Badische Gemarkungsübersichtspläne
Durch das Gesetz über die Vornahme einer stückweisen Vermessung sämtlicher Liegenschaften des Großherzogtums Baden vom 26. März 1852 wurde die systematische Katastervermessung des gesamten Landes angeordnet und gemarkungsweise durchgeführt. Die Handrisse über die stückweise Aufnahme – je nach bebautem Bereich oder Feldlage in verschiedenen Maßstäben ausgeführt – wurden in sogenannten Gemarkungsatlanten zusammengeführt, die sich bis heute bei den zuständigen Vermessungsämtern befinden, wo sie weitergeführt wurden. Einen Überblick über die jeweiligen Gemarkungen geben die jetzt online zur Verfügung stehenden Gemarkungsübersichtspläne, auf denen auch mehrere kleinere Gemarkungen erfasst sein können. Die mit fünf Ausnahmen als farbige Lithografien überlieferten 1.532 Pläne entstanden in den Jahren 1857 bis 1935, wobei die meisten bis 1914 gedruckt waren. Alle sind bei einem Maßstab von 1:10.000 und einer maximalen Blattgröße von 60 x 72 cm nach dem gleichen Schema aufgebaute Inselkarten: Orte und einzelne Gebäude sind rot im Grundriss eingezeichnet, Straßen, Wege und Fußpfade sind wiedergegeben, die Bodennutzungsarten werden in verschiedenen Farben dargestellt, Reben etwa fliederfarben. Flurnamen, Grenzpunkte, Dreiecks- und Hochpunkte wurden, ebenso wie besondere Gegebenheiten (z. B. Steinbrüche) ebenfalls eingetragen. Auch die Flächengröße der Gemarkung ist vermerkt. War und ist die Katastervermessung zunächst wichtig für Steuereinnahmen, die Sicherung von Eigentumsgrenzen und den Liegenschaftsverkehr, spielen die Gemarkungsübersichtspläne für verschiedene historische Forschungsgebiete eine wichtige Rolle. Es kann im Vergleich mit älteren und jüngeren Karten und Luftbildern die Siedlungsentwicklung verfolgt oder die jeweilige Bodennutzung abgelesen werden. Auch zur Flurnamenforschung wurden und werden die Pläne herangezogen. Die genaue Ermittlung der Flurnamen stand für damalige Geometer nicht im Vordergrund der Arbeiten und war mitunter äußerst schwierig. Der Verfasser einer Ortschronik von Zuzenhausen aus dem Jahr 1896 fand für angebliche Fehler und Ungenauigkeiten dazu sehr harsche Worte.
Gabriele Wüst
Partner: Landesarchiv Baden-Württemberg