Der erste Schritt zum Südweststaat. Dreiländertreffen auf dem Hohenneuffen 1948

Das Dreiländertreffen am 2. August 1948 auf dem Hohenneuffen: Innenminister Viktor Renner, Tübingen, in Vertretung des schwer erkrankten Staatspräsidenten Lorenz Bock; Staatspräsident Leo Wohleb, Freiburg im Breisgau; Finanzminister Heinrich Köhler, Karlsruhe; Ministerpräsident Reinhold Maier, Stuttgart (von links). Quelle LABW (GLAK N Köhler Nr. 3)
Das Dreiländertreffen am 2. August 1948 auf dem Hohenneuffen: Innenminister Viktor Renner, Tübingen, in Vertretung des schwer erkrankten Staatspräsidenten Lorenz Bock; Staatspräsident Leo Wohleb, Freiburg im Breisgau; Finanzminister Heinrich Köhler, Karlsruhe; Ministerpräsident Reinhold Maier, Stuttgart (von links). Quelle LABW (GLAK N Köhler Nr. 3)

Am 2. August 1948 hatten sich über 50 Regierungsmitglieder und Parlamentarier der Länder Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Baden auf der imposanten Burgruine Hohenneuffen eingefunden, um erstmals gemeinsam über die Neugliederung Südwestdeutschlands zu sprechen. In Württemberg-Hohenzollern, das als Land kaum lebensfähig war und fortwährend auf Finanzhilfen aus Stuttgart angewiesen blieb, gebot die Staatsräson, Anschluss an eine größere Einheit zu finden. Auch in Württemberg-Baden sprachen sich fast alle maßgeblichen politischen und gesellschaftlichen Kräfte für die Bildung eines Südweststaats aus. Demgegenüber pochte jedoch die Freiburger Regierung unter Leo Wohleb nachdrücklich auf die Wiederherstellung des alten Landes Baden. In dieser strittigen Situation lud der Stuttgarter Ministerpräsident Reinhold Maier auf Wunsch der Alliierten zu einer Konferenz auf den Hohenneuffen ein. Als einzigen Tagesordnungspunkt hatte er die Vereinigung von Württemberg und Baden sowie deren Akzeptanz in der Bevölkerung vorgesehen.Man wollte, so der Gastgeber, keine Beschlüsse fassen, sondern sich gegenseitig kennenlernen und über die konträren Standpunkte austauschen. An die 20 Redner meldeten sich zu Wort, die einen einheitlichen Südweststaat befürworteten. Lediglich der Freiburger Justizminister Hermann Fecht plädierte für die Restauration der alten Länder. Staatspräsident Wohleb hüllte sich in Schweigen. Trotz einiger polemischer Missklänge trugen der romantische Tagungsort und die großzügige Bewirtung, die im gemeinsamen Singen volkstümlicher Lieder und einem kräftigen Trinkgelage (Theodor Eschenburg) endete, dazu bei, dass die turbulente Zusammenkunft auf dem Hohenneuffen zu einer Legende wurde. Bis zur Gründung des Landes Baden-Württemberg 1952 sollten allerdings noch Jahre vergehen.

Albrecht Ernst

 

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