Musik aus Gurs

1. „Lied von Gurs“ - Leonhard Karl Märker

Sopran: Claire Beaudouin, Klavier: Mélina Burlaud

Das „Lied von Gurs“ wurde 1940 und 1941 von Leonhard Karl Märker im Lager Gurs komponiert. Es wurde von Caroline Neu überliefert und stellt eine Art Hymne des Lagers dar.

Märker wurde 1911 in Österreich geboren und war ein Schüler von Alban Berg. Märker komponierte Filmmusik, Operetten und musikalische Komödien. 1942 wurde er in das Lager Les Milles weiterdeportiert, wo er ebenfalls komponierte. Er konnte schließlich in die USA fliehen und bei der New York Times seine Karriere als Musikkritiker fortsetzen.

2. „Wir hinterm Draht“ - Eberhard Schmidt

Bariton: Christian Wagner, Akkordeon: Marina Hernaez

Der 1907 in Schlesien geborene Komponist Eberhard Schmidt studierte Klavier und Cello in Berlin. Er engagierte sich ab 1930 für die Kommunistische Partei und schrieb politische Kabaretttexte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten floh er mit seiner jüdischen Frau nach Paris. Dort komponierte er unter anderem ein Ballett für jüdische Kinder. 1936 engagierte er sich an der Seite der spanischen Bürgerkriegskämpfer, 1939 wurde er an der französischen Grenze verhaftet, 1940 kam er ins Lager Gurs. Er gründete Häftlingschöre, dirigierte eines der Orchester im Lager und komponierte weitere Lieder, so unter anderem „Zwischen Meer und Stacheldraht“, „Salud mein Kamerad“ und „Wir hinterm Draht“. Auf Befehl der Gestapo wurde er 1941 ins KZ-Sachsenhausen deportiert. Sogar dort komponiert er weiter Lieder, gründete Chöre und spielte in einem Quartett Cello. Er überlebte, wurde 1945 befreit und spielte später eine wichtige Rolle im Musikleben der DDR.

3. „Interbrigade“ - Eberhard Schmidt

Bariton: Christian Wagner, Klavier: Mélina Burlaud

Eberhard Schmidt komponierte auch Marschlieder zur Unterstützung der spanischen Bürgerkriegskämpfer und insbesondere zur Stärkung der Brigadisten, die aus über 60 Ländern in Gurs interniert waren. Dazu zählt das Lied „Interbrigade“, das 1939 für einen Männerchor komponiert wurde. Die Texte zu den Liedern schrieb ebenfalls Eberhard Schmidt.

4. „Empfindung 3“ - Alfred Cahn

Klavier: Mélina Burlaud

Der Komponist Alfred Cahn wurde 1922 in Speyer geboren. Er lernte früh Klavier und begann, in der Speyrer Synagoge die Gemeinde auf der Orgel zu begleiten. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge von SA- und SS-Männern überfallen und in Brand gesteckt. Mit Hilfe seines Onkels gelang es Cahn, nach Rotterdam und später nach Brüssel zu fliehen. Dort konnte er bei dem weltberühmten Pianisten Stefan Askenase Klavierunterricht nehmen. Im Mai 1940 wurde die jüdische Bevölkerung aus den Benelux-Ländern nach Frankreich deportiert. Cahn wurde in das Lager Saint Cyprien gebracht. Dort traf er den berühmten französischen Musikwissenschaftler René Leibowitz, der ihn auf dem Sandboden des Lagers in Harmonielehre und Kontrapunkttechnik unterrichtete. Schließlich wurde er im Oktober 1940 nach Gurs verschleppt.

5. „Wir sind ganz junge Bäumchen“- Alfred Cahn

Sopran: Claire Beaudouin, Klavier: Mélina Burlaud

In Gurs leitete Cahn den Kinderchor und komponierte für diesen 1941 das Lied „Wir sind ganz junge Bäumchen“. Den Text dazu verfasste der ebenfalls inhaftierte Wiener Leopold Rauch. Das Lied spricht auf metaphorischer Ebene von Zwangsentwurzelung und der Sehnsucht nach einer neuen, sicheren, freundlicheren Heimat. Familien durften im Lager nicht beieinander bleiben. Kinder bis 12 Jahre lebten bei den Müttern, Jungen ab 12 mussten in den Lagerteil der Väter umziehen. Die Chorauftritte waren somit eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen sich alle Mitglieder der Familie wenigstens von Weitem sehen konnten. Dank verschiedener Hilfsorganisationen wurden viele Kinder aus Gurs gerettet. Für manche Kinder jedoch hatte sich die im Lied besungene Hoffnung nicht erfüllt, sie wurden mit Ihren Eltern nach Auschwitz deportiert und ermordet.

