Bernhard Schaffalitzky von Muckadell

von Ralph Tuchtenhagen

 Bernhard Schaffalitzky von Muckadell (Quelle: Universitätsbibliothek Tübingen, Urheber: Bartholomäus Kilian, Lizenz/Nutzungsmöglichkeit: CC0)
Bernhard Schaffalitzky von Muckadell [Quelle: Universitätsbibliothek Tübingen, Urheber: Bartholomäus Kilian, Lizenz/Nutzungsmöglichkeit: CC0]

Bernhard Schaffalitzky von Muckadell (geb. am 3. August 1591 in Brackenheim, gest. am 21. Oktober 1641 in Paris) entstammte einem mährischen Adelsgeschlecht. Sein Vater Sebastian, württembergischer Obervogt von Brackenheim, war als protestantischer Exilant nach Württemberg gekommen. Bernhard wuchs in Stuttgart auf und gehörte ab 1602 als Page zum Gefolge Herzogin Sybillas (1564‒1614). Als Teil einer herzoglichen Gesandtschaft gelangte er 1604 ins württembergische Mömpelgard und nach Dole. Von dort reiste er auf eigene Faust nach Paris, in die Normandie und schließlich nach Calais, wo er sich als Söldner im Heer Henris IV. (reg. 1589‒1610) anwerben ließ und die französische Sprache erlernte. 1606 quittierte er seinen Militärdienst in Frankreich, übernahm eine diplomatische Mission im Dienste Württembergs nach London und verpflichtete sich in Jülich erneut, diesmal jedoch für die Generalstaaten, als Söldner. In diesem Rahmen gelangte er 1610 nach Den Haag, wo er zum Offizier der Leibgarde Mauritz‘ von Oranien (1567‒1625) aufstieg und Friedrich V. von der Pfalz (reg. 1610‒1623) zu dessen Hochzeit nach London und schließlich in die pfälzische Residenz nach Heidelberg begleitete.

1613 quittierte er den Dienst für Moritz von Oranien und wurde 1614 Hofjunker am Stuttgarter Hof, war zwischen 1614 und 1626 aber auch in maltesischen, florentinischen und venezianischen Diensten tätig. 1626 ernannte ihn Herzog Johann Friedrich (reg. 1608‒1628) zum württembergischen Kriegsrat und betraute ihn mit diplomatischen Missionen. Auf diesem Wege kam Schaffalitzky 1631 in Kontakt mit König Gustav II. Adolf von Schweden (reg. 1611‒1632), der ein Bündnis mit dem Herzog anstrebte und Schaffalitzky in sein Gefolge aufnahm. Nach Gustav Adolfs Sieg über ein bayerisch-kaiserliches Heer in der Schlacht bei Rain am Lech (14.‒15.4.1632) eskortierte er die schwedische Königin Maria Eleonora von Brandenburg (1599‒1655) von Frankfurt nach Ulm. Im August 1632 besetzte er für Schweden die Grafschaft Hohenberg, im Herbst des gleichen Jahres verteidigte er den Kraichgau erfolgreich gegen kaiserliche Truppen. Im Dezember belagerte er die Stadt Freiburg, zwang sie zur Kapitulation und übergab sie im Juli 1633 Friedrich V. von Baden-Durlach (reg. 1622‒1659) als neuem Stadtherrn.

Im Mai 1634 ernannte Feldmarschall Gustav Horn (1592‒1657) Schaffalitzky zum Oberbefehlshaber für die schwedisch besetzten Gebiete im Schwarzwald, am Bodensee und in Oberschwaben. In dieser Funktion baute Schaffalitzky die Stadt Buchhorn (Friedrichshafen) ‒ von den Schweden in „Gustavsburg“ umbenannt ‒ zum zentralen schwedischen Kriegshafen aus. Unter seiner Regie entstand auch die erste größere Bodenseeflotte Schwedens. Während der für die schwedische Kriegsführung in Deutschland katastrophalen Schlacht von Nördlingen (6.9.1634) geriet Schaffalitzky in kaiserliche Gefangenschaft. Nach der Freilassung begab er sich zu seiner Familie nach Straßburg, wohin sich auch der württembergische Hof angesichts des Ansturms kaiserlicher Truppen auf Stuttgart nach der Schlacht von Nördlingen zurückgezogen hatte.

