Der Vorhergesagte

Perfektes Zusammenspiel zwischen Schmetterling und Orchidee

Beitrag von Naturkundemuseum Karlsruhe

 Herbarbeleg des Blauen Eisenhuts [Quelle: Naturkundemuseum Karlsruhe, Foto: Volker Griener]
Präparat des Vorhergesagten [Quelle: Naturkundemuseum Karlsruhe, Foto: Volker Griener]

Vorhersehen muss keine Wahrsagerei sein. Zumindest in der Wissenschaft funktioniert das auf der Basis von Fakten. So erhielt beispielsweise der berühmte Evolutionsforscher Charles Darwin (1809-1882) für seine Orchideensammlung eine besondere Sternorchidee (Angraecum sequipedale). Diese besitzt mit 32 Zentimetern einen extrem langen Blütensporn, der den Nektar enthält, den Schmetterlinge als „Belohnung“ für ihren Besuch erhalten.

Ein Schmetterling mit dermaßen langem Rüssel war zur damaligen Zeit allerdings noch nicht bekannt. Darwin war jedoch fest davon überzeugt, dass es solch einen Schmetterling geben müsse, da die Orchidee, wie jede Pflanze, für ihre Fortpflanzung einen Bestäuber braucht. In einem Wettbewerb wurde daher dazu aufgerufen, auf Madagaskar, dem Herkunftsland der Orchidee, gezielt nach einem solchen Schmetterling zu suchen. Und tatsächlich wurde Jahre später ein Schmetterling gefunden, der genau auf diese Beschreibung passte: der Vorhergesagte (lat. praedictus) Xanthopan morganii praedicta.

Um an den Nektar der Orchidee zu gelangen, landet der Schmetterling auf der Blüte. Dabei nimmt er auch den Pollen der Pflanze auf und trägt diesen zur nächsten Pflanze, die oft erst in weiter Entfernung vorkommt – und die er gezielt sucht, denn dort wartet stets Nahrung auf ihn. Denn kein anderes Insekt könnte den so tief verborgenen Nektar trinken. So ergänzen sich beide perfekt: Die Orchidee wird mit dem richtigen Pollen bestäubt und der Schmetterling hat eine exklusive Nahrungsquelle. Eine solche Entwicklung wird Koevolution genannt.

Suche