Mühlen am Neckar

Bereich um den Standort der Synagoge in der heutigen Rottenburger Str. 5 auf der Württembergischen Flurkarte, Blatt SW VII 21 von 1829. Um 1920 löste sich die Gemeinde auf, die Synagoge wurde verkauft und blieb in umgebauter Form erhalten. [Quelle: Landesarchiv BW, StAL EL 68 VI Nr 14893]
Bereich um den Standort der Synagoge in der heutigen Rottenburger Str. 5 auf der Württembergischen Flurkarte, Blatt SW VII 21 von 1829. Um 1920 löste sich die Gemeinde auf, die Synagoge wurde verkauft und blieb in umgebauter Form erhalten. [Quelle: Landesarchiv BW, StAL EL 68 VI Nr 14893]

Dieser Beitrag stammt aus der Studie von Paul Sauer, Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. Denkmale, Geschichte, Schicksale, hg. von der Archivdirektion Stuttgart (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 18), Stuttgart 1966.

Die Studie wird hier in der Originalfassung als Volltext zugänglich gemacht und separat bebildert. Inhalte und Sprachgebrauch entsprechen dem Stand von 1966. Weitere Informationen zur Entstehung und Einordnung der Studie finden Sie hier.

In dem reichsritterschaftlichen Dorf Mühlen, das 1805 von Württemberg mediatisiert wurde, nahmen die Freiherrn von Münch im Jahr 1800 Juden auf, die hier eine Gemeinde begründeten und einen Friedhof anlegten. Die Juden erhielten ihre Behausungen von der Herrschaft zugewiesen. Als 1807 das alte, aus zwei Flügeln bestehende Schloss abbrannte, wurden 13 israelitische Familien obdachlos, die dort untergebracht gewesen waren. 1811 erbaute die jüdische Gemeinde eine Synagoge und richtete später auch eine eigene Schule ein. 1807 lebten in Mühlen 65 Juden, 1824 116, 1831 104, 1843 119, 1854 142, 1869 65, 1886 41, 1900 31, 1910 16, 1933 3.

Im Ersten Weltkrieg sind drei Söhne des Handelsmannes Moritz Stein gefallen: Leutnant Bernhard Stein am 9. August 1916 in Russland, Musketier Karl Stein am 15. Oktober 1917 in Frankreich und Gefreiter Otto Stein am 4. Juni 1918 ebenfalls in Frankreich. Die jüdische Gemeinde wurde wohl schon vor dem Ersten Weltkrieg aufgelöst. Die letzten drei jüdischen Bürger wanderten nach 1933 ab.

In dieser Studie nachgewiesene Literatur

  • Beschreibung des Oberamts Horb, 1865.
  • Bild vom Friedhof, in: Jüdische Gotteshäuser und Friedhöfe, 1932, S. 103.
  • Neufeld, Siegbert, Das ehemalige Rabbinat Horb, in: Funkmanuskript Südwestfunk Tübingen WK 1733.

 

Zitierhinweis: Sauer, Paul, Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern, Stuttgart 1966, Beitrag zu Mühlen am Neckar, veröffentlicht in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 20.11.2022

Lektüretipps für die weitere Recherche

  • Hahn, Joachim/Krüger, Jürgen, „Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...“. Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen, hg. von Rüdiger Schmidt (Badische Landesbibliothek, Karlsruhe) und Meier Schwarz (Synagogue Memorial, Jerusalem), Stuttgart 2007.
  • Steck, Manfred, Die alten Häuser von Mühlen, in: Mühlener Schriften, Bd. III, Heft 2, Horb 2002, S. 91-94.
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