Der Weg zur völkischen Rassenhygiene

Von Kurt Hochstuhl

 

Eugen Fischer

Anthropologe
5.7.1874 – 9.7.1967

 

„Und dass der große Völkerkampf, der ja nicht zu Ende ist, auch eine anthropologische Seite hat, nicht etwa nur, weil allerlei ‚Farbige‘ in der Front standen, sondern besonders deshalb, weil die Fragen des Männerverlustes, der Ausmerzung Tapferer und Gesunder, die Geburtenrückgangsfrage und andere sozial-anthropologische Fragen größte und lebenswichtigste Probleme der Kulturvölker sind.“
(Vorwort in: Schwalbe: Anthropologie, 1923)

 

Eugen Fischer in den 1920er Jahren. (Quelle: Archiv Landesverein badische Heimat)
Eugen Fischer in den 1920er Jahren. (Quelle: Archiv Landesverein badische Heimat)

Das Völkerringen wurde auch als Kampf der Kulturen interpretiert, in dem das Deutschtum genötigt war, seinen Platz in Europa gegen die westlich-individualistische Zivilisation und das russische Barbarentum zu verteidigen. Dieser Kampf wurde auf zwei Ebenen geführt: nach außen auf den Schlachtfeldern Europas, nach innen bei der Reinigung des von fremden Einflüssen infizierten Volkskörpers. Eine junge Garde von Anthropologen lieferte dafür das pseudo-wissenschaftliche Rüstzeug. An prominenter Stelle positionierte sich der Freiburger Professor Eugen Fischer, 1913 Autor einer viel beachteten Publikation über die Rehobother Bastards, der in der Rassenmischung die Ursachen für die Dekadenz und den biologischen Niedergang moderner Gesellschaften sah. Der in Karlsruhe geborene Fischer studierte in Freiburg und München Medizin und Naturwissenschaften. Sein Interesse für die genetische Variabilität des Menschen führte ihn schnell zur Anthropologie, die er mit einem biologistischen rassenkundlichen Theoriegebäude verknüpfte und sie auf die Nation, das Volk, fokussierte. Nach dem Krieg erntete er die Früchte seiner Arbeit. Als Lehrstuhlinhaber in Freiburg und Berlin bot er die Sozialanthropologie als praktikables Werkzeug zur Lösung der rassischen Durchmischung wie auch der Wehrhaftmachung des Volkes an. Damit wurde er zum unmittelbaren Wegbereiter nationalsozialistischer Rassenlehren. Dem 1927 neu gegründeten Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik in Berlin stand er als Direktor bis 1942 vor. Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Fischer als bedeutender Vertreter seines Fachs hofiert und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Er starb 1967 in Freiburg.

 

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