Der Heilbronner Bund

von Lea Schneider

Eine Gründungsurkunde des Heilbronner Bundes von 1633 [Quelle: Landesarchiv BW, HStAS A 602 Nr 5861 a = WR 5861a]
Eine Gründungsurkunde des Heilbronner Bundes von 1633 [Quelle: Landesarchiv BW, HStAS A 602 Nr 5861 a = WR 5861a]

Der schwedische König Gustav II. Adolf hatte für Mitte Dezember 1632 einen Konvent aller evangelischen Reichsstände der vier süddeutschen Reichskreise (Schwäbischer, Fränkischer, Kurrheinischer und Oberrheinischer Kreis) in Ulm geplant. Ziel dieser Versammlung war der Zusammenschluss dieser Stände zu einem ‚corpus evangelicorum‘ unter seiner persönlichen Leitung. Wegen seines Todes in der Schlacht bei Lützen am 16. November 1632 musste der Konvent aber verschoben werden.

Der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna erhielt die Vollmacht, die Regierungsgeschäfte in Deutschland als Legat im Auftrag der Krone weiterführen zu dürfen, und entschied sich für die Fortführung der von Gustav II. Adolf begonnenen Kriegsführung und Bündnispolitik bei gleichzeitiger Reduzierung des finanziellen und militärischen Anteils Schwedens.

Kurfürst Johann Georg von Sachsen löste nach dem Tod des schwedischen Königs sein Bündnis mit Schweden auf und versuchte sich selbst als Oberhaupt der protestantischen Stände zu positionieren. Auch bei den Herzögen von Pommern und Hessen-Kassel drohte eine Abwendung von Schweden. Aufgrund dieses sich anbahnenden Machtverlustes war schnelles Handeln seitens der schwedischen Regierung gefragt. Um zu verhindern, dass der sächsische Kurfürst die evangelischen Stände an sich bindet, griff Oxenstierna den Plan des Ulmer Konvents wieder auf. Da aber die militärische Lage um Ulm unsicher war, wurde der Konvent nach Heilbronn verlegt und dort am 18. März 1633 eröffnet. Die Verhandlungen gestalteten sich zunächst schwierig; es gab mehrere Entwürfe und Gegenentwürfe beider Seiten. Schließlich kam es zur Einigung zwischen den protestantischen Ständen und Schweden und die Bundesakte wurde am 27. April 1633 unterschrieben. Dieses Hin und Her zeugt vom Charakter dieses Bündnisses: „innere Spannungen, Widersprüche und partielle Kompromisse, stille Vorbehalte wurden durch zeitweilige Interessensparallelität und Solidarität überlagert, die ihrerseits wieder dem Wandel unterlagen“ [1].

Die Bündnispartner verpflichteten sich nicht nur gegenüber der Konföderation, sondern banden sich auch an Schweden. Zu Zielen wurden die Wiederherstellung der deutschen Libertät und der Reichsverfassung, die Restitution der evangelischen Stände, ein gerechter Frieden und das Erreichen einer angemessenen Entschädigung der Schweden erklärt. Die Mitglieder verpflichteten sich außerdem, Schweden dabei behilflich zu sein, seine okkupierten Gebiete solange halten zu können, bis die Satisfaktionszahlungen abgeleistet waren. Das Bündnis bestätigte Schweden in seiner führenden Rolle. Die finanzielle Last des Krieges wurde an die deutschen evangelischen Stände abgegeben. Axel Oxenstierna erhielt als Direktor des Bundes den Oberbefehl über die vereinigten militärischen Truppen und überwachte auch dessen Finanzen. In beratender Funktion stand ihm das ‚Consilium Formatum‘ zur Seite. Dieses Ratsgremium bestand aus drei schwedischen und sieben deutschen Vertretern. Letztere setzten sich aus zwei Abgeordneten für die Reichsstädte, einem für die Reichsritterschaft, einem Vertreter aus der Gruppe der Grafen und jeweils einem Abgeordneten aus der Kurpfalz, aus Württemberg und aus Brandenburg-Kulmbach zusammen.

Im August 1633 tagte der erste Bundestag in Frankfurt am Main. Die von Oxenstierna gestellte Forderung nach einer Vollmacht, mit der er im Namen des Bundes Friedensverhandlungen führen dürfe, wurde von den Ständen ebenso abgelehnt wie ihre Erhöhung der Mittel für die Truppen. Da der Heilbronner Bund finanzielle, militärische und politische Unterstützung benötigte, wurden zum zweiten Bundestag am 11. März auch die ober- und niedersächsischen Stände nach Frankfurt eingeladen. Der Anschluss der beiden sächsischen Kreise scheiterte letztendlich an der Pommern-Frage, die die Forderung Schwedens von Pommern als Satisfaktion beinhaltete.

Auf diesen Misserfolg bei den Verhandlungen folgte die Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634. Unter der Führung von Bernhard von Sachsen-Weimar und Gustav Horn unterlagen die Truppen des evangelischen Bündnisses dem kaiserlichen Heer. Oxenstierna war anschließend bemüht, Frankreich aktiv in den Krieg gegen den Kaiser und Spanien einzubinden und war bereit, dafür die schwedischen Besitzungen im Elsass abzutreten. Es kam tatsächlich ein Vertrag zustande, den die meisten Bündnispartner der Heilbronner Konföderation auch anerkannt hatten. Für Oxenstierna jedoch waren die dort enthaltenen Bedingungen nicht akzeptabel und er verweigerte dessen Unterzeichnung. Dies bedeutete das faktische Aus für den Heilbronner Bund, auch wenn er noch offiziell bis zu seiner Auflösung im Prager Frieden vom 30. Mai 1635 bestand.

Anmerkungen

[1] Langer: Heilbronner Bund, S. 120

Literatur in Auswahl:

  • Betz, Friedrich Der Heilbronner Konvent oder: die Erneuerung des evangel. Bundes im Jahre 1633, in: Aus der Heilbronner Stadtgeschichtsschreibung. Ausgewählte Aufsätze zur Geschichte der Stadt Heilbronn aus den Bänden 1-16 des Jahrbuchs des Historischen Vereins Heilbronn (Jahrbuch für schwäbisch-fränkische Geschichte). Festschrift für Helmut Schmolz, Weinsberg 1988, S. 37-44.
  • Findeisen, Jörg-Peter, Axel Oxenstierna. Architekt der schwedischen Großmacht-Ära und Sieger des Dreißigjährigen Krieges, Gernsbach 2007.
  • Kretzschmar, Johannes, Der Heilbronner Bund 1632-1635, 3 Bde., Lübeck 1922.
  • Langer, Herbert, Der Heilbronner Bund (1633-35), in: Alternativen zur Reichsverfassung in der Frühen Neuzeit?, hg. von Volker Press / Dieter Stievermann (Schriften des Historischen Kollegs, Bd. 23), München 1995, S. 113-122.
  • Öhman, Jenny Der Kampf um den Frieden. Schweden und der Kaiser im Dreißigjährigen Krieg (Militärgeschichtliche Dissertationen österreichischer Universitäten, Bd. 16), Wien 2005.
  • Zirr, Alexander, Axel Oxenstierna – Schwedens Reichskanzler während des Dreißigjährigen Krieges. Studien zu seiner Innen- und Außenpolitik (Historische Studien, Bd. 3), Leipzig 2008. .

Zitierhinweis:Lea Schneider, Der Heilbronner Bund, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 25.08.2022

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