6. „Unendliches Weh“ - Ruth Porita

Mezzosopran: Lena Spohn, Klavier: Mélina Burlaud

Ruth Poritzky mit Künstlername Porita wurde 1902 in Karlsruhe als Tochter des Schriftstellers Jakob Elias Poritzky und der Dichterin Helene Orzolkovsky in ein künstlerisches Umfeld hineingeboren. Sie war eine vielseitig begabte Musikerin, die in Darmstadt Gesang, Klavier, Orgel, Gitarre, Laute und chromatische Harfe studierte. Sie begann eine vielversprechende Karriere als Opernsängerin. Der Charme ihrer weichen und bewegenden Sopranstimme wurde in den Feuilletons der damaligen Zeit gefeiert. Ab 1933 musste sich ihre Karriere gezwungenermaßen auf Auftritte im Rahmen des Jüdischen Kulturbundes und der Synagoge beschränken. Am 22. Oktober 1940 wurde sie zusammen mit ihrer Mutter und ihren beiden Tanten nach Gurs deportiert. Nach zwei Jahren im Lager wurden Ruth und ihre Mutter am 10. August 1942 zusammen mit 107 anderen Männern und Frauen aus Karlsruhe von Gurs zunächst nach Drancy deportiert. Am 12. August brachte man sie mit dem Konvoi 18 von Drancy nach Auschwitz. Ruth und ihre Mutter Helene überlebten nicht.

7. „Die Fichten im schwarzen Walde“- Ruth Porita

Mezzosopran: Lena Spohn, Klavier: Mélina Burlaud

8. „Über die Berge“ - Ruth Porita

Sopran: Claire Beaudouin, Klavier: Mélina Burlaud

9. „Des Sommers letzte Zärtlichkeit“ – Ruth Porita

Sopran: Claire Beaudouin, Klavier: Mélina Burlaud

10. „Nur einen Hauch von Dir“ - Gertrud Schweizer

Sopran: Claire Beaudouin, Klavier: Mélina Burlaud

Gertrud Schweizer wurde am 9. Mai 1894 in Mannheim geboren. Sie studierte Klavier und Komposition in München bei berühmten Musikern. Sie begann eine Karriere als Konzertpianistin, wie in den Mannheimer Zeitungen der damaligen Zeit berichtet wurde. Ihr musikalischer Stil wurde stark von ihrer Begegnung mit dem Komponisten und Pianisten Ernst Toch beeinflusst, der Professor am Mannheimer Konservatorium war und zu dem sie eine sehr enge Beziehung hatte, wie ihre Briefe und Gedichte an ihn belegen. Gertrud und ihre Eltern wurden am 22. Oktober 1940 von Mannheim nach Gurs deportiert. Ihr Vater Theodor Schweizer starb im Alter von 81 Jahren einen Monat nach ihrer Ankunft im Lager. Ihre Mutter überlebte und konnte ins Exil in die USA fliehen. Gertrud wurde am 12. August 1942 von Gurs nach Auschwitz deportiert und wurde dort ermordet. Sie hinterlässt ein unbekanntes Werk von etwa 50 Stücken für Klavier, Gesang, Chor und Kammermusik, die in Form von Manuskripten erhalten geblieben sind. Nur zwei von diesen wurden veröffentlicht.

11. „Maria Wiegenlied“ - Gertrud Schweizer

Sopran: Claire Beaudouin, Mezzosopran: Lena Spohn, Klavier: Mélina Burlaud

12. „Die Verlassene“ - Gertrud Schweizer

Mezzosopran: Lena Spohn, Klavier: Mélina Burlaud

13. „Die tätowierte Dame“ - Alfred Nathan

Mezzosopran: Lena Spohn, Klavier: Mélina Burlaud

Trotz erbärmlicher Lebensbedingungen haben in Gurs die Kunst und der Glaube an das Schöne überlebt. Sogar die Satire, das Lachen und die Selbstironie haben in der Welt der Lager noch einen Platz gefunden. Alfred Nathan, genannt Peter Pan, gründete eine Kabarettgruppe, die in den französischen Internierungslagern eine wichtige Rolle spielte. Die Kabarettabende waren aus Chansons, instrumentalen Zwischenspielen, Operetten, Texten, Gedichten, klassischen Stücken und Tänzen zusammengestellt. So schrieb Alfred Nathan im Lager Gurs mindestens sieben Revuen, die der Pianist und Komponist Charles Leval vertonte, so unter anderem „Zwischen Himmel und Hölle“, in der die Nummer „Die tätowierte Dame“ enthalten ist.

14. „Salud, mein Kamerad“ - Eberhard Schmidt

Bariton: Christian Wagner, Akkordeon: Marina Hernaez

Ab April und Mai 1939 wurden fast 7.000 Freiwillige der internationalen Brigaden aus 60 verschiedenen Ländern in Gurs interniert. Sport, Kultur und Kunst spielen eine wesentliche Rolle in ihrem Leben als Internierte. Ein rumänischer Musiker, der Mitglied der Internationalen Brigaden war, sagte: „Mit dieser Waffe, der Kultur, haben wir es geschafft, unsere Einheit und Solidarität zu stärken... Das war der Anfang. Viele weitere Musikabende folgten, bei denen Tausende von Männern in einer emotionalen Stille zuhörten.“ Der Berliner Komponist Eberhard Schmidt komponierte in Gurs mehrere Lieder und Hymnen, unter anderen 1939 das Lied „Salud, mein Kamerad“, in dem er von einem im spanischen Bürgerkrieg gefallenen Kameraden berichtet und trotz allem die Hoffnung an den Sieg der Antifaschisten nicht aufgibt.

15. „Wird es Nacht im Camp de Gurs“- Leonhard Karl Märker

Sopran: Claire Beaudouin, Klavier: Mélina Burlaud

Der Wiener Komponist Leonhard K. Märker komponierte 1940 in Gurs den „Tango funèbre“ auf einen eigenen Text. Er nahm auch als Musiker an mehreren Musikabenden in Gurs teil und spielte auf dem Akkordeon bekannte Lieder sowie eigene Kompositionen.

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