Christophsbad Göppingen
Von Martin Häußermann
Die erste urkundliche Erwähnung des Christophsbades in Göppingen stammt aus dem Jahre 1404, als es als „Swalbrunnen zu Geppingen“ genannt wird. Für die Zeit um 1550 sind zahlreiche Badeaufenthalte von Herzog Christoph von Württemberg belegt, der dem Badehaus schließlich auch seinen Namen gab. Heinrich Schickhardt erbaute es in den Jahren 1616-1618 neu, 1625 besuchte es dann unter anderem der Astronom Johannes Kepler. Im Jahr 1839 erwarben die Ärzte Heinrich Landerer und Dr. Ludwig Heinrich Palm das Göppinger Bad und gründeten darin die „private Heil- und Pflegeanstalt für Gemüts- und Nervenkranke“, deren zweites wirtschaftliches Standbein bis Anfang des 21. Jahrhunderts der Mineralbrunnen war. Im Jahr 1874 beherbergte die Einrichtung, insbesondere durch die Übernahme staatlicher Fürsorgepatientinnen und –patienten, bereits 393 Kranke.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden diese staatlichen Fürsorgepatientinnen und -patienten anderweitig versorgt, weshalb die Belegungszahlen zunächst stark zurückgingen. Ende der 1920er Jahre stiegen sie dann wieder deutlich an, so dass im Jahr 1930 die Einrichtung bereits wieder mit 530 Patientinnen und Patienten belegt war. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden 137 Patientinnen und Patienten aus der Einrichtung nach Grafeneck und 31 nach Hadamar deportiert und dort im Rahmen der Euthanasie-Aktion T4 ermordet, darunter auch einige Minderjährige. Eine eigene Station für Kinder gab es jedoch nicht.
Im Jahr 1972 wurde das „Christophsbad Göppingen Dr. Landerer Söhne“ in den Krankenhausplan Baden-Württemberg als psychiatrisch-neurologische Privatklinik aufgenommen. Weitere Ausbauten erfolgten in den folgenden Jahrzehnten: Zwei Jahre später wurde die neu erbaute Rehaklinik mit 55 Plätzen innerhalb des Christophsbad Göppingen eingeweiht. Es bestanden somit Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie, eine Klinik für Neurologie und Neurophysiologie und die Rehaklinik mit Therapiezentrum. Im Jahr 1999 eröffnete die psychiatrische Tagesklinik in Göppingen, 2009 in Geislingen an der Steige. Im Jahr 2002 erfolgte die Eröffnung der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Institutsambulanz für Erwachsene. Die Kinder- und Jugendpsychiatrische- und psychotherapeutische Institutsambulanz wurde im Jahr 2003 eröffnet.
Mit MentaCare, dem Zentrum für psychische Gesundheit in Stuttgart, eröffnete das Christophsbad 2015 eine Stuttgarter Tagesklinik und Ambulanz. Der Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Klinikschule und des Archivtrakts für das Klinikum wurde 2016 eröffnet, auch wurde das neu erbaute Parkhaus in Betrieb genommen. Im Jahre 2019 wurde das neu erbaute Christophsheim am Hohenstaufenblick eröffnet, so dass sich die Mitarbeitenden nun sowohl dort, als auch im Christophsbad am Park um die Bewohnerinnen und Bewohner kümmern. Die Christophsbad-Akademie für Psychotherapie (C-AP) bietet seit 2019 zwei Ausbildungszweige zum Psychologischen Psychotherapeuten an: Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP) und Verhaltenstherapie (VT).
Sämtliche Patientenunterlagen ab dem Gründungsjahr 1852 sind in den Registraturen des Christophsbades vollständig erhalten. Die Abteilung Staatsarchiv Ludwigsburg des Landesarchivs Baden-Württemberg wird im Laufe des Jahres 2022 diese Unterlagen auf der Grundlage des Bewertungsmodells für Krankenakten bewerten und als Schenkung übernehmen. Der Umfang der Akten (bis 1982) aus der Psychiatrie umfasst rund 210 laufende Meter (ca. 50.400 Akten), die Akten der Neurologie rund 20 laufende Meter (ca. 5.400 Akten). Hinzu kommen historische Allgemeinakten im Umfang von wenigen Metern
In der Einrichtung selbst befindet sich zudem das komplett erschlossene Familien- und Klinikarchiv sowie ein kleines Museum, das „MuSeele“.
Literaturhinweise:
- Glatzle, Erich, Das Christophsbad in Göppingen nach 125 Jahren. Göppingen 1977.
- Pretsch, Hermann J. (Hrsg.), „Euthanasie". Krankenmorde in Südwestdeutschland. Zwiefalten 1996.
- Stöckle, Thomas, Die "Aktion T4" und die Heilanstalt Christophsbad in Göppingen: die "Vernichtung lebensunwerten Lebens" in den Jahren 1940/41. Göppingen 2016.
Zitierhinweis: Martin Häußermann, Christophsbad Göppingen, in: Heimkindheiten, URL: […], Stand: 21.02.2022.