Zaghafte Gleichstellung
Im 19. Jahrhundert fanden wichtige Schritte in Richtung der Gleichstellung von Jüdinnen und Juden statt. Das Großherzogtum Baden erließ 1809 ein Edikt, das der jüdischen Bevölkerung staatsbürgerliche Rechte zusprach. Im Königreich Württemberg wurde 1828 ein Emanzipationsgesetz verabschiedet.
Weitere Verbesserungen in den Revolutionsjahren nach 1848 wurden 1851 wieder rückgängig gemacht. Eine rechtliche Gleichberechtigung, die auch die Freizügigkeit und den Zugang zu Staatsämtern einschloss, folgte in Baden 1862 und in Württemberg 1864.
Die politischen Entscheidungen zur Gleichstellung wurden heftig diskutiert und teilweise von gewaltsamer Gegenwehr begleitet. 1819 und 1848 kam es zu Ausschreitungen der christlichen Bevölkerung gegen die jüdischen Nachbarn. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der vor allem in religiösen Kreisen tief verankerte Antijudaismus zu einem rassistisch argumentierenden Antisemitismus.