Der Allianzvertrag von Saint-Germain-en-Laye (26.‒27.10.1635) zwischen Louis XIII. (reg. 1610‒1643) und dem für Schweden agierenden Feldherrn Bernhard Herzog von Sachsen-Weimar (1604‒1639), der eine Invasion in die kaiserlich und bayerisch besetzten Gebiete des deutschen Südwestens vorsah, brachte auch für Schaffalitzky neue Betätigungsmöglichkeiten. Mit dem ebenfalls unter dem Herzog von Weimar kämpfenden Generalmajor Georg Christoph von Taupadel (1595‒1647) eroberte er im gleichen Jahr das kaiserlich besetzte Stuttgart zurück, belagerte mit den weimarischen Truppen die kaiserliche Festung Breisach, geriet aber in der Schlacht bei Rheinfelden (18./28.2.‒21.2./3.3.1638) erneut in kaiserliche Gefangenschaft. Nachdem er im Mai 1640 wieder freigekommen war, schickte der Weimarer Herzog Schaffalitzky nach Paris, um mit Kardinal Richelieu über die weitere Kriegsführung und -finanzierung zu verhandeln. Dort starb er 1641. Seine Leiche wurde zunächst in Straßburg, 1667 schließlich in der Johanneskirche von Brackenheim beigesetzt. Der dortige Grabstein ist bis heute erhalten.

Quellen in Auswahl

  • Schaffalitzky, Bernhard (Hg.), Schwedisches Kriegs-Recht/ Oder Articuls-Brieff/ Deß Durchleuchtigsten/ Großmächtigsten Fürstens und Herrns/ Herrns Gustaff Adolffs (…) Sampt angeheffter General: unnd Obergerichts Ordnung (…), Heilbronn 1632.
  • Schaffalitzky, Bernhard, Dominvs Bernhardus Schaffalitzky A Mvkodell, Verae Nobilitatis speculum Oridnis Equestris ornamentum (…) Das ist: Warhafftige Beschreibung Der Adelichen Tugenden, und Ritterlichen Dapfferkeit, Herrn Bernhard Schaffalitzkys; Auß seinem, von ihme selbsten, seinem Secretario an die Hand dictirten Lebenslauff, und andern warhafften und beglaubten Documentis extrahirt, und vorgestellt, Heilbronn 1662.
  • von Löwenhalt, Jesaias Rompler, Klag- und Trost-gedicht an die WolEdle VilEhrn- und Tugendreiche Fraun Margaretha-Elisabetha Gebohrne von Witzleben etc.: über ableibung Ihres geliebten Eegemahls, Weiland des WolEdelgebohrnen Gestrengen Herren Bernhartn Schafalitzky von Mukodel, auff Frewdenthal etc. Rittern, der vereinigten Kronen (...), Welcher den 1. tag Weinmonats des 1641. iars zu Paris, in Gott seeliglich abgeleibet, Paris (?) 1641(?).
  • Sebisch, Melchior, Castrum doloris Illustri & Generoso Heroi Bernhardo Schafalizki à Muckodel In Freudenthal, Equiti Divi Marci, Sacrae Coronae Suecicae Evangelicique foederis summo militiae Legato, sive Generali quem vocant Maiori : qui Lutetiae Parisiorum XII Cal. Novembr. Anni Epoch. Christianae MDCXLI (...) expiravit, Argentorati (Straßburg): Mülbe, 1642 (Neuauflage: Sebisch, Melchior, Dass. (…) Anfanglich getruckt zu Straßburg (...) Nun aber wider aufgelegt, und vorgehenden Leichpredigten beygefügt, Heilbronn 1662).
  • Canstetter, Tobias, Ruhm und Ubung der allerbesten und löblichsten Ritterschafft (...) In einer Christlichen Leich-Predigt, Uber der Beysetzung, Weyland Deß (...) Bernhard Schaffalitzky von Mukodell (....): Welcher (...) den 21. Octobris, Anno 1641 (...) zu Pariß (...) gestorben (...) zu Straßburg (...) in Verwahrung gesetzet. Den 13. Novembris, Anno 1661 (...) gen Prackenheim geführet, und (...) beygesetzet worden, Heilbronn 1662.
  • Hochaicher, Georg Christoph, Gottes Creutz und Wunder-Rhat Erzeigt sich herrlich in der That. Das ist: Einfältige Leich-Sermon (…) Mit welcher (...) Bernhard Schaffalitzky von Mukodell (…) Anno 1661. den 13. Novembr. (...) heimgeführet, und (...) zu Prackenheim (...) eingesencket wurde, Heilbronn 1662.

Literatur

Eine wissenschaftliche Forschung existiert bisher nicht. Viele Einzelinformationen bietet jedoch:

  • Wöllper, Jörg, Bernhard Schaffalitzky zu Mukadel, in: Der Dreißigjährige Krieg in Selbstzeugnissen, Chroniken und Berichten, hg. v. Jörg Wöllper, URL: http://www.30jaehrigerkrieg.de/schaffalitzky-zu-mukadel-bernhard-von/ (aufgerufen am 12.03.2024).

Zitierhinweis: Ralph Tuchtenhagen, Bernhard Schaffalitzky von Muckadell, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 12.03.2024

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