Desertieren

Von Laëtitia Brasseur-Wild

 

 

Xaver Franz Strauß

Fliegeroffizier
Geboren am 13.7.1894

 

 

„Er [Strauß] sagte zu mir, ich solle jetzt das Tor aufmachen, damit er rauskönne. Ich tat dies, und als der Offizier draußen war, sagte er: Danke.“
(Aussage von Landsturmmann Theodor May über die Geschehnisse am Feldtor zwischen Wenzweiler und Schönbuchmühle bei Basel am 12./13. August 1918 zwischen 12 und 1 Uhr nachts)

 

An das Armeeoberkommando B am 11. September 1918 übersandtes Foto zur Identifikation von Strauß nach seiner Ankunft in der Schweiz.(Quelle: Landesarchiv BW, GLA 456 F 3, Nr. 114 Foto 1 )
An das Armeeoberkommando B am 11. September 1918 übersandtes Foto zur Identifikation von Strauß nach seiner Ankunft in der Schweiz.( Quelle: Landesarchiv BW, GLAK 456 F 3, Nr. 114 Foto 1 )

Der in Heimsbrunn geborene deutsche Fliegeroffizier Franz Xaver Strauß war im August 1914 zunächst zur Festungskompanie 112 eingezogen worden. Während der folgenden vier Jahre übernahm er verschiedene Posten und war im August 1918 an der Fliegerschießschule von Asch in Belgien tätig. Auf seinem Heimaturlaub vom 23. Juli bis 1. August 1918 hatte er seine Familienangehörigen in Mülhausen besucht, die dort als Flüchtlinge lebten. Am 13. August präsentierte er sich jedoch bei der schweizer Grenzwache in Schönenbuch und erklärte, er sei mit dem Fahrrad von Mülhausen gekommen und wolle zum französischen Konsulat gebracht werden, um in die französische Armee eintreten zu können. Nach den Gründen für seine Desertion befragt, betonte Strauß gegenüber den schweizer Behörden seine Abscheu vor dem Krieg. Der von seinen Vorgesetzten ebenfalls befragte deutsche Grenzposten Theodor May berichtete, wie er in der Nacht vom 12. zum 13. August einen Offizier habe passieren lassen, ohne ihn weiter zu überprüfen, da dieser sich als zur Kompanie gehörend dargestellt habe und die Wachtposten kontrollieren wollte. Schon während seines Aufenthalts in Mülhausen hatte Strauß seinen Wunsch geäußert, nicht mehr an die Front zurück zu müssen, ohne allerdings ausdrücklich von Fahnenflucht zu sprechen. Zusammen mit anderen Deserteuren wurde er in der Schweiz zunächst nach Bern, dann nach Fribourg überstellt. Von der deutschen Armee zum Spion erklärt, ist sein weiteres Schicksal nicht bekannt.

 

 

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