Für ein autonomes Elsass

Von Laëtitia Brasseur-Wild

 

Eugen Ricklin

Politiker
12.5.1862 – 4.9.1935

 

„Ich bin entschlossen, falls es nötig werden sollte, diesen Kampf für unser Elsässertum, wie es meinem Ideal entspricht, mit derselben Ausdauer und derselben Hingabe auch gegen eine andere Front zu kämpfen.“
(Schreiben an Alexandre Millerand, General-Kommissar von Elsass und Lothringen, 29. Oktober 1919)

 

Eugen Ricklin als Präsident der Zweiten Kammer des Landtags von Elsass-Lothringen. (Quelle: in: Elsass I (1936) )
Eugen Ricklin als Präsident der Zweiten Kammer des Landtags von Elsass-Lothringen. (Quelle: in: Elsass I (1936) )

Eugen Ricklin hatte in Deutschland Medizin studiert und sich 1889 in seinem Heimatort Dammerkirch (Dannemarie) als Bezirksarzt für Arbeitsmedizin niedergelassen. Zunächst Gemeinderat, dann Bürgermeister von Dammerkirch bis 1902, setzte er sich für die Anerkennung des Reichslandes Elsass-Lothringen als gleichberechtigten Bundesstaat innerhalb des Deutschen Reiches ein. Als Reichstagsabgeordneter von 1903 bis1918 und als Präsident des Landtags von Elsass-Lothringen 1911 kämpfte er für die Autonomie des Elsass. Im Februar 1915 wurde er in Soultz (Oberelsass) zum Militärarzt berufen, dann auf die anderen Schlachtfelder der Westfront geschickt. 1917 wurde er Präsident des Bezirkstages des Oberelsass und setzte seinen Kampf für einen Bundesstaat Elsass fort. Am 11. November 1918 nahm er an der Proklamation des bisherigen Landtages zum neuen Nationalrat von Elsass-Lothringen teil. Als das Elsass aber wieder französisch geworden war, wurde er nach Deutschland ausgewiesen, wo er sich erneut ins politische Leben einbrachte und der Bewegung Die Zukunft anschloss. Nach Ricklins Rückkehr nach Frankreich wurde er 1925 von der Ärztevereinigung von Mülhausen und Umgebung ausgeschlossen, konnte aber als Mediziner für die örtliche Krankenkasse des Bezirks Dannemarie arbeiten. Im Jahr 1928 wurden die Autonomisten im sogenannten Prozess von Colmar der Verschwörung gegen die Sicherheit des Staates angeklagt: Dr. Ricklin wurde zu einem Jahr Gefängnis und fünf Jahren Verbannung verurteilt. Er beendete seine politischen Aktivitäten 1934, nachdem seine Wahlerfolge mehrfach für ungültig erklärt worden waren.

 

 

 

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