Altfelix, Gustav
Geburtsdatum/-ort: | 02.08.1859; Durlach |
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Sterbedatum/-ort: | 06.03.1934; Freiburg |
Beruf/Funktion: |
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Kurzbiografie: | 1877 Abitur 1877-1878 Einjähriger Militärdienst 1878-1882 Juristisches Studium in Berlin und Heidelberg, Staatsexamen und Promotion in Heidelberg 1882 Rechtspraktikant 1886 Referendar 1890 Planmäßiger Beamter, Amtmann im Bezirk Lörrach 1891 Amtmann im Bezirk Pforzheim 1893 Oberamtmann und Amtsvorstand in Stockach 1898-1928 Oberbürgermeister von Lahr |
Weitere Angaben zur Person: | Religion: ev. Verheiratet: 1890 Meta (Margarethe) Elisabeth, geb. Eisen Eltern: Vater: Gustav Altfelix, Amtsrevisor (Notar) in verschiedenen badischen Städten, in den 60er-Jahren auch in Lahr Mutter: Elisabeth Juliana, geb. Philipp Geschwister: 2 Kinder: 3 Töchter, darunter Edith, Ehefrau von Dr. Paul Waeldin |
GND-ID: | GND/1012154653 |
Biografie
Biografie: | Renate Liessem-Breinlinger (Autor) Aus: Badische Biographien NF 1 (1982), 13-14 Seiner ganzen Persönlichkeit nach war Altfelix, der keiner Partei angehörte, Konservativer. Seine Vorstellungswelt war die des offiziellen Kaiserreichs, seine gesellschaftliche Orientierung das Großbürgertum. Auf gradlinigem Weg strebte der Beamtensohn ein höheres Verwaltungsamt an. Den damals prestigeträchtigen Titel eines Reserveoffiziers erwarb er durch den einjährigen Militärdienst bei einer berittenen Einheit. Die Wahl seiner Ehepartnerin, die mütterlicherseits dem englischen Adel entstammte, entsprach diesem Bild. Die großen Leistungen während seiner dreißigjährigen Amtszeit als Oberbürgermeister von Lahr lagen vor 1918. Die Jahre der Weimarer Republik belasteten ihn schon wegen der gesellschaftlichen Veränderungen und der Umkehrung der alten Wertmaßstäbe. Dies und die bekannten Widrigkeiten wie Hungerunruhen, Inflation und Wirtschaftskrise ließen ihn bitter werden. Daß er auch nach 1918 beharrlich die Amtskette mit den Emblemen des Großherzogtums trug, ist kennzeichnend für seine Abwehrhaltung gegenüber der neuen Zeit. 1908 hatte ihm der Großherzog selbst die goldene Amtskette verliehen. 1917 gelang es Altfelix sie zu behalten, obwohl ein amtliches Rundschreiben die Stadtoberhäupter aufgefordert hatte, Gold gegen Eisen zu tauschen. Die Anweisung des badischen Innenministers von 1924, die Oberbürgermeister mögen silberne Amtsketten mit dem Wappen der Republik tragen, ignorierte Altfelix, der noch monarchistisch fühlte, bis ihn 1927 Innenminister Remmele (SPD) in einem persönlichen Schreiben bat, vom Tragen der goldenen Amtskette „Umgang zu nehmen“. Am Ende seiner Amtszeit 1928 schickte Altfelix die symbolbefrachtete Kette an das Staatsministerium in Karlsruhe zurück. Aufschlußreich sind die Pressestimmen zum Abschied aus dem Amt: Das Zentrumsblatt „Anzeiger für Stadt und Land“ fand freundliche Worte über sein allzeit gutes Verhältnis zur katholischen Kirchengemeinde, was für einen protestantischen, in der Kulturkampfzeit erzogenen Badener viel bedeutete. Die liberale „Lahrer Zeitung“ äußerte sich wohlwollend, aber auch neutral und ließ durchblicken, daß sein Verhältnis zu einem Teil der Bürgerschaft gestört war. Die sozialdemokratische „Volkswacht“ schloß sich der Würdigung durch Innenminister Remmele an und spendete uneingeschränktes Lob. In salopper Form wandte sie sich an die Kritiker: „Gewiß, unser scheidender OB war ehrgeizig, wem hat's geschadet?“ Sein Hauptopponent im Stadtrat, der ihm während der letzten Amtsjahre viel Ärger bereitet hatte, war ein der Wirtschaftspartei angehörender Lahrer Fabrikant. Es mutet wie eine Ironie des Schicksals an, daß der Feind eines konservativen Mannes wie Altfelix schließlich rechts stand. Die Ereignisse von 1933 entsetzten Altfelix zutiefst. Sein Enkel Georg Waeldin erinnert sich an einen der letzten Besuche des Großvaters in Lahr, der seine Ruhestandsjahre in Baden-Baden verbrachte. Der Anblick von SA-Männern in den Straßen der Stadt habe ihn abgestoßen und aufgewühlt. Respektabel ist die Liste der Errungenschaften der Stadt Lahr während seiner Amtszeit als Oberbürgermeister: Ausbau der städtischen Versorgungseinrichtungen und Übergang zu modernen Organisationsformen bei deren Verwaltung, Anlage eines neuen Friedhofs, Überführen der Stichbahn Dinglingen-Lahr aus den Händen einer privaten AG in das Eigentum des Staates, Neugestaltung des Lahrer Bahnhofs und des Bahnhofsgeländes, Bau eines neuen Bezirkskrankenhauses, Einrichtung eines Vorseminars für angehende Lehrer, später dessen Umgestaltung in eine Aufbaurealschule, Schaffung einer Höheren Handelsschule und schließlich die Erweiterung der Stadt um etliche neue Wohnviertel. Die Aufzählung ließe sich fortsetzen. Die Stadt Lahr ehrte Altfelix 1928 mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde und benannte die bisherige Altvaterstraße in Altfelixstraße um. |
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Quellen: | Personalakte im StadtA Lahr |
Nachweis: | Bildnachweise: StadtA Lahr |
Literatur + Links
Literatur: | Christian Sütterlin: Lahrer Persönlichkeiten. Ettenheim 1955, 6. |
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