Die Schlacht bei Wimpfen (6.05.1622)

von Marius Wieandt

Darstellung der Schlacht bei Wimpfen auf einem Kupferstich von 1625 [Quelle: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Graph. Sammlung Schef.qt.11243].
Darstellung der Schlacht bei Wimpfen auf einem Kupferstich von 1625 [Quelle: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Graph. Sammlung Schef.qt.11243]

Nachdem die Truppen des Pfalzgrafen Friedrich V. in Böhmen geschlagen worden waren, verlagerten sich die Kampfhandlungen im Jahr 1621 in die rheinischen Ländereien des Pfalzgrafen, ohne jedoch in diesem Jahr zu einer Entscheidung zu führen, sodass sich die Kämpfe in diesem Gebiet bis ins Jahr 1622 fortsetzten. Die zahlenmäßig stark überlegenen katholischen Truppen wurden hauptsächlich von dem Feldherrn Johann T’Serclaes von Tilly geführt, unterstützt von einem spanischen Detachement unter dem Fürsten Gonzalo de Córdoba. Neben dem im Dienste Friedrichs V. stehenden Ernst von Mansfeld, dem die Verteidigung der Pfalz oblag, beteiligte sich auf protestantischer Seite seit 1622 außerdem der Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach. Enttäuscht von der Auflösung der Protestantischen Union hatte er im vorigen Jahr begonnen, auf eigene Kosten ein Heer anzuwerben. Um die Herrschaft seiner Dynastie in Baden vor kaiserlichen Eingriffen abzusichern, dankte er zudem kurz vor seinem Eintritt in den Krieg zugunsten seines Sohnes ab.

Zwar hatten Mansfeld und Georg Friedrich sich gegenseitige Unterstützung und eine Abstimmung ihrer Operationen zugesagt, doch kam es zu Konflikten zwischen den beiden, sodass sie sich schon am 1. Mai, wenige Tage nach ihrer Verabredung, wieder trennten. Die Trennung der beiden Heere mag auch etwas mit der Größe des protestantischen Heeres zu tun gehabt haben, das eine Stärke von 30.000 Mann überstieg und daher nur schwer über längere Zeit zu versorgen war. Am 4. Mai vereinigten sich die katholischen Truppen Tillys und Córdobas nahe der Reichsstadt Wimpfen. Am folgenden Abend traf auch Georg Friedrich von Baden nahe Wimpfen ein. Er führte in seinem Heer 70 Wägen mit, auf denen je eine kleine drehbare Kanone lafettiert war und an denen nach außen gerichtete Speerspitzen befestigt waren. Mit Hilfe dieser Wägen errichtete der Markgraf eine halbkreisförmige Verteidigungsstellung auf einem nahegelegenen Hügel, hinter der seine Fußsoldaten einen gewissen Schutz erhielten.

Am Morgen des nächsten Tages, dem 6. Mai, begann die Schlacht mit einem Austausch von Geschützfeuer. Da der Markgraf über deutlich mehr Geschütze verfügte und seine Wagenburg einen frontalen Angriff deutlich erschwerte, versuchte Tilly, den Badener durch kleinere Geplänkel zum Angriff zu verleiten. Dies gelang jedoch bis zum Mittag nicht, woraufhin Tilly seine Truppen zurückzog und neu gruppierte. Der dabei aufsteigende Staub wurde von Georg Friedrich als Verstärkung durch Mansfeld interpretiert. Dieser Irrglauben verleitete ihn dazu, gegen 14 Uhr auf seinem rechten Flügel mit seiner Reiterei anzugreifen, in der Hoffnung, dass ein entschlossener Angriff auf das katholische Lager den Sieg herbeiführen würde. Der Ansturm der Reiterei hatte zunächst guten Erfolg und trieb die Fußsoldaten Tillys zurück, es wurde sogar für kurze Zeit ein Teil der schweren Geschütze Tillys erobert. Als der Angriff jedoch an Schwung verlor und sich zu einer Vielzahl kleiner Scharmützel entwickelte, konnte die linke katholische Flanke sich stabilisieren. Unterdessen rückte Córdoba mit seinen erfahrenen spanischen Truppen über den katholischen rechten Flügel auf die Wagenburg vor und zwang die Badener zum langsamen Rückzug. Die Entscheidung der Schlacht fiel gegen 17.30 Uhr, als mehrere Munitionswägen der badischen Truppen explodierten und diese Explosion eine Lücke in die Wagenburg riss. Darauf entstand Panik unter den badischen Soldaten, die sich zur Massenflucht ausweitete. Die schlachtentscheidende Explosion der badischen Pulverwägen wurde in der Folgezeit religiös aufgeladen und als Eingreifen eines Engels in die Schlacht gedeutet, der damit der katholischen Seite den Sieg schenkte.

