Über das Projekt
von Nora Wohlfarth und Corinna Keunecke
Aus welchen Gründen wurden Kinder im Heim untergebracht und welche Auswirkungen hatte dies für ihr weiteres Leben? Wie wurde der Alltag in den Einrichtungen gestaltet und wie erlebten ihn die Kinder? Warum waren die Einrichtungen für viele Kinder kein Zuhause? Und was wird heute getan, um die damaligen Geschehnisse aufzuarbeiten? Antworten auf diese und andere Fragen finden Sie in den Beiträgen dieses Themenmoduls, die im Rahmen mehrerer Projekte beim Landesarchiv Baden-Württemberg erarbeitet wurden. Es enthält Portraits einzelner Einrichtungen, Informationen und Wissen zum historischen Hintergrund sowie Berichte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Einige der zentralen Texte sind in Deutsche Gebärdensprache und in Leichte Sprache übersetzt.
Die Projekte sind Teil des Aufarbeitungsprozesses rund um die unterschiedlichen Formen von Heimkindheiten: Seit 2006 werden in der deutschen Öffentlichkeit die traumatisierenden Erfahrungen von Heimkindern in der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit thematisiert und diskutiert. Daraus entstanden im Landesarchiv Baden-Württemberg bisher drei Projekte.
Im Projekt Heimerziehung wurden zwischen 2012 und 2018 Betroffene unterstützt, die in Kinder- und Jugendheimen untergebracht waren. Das Projekt wurde durch das baden–württembergische Sozialministerium finanziert.
Im Dokumentationsprojekt Zwangsunterbringung (2019-2022) standen diejenigen Menschen im Vordergrund, die zwischen 1949 und 1975 in Einrichtungen der Behindertenhilfe oder in Psychiatrien untergebracht waren. Sie haben dort oft leidvolle Erfahrungen machen müssen. Das Projekt wurde ebenso wie das folgende von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert.
Im Projekt Kinderverschickung geht es seit Mai 2022 um diejenigen, die in der Nachkriegszeit und bis in die 1990er Jahre für meist mehrere Wochen zur Kur verschickt wurden und dort oft schlechte Erfahrungen machen mussten, die sie bis heute beeinträchtigen und beschäftigen.
Ziel aller Projekte war und ist es, diese Erfahrungen zu erforschen, Betroffene bei der Aufarbeitung zu unterstützen und die Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dazu dient nicht zuletzt das vorliegende Themenmodul.