Wiesenbach

Bereich um den Standort der Synagoge im früheren Judengässle, heute Engelhardshauser Straße, auf der Württembergischen Flurkarte, Blatt NO LXXVI 63 von 1833. Die Synagoge wurde ab den späteren 20er-Jahren nicht mehr benutzt, 1933 verkauft und abgebrochen. [Quelle: Landesarchiv BW, StAL EL 68 VI Nr 6238]
Bereich um den Standort der Synagoge im früheren Judengässle, heute Engelhardshauser Straße, auf der Württembergischen Flurkarte, Blatt NO LXXVI 63 von 1833. Die Synagoge wurde ab den späteren 20er-Jahren nicht mehr benutzt, 1933 verkauft und abgebrochen. [Quelle: Landesarchiv BW, StAL EL 68 VI Nr 6238]

Dieser Beitrag stammt aus der Studie von Paul Sauer, Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. Denkmale, Geschichte, Schicksale, hg. von der Archivdirektion Stuttgart (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 18), Stuttgart 1966.

Die Studie wird hier in der Originalfassung als Volltext zugänglich gemacht und separat bebildert. Inhalte und Sprachgebrauch entsprechen dem Stand von 1966. Weitere Informationen zur Entstehung und Einordnung der Studie finden Sie hier.

In dem markgräflich ansbachischen Ort Wiesenbach fanden um 1700 die ersten Juden Aufnahme. Die kleine israelitische Gemeinde richtete 1790 einen Betsaal ein, den sie 1852 zu einer Synagoge umbaute. Die Zahl der hier wohnhaften Juden war nie groß: 1808 6 jüdische Familien, 1812 35 jüdische Einwohner, 1824 44, 1 831 51, 1843 46, 1854 40, 1869 49, 1886 33, 1900 30, 1910 30, 1933 4. Seit 1832 gehörten die hiesigen Juden zur israelitischen Religionsgemeinde Michelbach an der Lücke.

Die Synagoge wurde 1928 geschlossen, später abgerissen. Der Platz, auf dem sie gestanden hat, ist heute als Garten angelegt. Bis 1938 betrieb hier Maier Max Stern eine Pferde- und Viehhandlung. Welches Ansehen die Familie Maier Max Stern genoss, lässt sich daraus entnehmen, dass der evangelische Ortsgeistliche noch 1935 zwei Mädchen, die zu einer Tagung in Wiesenbach weilten, bei ihr unterbrachte. Die nationalsozialistische Zeitschrift „Flammenzeichen" kommentierte dies folgendermaßen: „Offenbar hält es der Pfarrer für besser, wenn die Mädchen jüdisch verseucht werden, als wenn sie von der nationalsozialistischen Volkgemeinschaft angesteckt werden."

Von den vier jüdischen Bürgern, die 1933 noch hier wohnhaft waren, wanderten drei bis 1940 nach Amerika aus, eine Frau verzog nach Mönchengladbach, über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

In dieser Studie nachgewiesene Literatur

  • Beschreibung des Oberamts Gerabronn, 1847.
  • Bild von der Synagoge, in: Jüdische Gotteshäuser und Friedhöfe, 1932, S. 131.

Zitierhinweis: Sauer, Paul, Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern, Stuttgart 1966, Beitrag zu Wiesenbach, veröffentlicht in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 20.11.2022

Lektüretipps für die weitere Recherche

  • Hahn, Joachim/Krüger, Jürgen, „Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...“. Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen, hg. von Rüdiger Schmidt (Badische Landesbibliothek, Karlsruhe) und Meier Schwarz (Synagogue Memorial, Jerusalem), Stuttgart 2007.
  • Taddey, Gerhard, Kein kleines Jerusalem. Geschichte der Juden im Landkreis Schwäbisch Hall, 1992.
  • Walter, Robert, Wiesenbach. Eine kleine Chronik, 1983.
Suche