Zu den Verlusten in der Schlacht gibt es in der Literatur sehr unterschiedliche Angaben, wahrscheinlich hatten beide Armeen jedoch unter 1.000 Tote und der Markgraf nur eine leicht höhere Zahl an Toten und Verwundeten zu beklagen (unter den Toten auf badischer Seite war auch Herzog Magnus von Württemberg-Neuenbürg). Der Markgraf verlor jedoch im Zuge der Schlacht alle Geschütze und seine ansehnliche Kriegskasse. In der Folge löste sich in den Wochen nach der Schlacht der größere Teil der markgräflichen Armee auf und Georg Friedrich von Baden verlor seine Bedeutung als eigenständiger Akteur in diesem Krieg. In der Folge der Schlacht wurde die protestantische Position in der Pfalz immer schwerer haltbar. Die weitgehende Selbstauflösung des markgräflichen Heeres verstärkte die zahlenmäßige Unterlegenheit der Protestanten und ermöglichte es Tilly und Córdoba, sich ungestört mit den verbliebenen protestantischen Heeren in der Pfalz zu beschäftigen, ohne ein weiteres Heer in ihrem Rücken befürchten zu müssen. Nach der Schlacht zog sich Mansfeld bald in das Elsass und weiter in die Generalstaaten zurück, ohne sich einer weiteren Schlacht in der Pfalz zu stellen. Am 13. Juli wurde der Vertrag zwischen Mansfeld und Kurfürst Friedrich V. aufgelöst und bis zum Jahresende 1622 war die ganze Kurpfalz in katholischer Hand.

Im Gegensatz zu Mansfeld und Georg Friedrich von Baden, denen keine effektive Zusammenarbeit gelang und deren Verhältnis von Konkurrenz um den Oberbefehl geprägt war, kooperierten Córdoba und Tilly ausgesprochen gut, obwohl kein formales Unterordnungsverhältnis zwischen beiden bestand. In der Schlacht bei Wimpfen agierte Córdoba mit seinen spanischen Truppen erfolgreich als rechter Heeresflügel, während Tilly die Gesamtverantwortung für die Schlacht oblag. Diese Bereitschaft zur Kooperation und gegenseitigen Unterstützung der beiden Befehlshaber hat der katholischen Partei ohne Zweifel einen deutlichen Vorteil gegenüber den Protestanten in der Pfalz verschafft.

Literatur in Auswahl

  • Guthrie, William, Battles of the Thirty Years War. From White Mountain to Nördlingen, 1618-1648, Westport CT/London 2002, S. 89-92.
  • du Jarrys, Karl Freiherr von La Roche, Die Schlacht bei Wimpfen am 26. April/6. Mai 1622, in: Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte des Krieges 7 (1846), S. 48-91.
  • von Reitzenstein, Karl Freiherr, Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein und in Westfalen bis zur Schlacht bei Wimpfen, Heft 2, München 1893, S. 151-202.

     
Zitierhinweis: Marius Wieandt, Schlacht bei Wimpfen, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 10.08.2022

 

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