Limpurger Rind

Zuchtstier des Limpurger Rinds
Zuchtstier des Limpurger Rinds aus den Abbildungen der Rindvieh- und anderen Hausthier-Racen auf den Privatgütern Seiner Majestät des Königs von Württemberg, herausgegeben von August Weckherlin, 1827-1834.

Der Begriff Bœuf de Hohenlohe verweist auf einen der ältesten bodenständigen Rinderschläge des Landes, das Limpurger Rind. Dieser Dreinutzungstyp stach durch seine Eigenschaften als genügsames Arbeitstier ebenso hervor wie durch seine gute Milch- und Fleischleistung. Der reine Schlag entstand nach dem Dreißigjährigen Krieg mutmaßlich aus Kreuzungen des Roten Landviehs mit dem Allgäuer Vieh und wies bis zu den massiven Einkreuzungen mit Schweizer Rassen Ende des 19. Jh. ein einfarbiges Fell von rot- bis hellgelber falber Farbe auf; Augen, Flozmaul und Unterbauch traten heller als die übrigen Körperteile hervor.

Die leichtfuttrigen Rinder waren aufgrund ihrer guten Mastfähigkeit gesucht. Im Hohenlohischen, wo gutes und kräftiges Wiesenfutter wuchs, genügte die Fütterung mit Heu und Öhmd; auf die Zugabe von Kraftfutter konnte verzichtet werden. Durch das ausgeprägte Fleisch- und Fettbildungsvermögen lieferten die Tiere feinfaseriges, saftiges und zartes Fleisch. Ihre feinen Gliedmaßen und ihre dünne Körperdecke garantierten eine hohe Schlachtausbeute und machten sie zu gefragten Fleischlieferanten. Besonders beliebt waren die Mastochsen, die gegenüber den Kühen ausgefallen groß und schwer wurden. Vor allem die an Rindfleischgerichten reiche französische Küche verlangte nach dem Landschlag und schätzte dessen marmoriertes Fleisch. Daher organisierte man im 18. Jh. Rinderzüge aus dem Hohenlohischen über den Rhein. Bis 1913 trieben Bauern Herden von Ochsen und Rindern – neben dem Limpurger auch den mittlerweile ausgestorbenen Haller Braunblässen-Schlag – nach der Weideperiode bis nach Paris, wo das Bœuf de Hohenlohe zum Inbegriff des Rindfleischgenusses wurde und Einzug in die Kochbücher der Haute Cuisine fand. Händler und Metzger verkauften die Tiere auch nach Baden, ins Elsass und in die Schweiz.

Die Bevölkerungszunahme seit dem 19. Jh. erhöhte überall den Bedarf an tierischen Veredelungsprodukten. Um die Nachfrage nach Milch und Fleisch zu befriedigen, kreuzte man Simmentaler und rote Berner Bullen in den Landschlag ein. Dadurch nahmen Widerristhöhe und Gewicht der Tiere zu, deren Vorzüge wie hohe Milchleistung, gute Fleischqualität und besondere Eignung als Zugtiere blieben aber erhalten. Doch nach der Blütezeit Mitte des 19. Jh. setzte mit dem übermäßigen Verkauf von Schlachtvieh, der Zulassung von Zuchtbullen anderer Schläge sowie der Mechanisierung der Agrarproduktion ein Bestandsrückgang ein.

Mit der Rückorientierung auf regionale Nahrungsmittel steigt heute wieder die Nachfrage von Verbrauchern und Gastronomie nach reinrassigen Limpurger Weideochsen, dem klassischen Bœuf de Hohenlohe. Besonders gesucht sind Tiere aus kontrollierter ökologischer bzw. artgerechter Haltung. Die Rinder eignen sich auch zur Pflege von hängigem Gelände und dienen so der Offenhaltung der Kulturlandschaft. Seit 1987 bemüht sich die Züchtervereinigung Limpurger Rind um den Erhalt der ältesten württembergischen Rinderrasse, die jetzt als Zweinutzungsrind zur Fleisch- und Milcherzeugung dient.

Peter Exner

Veröffentlicht in: Der Hohenlohekreis. Hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Hohenlohekreis (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg). Ostfildern 2006, Bd. 1, S. 173. 
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