Wollhaarmammut-Stoßzahn

Ein Fund, der die Fantasie anregte

Beitrag von Naturkundemuseum Karlsruhe

 Herbarbeleg des Blauen Eisenhuts [Quelle: Naturkundemuseum Karlsruhe, Foto: Volker Griener]
Stoßzahn eines Wollhaarmammuts [Quelle: Naturkundemuseum Karlsruhe, Foto: Volker Griener]

Im Jahr 1750 wurden bei Efringen in Südbaden durch einen Starkregen die Skelettteile eines Einhorns freigespült. Der Küfer Hans Jakob Estlinbaum fand am Fuße eines Berges etwas, das ihn an ein Pferd erinnerte. Aus Neugier grub er tiefer und entdeckte verschiedene Knochen und ein Horn. Das Horn wurde in Stücke zerbrochen und unter anderem an umliegende Apotheken verkauft.

Mit einem Schreiben vom 3. Februar 1751 wurde dem Markgrafen Karl Friedrich von dem Fund berichtet. Daraufhin ordnete er per Dekret an, dass alle noch vorhandenen Stücke in die markgräflichen Sammlungen gebracht werden: Die kuriosesten Stücke sollten dem Naturalienkabinett zugeführt, eines in die Hofapotheke gebracht und der Rest in die Hofbibliothek geliefert werden. Allerdings ist nicht gesichert, dass unser Sammlungsstück auch wirklich vom Efringer Fund stammt. Recherchen zufolge erhielt es die Markgräfin Caroline Luise im Jahr 1752 von einem Straßburger Apotheker. Somit ist es eines der ältesten Stücke unserer Sammlungen.

Natürlich handelt es sich bei dem Sammlungsobjekt nicht wirklich um das Horn eines Einhorns. Einhörner sind lediglich Fabelwesen, denen im Volksglauben Wundersames nachgesagt wurde. Bei dem Horn des Efringer Einhorns handelt es sich in Wahrheit um den Stoßzahn eines Wollhaarmammuts (Mammuthus primigenius). Diese Elefantenart durchstreifte Eurasien und Nordamerika bis zum Ende der letzten Kaltzeit vor circa 10.000 Jahren. In den 1750er Jahren war das Wollhaarmammut allerdings noch unbekannt. Erst 1799 folgte die wissenschaftliche Erstbeschreibung des Wollhaarmammuts durch Johann Friedrich Blumenbach.

Literatur

  • Abel, Othenio, Vorzeitliche Tierreste im deutschen Mythus, Brauchtum und Volksglauben, Jena 1939.
  • Blumenbach, Johann Friedrich, Handbuch der Naturgeschichte, Göttingen 1799.
  • Jörg, Erwin, Das Einhorn im Volksglauben. Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland 21/1 (1962), S. 3-5.
  • Vom Naturalienkabinett zum Naturkundemuseum 1785-1985, hg. von Siegfried Rietschel (Landessammlungen für Naturkunde Karlsruhe), Karlsruhe 1985.
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