Die elsässische Identität

Von Laëtitia Brasseur-Wild

 

Marie-Joseph Bopp

Lehrer
2.1.1893 – 7.12.1972

 

„Scheen esch di Walt, saj i eich, awer wanns mer oi noàch so güat ganga esch, unser Landel do hawi nia vergassa kenna. Kenn Elsasser vergesst sini Heimet.“
(Aus dem satirischen Theaterstück: Zwesche Fihr un Liecht, 1922)

 

Nach dem Ersten Weltkrieg absolvierte Marie-Joseph Bopp eine Ausbildung in Saint-Omer (Pas-de-Calais), um die französischen Unterrichtstechniken zu erlernen. (Quelle: Wilsdorf: In Memoriam)
Nach dem Ersten Weltkrieg absolvierte Marie-Joseph Bopp eine Ausbildung in Saint-Omer (Pas-de-Calais), um die französischen Unterrichtstechniken zu erlernen. (Quelle: Wilsdorf: In Memoriam)

Geboren in Schlettstadt, studierte Marie-Joseph Bopp Philologie an der Universität Straßburg und promovierte 1916. Als Lehrer unterrichtete er dann bis 1960 Französisch, Latein, Griechisch und Deutsch am Lycée Bartholdi in Colmar. 1914 wurde er als Soldat eingezogen, jedoch bald für untauglich erklärt, so dass er insgesamt nur sechs Monate Militärdienst in Pommern absolvieren musste. Sein Vater, Landwirt und Käseverkäufer, hatte 1870/71 für Frankreich gekämpft und optiert. Bevor er einige Jahre später ins Elsass zurückkehren konnte, musste er die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen. Dies war der Grund, weshalb seinem Sohn Marie-Joseph von den französischen Behörden 1919 nur die Identitätskarte „B“ zugeteilt wurde, die für diejenigen Elsässer vorgesehen war, die einen ausländischen Elternteil hatten. In den 1920er Jahren publizierte Bopp verschiedene Theaterstücke, von denen eines (Zwesche Fihr und Liecht), das die Commissions de Triage zur Überprüfung der deutschfreundlichen Elsässer kritisiert hatte, zensiert wurde. 1924 schloss er sich der autonomen und klerikalen Bewegung im Elsass an und engagierte sich für die Verteidigung seiner regionalen Besonderheiten. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er von den deutschen Besatzern wegen seiner Opposition gegen den Nationalsozialismus vielfach verdächtigt und 1944 verhaftet. Als großer Spezialist für die Literatur- und Sozialgeschichte des Elsass vom 18. bis 20. Jahrhundert sammelte er Dokumente aller Art. Von besonderer Bedeutung ist jedoch sein biographisches Nachschlagewerk über die evangelischen Geistlichen im Elsass. Er publizierte in vielen historischen Jahrbüchern und wurde 1961 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.

 

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