihm weiterhin passierte. Nach Kriegsende kehrte er nach Mannheim zurück, dessen Zerstörung er im Zweiten Weltkrieg noch miterlebte.

 

Der umkämpfte Vogesenkamm aus der Sicht der Beobachtungsstelle des Artillerie-Kommandos in Lutterbach bei Mülhausen im Frühjahr 1915. Neben anderen Bergspitzen ist auch der Ebeneck markiert, von dem aus Paul Gläser das Schlachtfeld betrachtete. Lebensspuren eines Soldaten: der Stammrolleneintrag von Paul Gläser. (Quelle: Landesarchiv BW, GLA 456 F 85, Nr. 71, Foto 1-12 )Der umkämpfte Vogesenkamm aus der Sicht der Beobachtungsstelle des Artillerie-Kommandos in Lutterbach bei Mülhausen im Frühjahr 1915. Neben anderen Bergspitzen ist auch der Ebeneck markiert, von dem aus Paul Gläser das Schlachtfeld betrachtete. Lebensspuren eines Soldaten: der Stammrolleneintrag von Paul Gläser. (Quelle: Landesarchiv BW, GLA 456 F 85, Nr. 71, Foto 1-12 )

Der umkämpfte Vogesenkamm aus der Sicht der Beobachtungsstelle des Artillerie-Kommandos in Lutterbach bei Mülhausen im Frühjahr 1915. Neben anderen Bergspitzen ist auch der Ebeneck markiert, von dem aus Paul Gläser das Schlachtfeld betrachtete. Lebensspuren eines Soldaten: der Stammrolleneintrag von Paul Gläser. (Quelle: Landesarchiv BW, GLAK 456 F 85, Nr. 71, Foto 1-12 )

 

 

 

 

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