Johann Valentin Andreae (geb. 17.08.1586, gest. 27.06.1654)

von Regina Fürsich

Johann Valentin Andreae (1586-1654), [Quelle: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart]
Johann Valentin Andreae (1586-1654), [Quelle: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart]

Geboren am 17. August 1586 in Herrenberg als Enkel des Jakob Andreae, eines in Württemberg hochangesehenen lutherischen Theologen, schlug Johann Valentin Andreae trotz seiner vielseitigen anderweitigen Interessen den Weg eines Theologiestudiums in Tübingen ein. Sein Leben lang war Andreae ausgiebig schriftstellerisch tätig; seine Werke weisen eine große Bandbreite auf. Wegen eines Schmähschriftenskandals ging er 1607 von der Universität Tübingen ab, begab sich für mehrere Jahre auf Reisen und nahm zwischendurch verschiedene kurzfristige Stellen an.

1614 wurde Andreae Diakon in Vaihingen/Enz und heiratete Agnes Elisabeth Grüninger. Dort veröffentlichte er unter anderem bereits Berichte über die beiden Stadtbrände in Vaihingen 1617 und 1618.

Ab 1620 war Andreae in Calw, das 1634 nach der Schlacht von Nördlingen geplündert und niedergebrannt wurde, als Superintendent tätig. Die Zerstörung Calws zählt neben den Verwüstungen in Magdeburg und Bautzen zu einer der verlustreichsten Katastrophen des Dreißigjährigen Krieges. Andreae dokumentierte sie sowohl in seiner Selbstbiographie als auch in den ‚Threni Calvenses‘ sehr detailliert und tat sich nach der Katastrophe durch ausgiebige Aufbauhilfe und Armenfürsorge hervor.

Andreaes ‚Threni Calvenses‘ sind in drei Abschnitte aufgeteilt. Der erste Abschnitt beschreibt die Katastrophe, der zweite verteidigt die Unschuld der Stadt an der Zerstörung und der dritte ruft die Leser zur Hilfe auf. Zusätzlich dazu enthält die Veröffentlichung weitere Texte wie Klagegedichte und ein Schreiben an einen nicht identifizierbaren ‚Freund‘. Da Andreae mit seiner Familie kurz vor der Zerstörung Calws aus der Stadt floh und erst einige Tage danach wieder zurückkehrte, beruht der erste Abschnitt der ‚Threni Calvenses‘ hauptsächlich auf Berichten der Gemeinde, im Speziellen auf den Schilderungen des Calwer Präzeptors Christoph Luz.

1639 wurde er vom Herzog als Hofprediger und Konsistorialrat nach Stuttgart berufen, 1641 wurde er zum Dr. theol. promoviert. 1650 wurde Andreae Abt von Bebenhausen und damit kraft Amtes Generalsuperintendent. Auf seinen Wunsch hin wurde er 1654 von diesen Pflichten befreit und trat stattdessen eine Stelle als Prälat in Adelsberg an, starb jedoch kurz darauf am 27. Juni 1654 in Stuttgart.

Quellen in Auswahl

  • Andreae, Johann Valentin, Fragment aus dem dreißigjährigen Krieg, betreffend das Schicksal und die Einäscherung der Stadt Calw, geschehen den 10. September 1634, Tübingen 1793, S. 39-40.
  • Andreae, Johann Valentin, Gesammelte Schriften, Bd. 1-3, 5-7, 14, 17, hg. von Wilhelm Schmidt-Biggemann, Bad Cannstatt 1994-2018.

Literatur in Auswahl

  • Brecht, Martin, Johann Valentin Andreae 1586-1654. Eine Biographie, Göttingen 2008.
  • Brecht, Martin, Johann Valentin Andreaes Klagelied über die Katastrophe Calws 1634/1635, in: Mit Gott gewagt, niemals verzagt. Drei Vorträge zu Johann Valentin Andreaes 350. Todesjahr, hg. von Martin Brecht/Hermann Ehmer/Matthias Schönthaler, Calw 2004, S. 43-75.
  • Dülmen, Richard van, Art. Andreae, Johann Valentin, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 2, Berlin/New York 1978, S. 680-683.
  • Ehmer, Hermann, Johann Valentin Andreae. Leben und Werk, in: Mit Gott gewagt, niemals verzagt. Drei Vorträge zu Johann Valentin Andreaes 350. Todesjahr, hg. von Martin Brecht/ Hermann Ehmer/Matthias Schönthaler, Calw 2004, S. 11-38.
  • Ehmer, Hermann, Kirchengeschichte II. Von der Reformation bis zum 18. Jahrhundert, Calw 2007.
  • Henke, Ernst, Art. Andreae: Johann Valentin A., in: Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 1, Leipzig 1875, S. 441-447.
  • Meinhold, Peter/Schottenloher, Otto, Art. Andreae, luth. Theologenfamilie, in: Neue deutsche Biographie, Bd. 1, Berlin 1953, S. 277-278.
  • Neeb, Christoph, Christlicher Haß wider die Welt. Philosophie und Staatstheorie des Johann Valentin Andreae (1586-1654), in: Europäische Hochschulschriften, Reihe 20: Philosophie, Bd. 589, Frankfurt a. M. u. a. 1999.
  • Topfstedt, Thomas, Die „Christianopolis“ des Johann Valentin Andreae. Städtebaugeschichtliche Aspekte einer protestantischen Utopie, in: Blätter für württembergische Kirchengeschichte, Bd. 83/84 (1983/84), S. 20-33.
  • Würfele, Hartmut, Johann Valentin Andreae. Pfarrer, Dekan, Superintendent, Hofprediger und Konsistorialrat 1583-1654, in: Bedeutende Frauen und Männer, hg. von Hellmut J. Gerbauer/Hartmut Würfele, Calw 2005, S. 30-33.

Zitierhinweis: Regina Fürsich, Johann Valentin Andreae , in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 26.11.2023.

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