Matrikeln
Der Begriff „Matrikel“ ist vom lateinischen Wort matricula (öffentliches Verzeichnis) abgeleitet und geht als Verkleinerungsform zu lat. matrix (Stamm-Mutter) auf das Wort mater (Mutter) zurück. Im übertragenen Sinne handelt es sich also bei den Universitätsmatrikeln um ein Verzeichnis der Zugehörigen zu derselben Alma Mater.
Bereits an den ersten, im Hochmittelalter gegründeten Universitäten Europas wurden die Mitglieder einzelner Kollegien, (Studenten-)Nationen oder Fakultäten in Matrikeln (Matrikelbüchern, Matrikelrollen) registriert. Aus diesen Verzeichnissen gingen seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert die allgemeinen Universitätsmatrikeln hervor. Sie wurden als bedeutendes kulturelles Erbe und als eine der wichtigsten Quellen für die universitätsgeschichtliche Forschung oftmals bereits im 19. Jahrhundert in gedruckter Form ohne Abbildung der Originalseiten ediert.
Nun schreitet die Digitalisierung voran und erlaubt online direkte Einblicke in die Originale, in denen sich nicht zuletzt zahlreiche eigenhändige Eintragungen der Universitätsmitglieder finden.
Die ältesten Matrikeln enthalten in der Regel nur die Angaben des Namens und der Herkunft von Studierenden – zunächst durch den Zusatz ergänzt, ob ein Beitrag gezahlt oder die Person als arm (pauper) ohne Zahlung immatrikuliert wurde. Neben den Studierenden wurden auch die Lehrenden eingetragen. Bedienstete fanden ebenfalls Eingang in die Verzeichnisse und gehörten dem besonderen Rechtskreis der Universität an. Mit der Ausbildung eines ausführlicheren Formulars vor allem zu Beginn des 19. Jahrhunderts können den Matrikellisten auch Informationen über Einschreibedatum, Alter, Geburtsort, Eltern, Religion, Studienfach und die zuvor besuchte Universität der Immatrikulierten entnommen werden, was die Bearbeitung vielfältiger Forschungsfragen ermöglicht.
In Heidelberg reicht die Digitalisierung inzwischen von 1386 bis zum Jahr 1936, dem Endpunkt der klassischen Matrikelbände mit einem doppelseitigen Formular und größtenteils eigenhändigen Eintragungen. Grund für den Einschnitt 1935/36 war die Einführung eines reichsweiten Studentenkarteisystems, für das begleitend nur noch alphabetisch geordnete Listen geführt wurden. Bis zum Jahr 1870 sind die Matrikeleinträge durch eine ebenfalls digitalisierte Edition detailliert erschlossen.
In Freiburg i. Br. endet die 1460 beginnende Edition ebenfalls 1870, die digitalisierten Bestände reichen bis 1918.
Für Tübingen liegt eine Edition der Jahre 1477–1817 vor, anschließend eine archivische Erschließung der Studierendenakten ab 1818. Die Digitalisierung reicht von 1477–1918.
Die Universität Hohenheim verfügt über acht digitalisierte Einschreibebücher der Jahre 1828–1936 (1948/49) sowie ein gedrucktes Verzeichnis von 1818–1893. Hinzu kommen mehrere Conduitelisten, welche die Jahre 1840 bis 1935 umfassen.
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verfügt von einer seiner Vorgängerinstitutionen, der 1825 gegründeten Polytechnischen Schule Karlsruhe, über eine Serie von Matrikelbänden für die Jahre 1852 bis 1920 und für die nachfolgende Zeit über eine in Karteiform geführte Matrikel. Die nicht mit Schutzfristen belegten Verzeichnungseinheiten der Matrikel erscheinen in den Online-Findmitteln des KIT-Archivs. Digitalisate der von 1852 bis 1920 entstandenen Matrikelbücher werden gegenwärtig erstellt und für eine nach Studienjahren bzw. -semestern strukturierte Online-Präsentation eingerichtet. Die Präsentation erfolgt über eine Themenseite der Badischen Landesbibliothek zur Karlsruher Bildungsgeschichte sowie über diese Plattform.
Die Universität Stuttgart verlor durch Bombenangriffe 1944 alle Matrikelbücher und Studentenakten. Gerettet wurde ein Namenindex zum ersten Matrikelbuch aus dem Jubiläumsjahr 1879. Aus der Zeit vor 1944/45 sind zudem zwei Serien von Studentenverzeichnissen erhalten – mit einigen Lücken vom SoSe 1901 bis zum WiSe 1931/32 sowie gedruckte Personalverzeichnisse (WiSe 1897/98 – SoSe 1916, SoSe 1919 und WiSe 1927/28). Es existiert die Möglichkeit der online-Recherche im Namenindex zu den Matrikelbüchern und in den einzelnen Bänden der Studentenverzeichnisse.
An der Universität Mannheim existieren Handelshochschul-Matrikeln in zwei Foliobänden (WiSe 1907/08 – WiSe 1923/24 und SoSe 1924 – 1933 bis zur Auflösung der Handelshochschule in Mannheim). Sie sind mit flacher Erschließung nach Semestern digitalisiert. Die ersten Studierenden der Universität Konstanz sind in einer Kartei erfasst, die vom WiSe 1966/67 bis WiSe 1971/72 reicht. Für die Zeit ab dem Sommersemester 1972 bis Dezember 1986 gibt es anstatt einer Kartei nur noch Listen. Der Großteil der personenbezogenen Unterlagen unterliegt noch archivischen Schutzfristen. Dies verhindert bislang auch eine Online-Stellung oder Editionsprojekte.