„Somit hausen wir zusammen wie bisher“

Gescheiterte Pläne des Erbprinzen von Hohenzollern-Sigmaringen zur Errichtung eines eigenen Palais

Plan eines erbprinzlichen Palais von 1838 mit Ansicht und Grundrissen des Erdgeschosses und 1. Stockes, Vorlage: Landesarchiv BW, StAS FAS HS 1-80 T 7 R 53,23/08
Plan eines erbprinzlichen Palais von 1838 mit Ansicht und Grundrissen des Erdgeschosses und 1. Stockes, Vorlage: Landesarchiv BW, StAS FAS HS 1-80 T 7 R 53,23/08

Seit der Verehelichung des Erbprinzen Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen mit Prinzessin Josephine von Baden 1834 hatte sich die erbprinzliche Familie durch Kinder vergrößert, und der Erbprinz wünschte ab 1837, ein eigenes Etablissement zu begründen und die bisherige gemeinsame erbprinzliche und fürstliche Haus- und Hofhaltung aufzugeben.

In der nun einsetzenden Planungsphase wurde der aus Ludwigsburg stammende Frankfurter Architekt und Weinbrenner-Schüler Rudolf Burnitz konsultiert. Burnitz war in Hohenzollern kein Unbekannter. Fürst Friedrich Hermann Otto von Hohenzollern-Hechingen hatte ihn bereits von 1818 bis 1819 mit der Erbauung des Neuen Schlosses in Hechingen betraut. Die im klassizistischen Stil errichtete neue Residenz konnte vom Auftraggeber letztlich aber nicht bezogen werden, da für den Innenausbau das Geld fehlte. Auch für den Wiederaufbau der Burg Hohenzollern lieferte Burnitz 1819 Pläne, die jedoch nicht verwirklicht wurden.

Das erste von Burnitz für die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen errichtete Bauwerk war das 1831 fertiggestellte Landhaus Krauchenwies. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der 1824 zum Fürstlich Hohenzollernschen Baurat ernannte Architekt bereits in Frankfurt a. M. niedergelassen. Prägend für die Sigmaringer Karlstraße wurden die ab 1840 nach seinen Plänen erbauten herrschaftlichen Häuser.

Da Rudolf Burnitz über Jahre Bauprojekte der Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen entworfen und betreut hatte, verwundert es nicht, dass er in die Planungen eines erbprinzlichen Landhauses miteinbezogen wurde.

Ob die nebenstehende Ansicht samt den Grundrissen tatsächlich von Burnitz selbst stammt, kann derzeit nicht mit Sicherheit gesagt werden. Der fürstliche Baurat übersandte zumindest am 27. Januar 1838 eine Kostenrechnung, so gut als der kleine Plan es erlaubte, über 39.194 Gulden. Der im Fürstentum mit Bausachen betraute Obrist Hermann von Hövel jedoch hielt die Gesamtbausumme von 80.000 Gulden für realistischer. Über den geplanten Standort des Palais sind keine Angaben zu finden.

Die Realisierung des Projekts scheiterte zum einen daran, dass Fürst und Prinz einen Artikel im erbprinzlichen Heiratsvertrag, der die Kostenübernahme bei Herstellung einer standesmäßigen Wohnung für das Erbprinzenpaar regelte, unterschiedlich interpretierten, zum anderen jedoch an den exorbitanten Kostenüberschlägen, die im Auftrag Karl Antons für eine eigene Hofhaltung aufgestellt wurden: Nach genauer Überlegung und Würdigung meiner finanziellen Kräfte habe ich den Entschluß gefaßt, die Idee eines eigenen Baues u. der Führung eines eigenen Haus- u. Hofhalts aufzugeben. Dem Vater war die Entscheidung des Sohnes nicht unrecht: Somit hausen wir zusammen wie bisher.

1842 bekam das Erbprinzenpaar das Palais der verstorbenen Fürstinmutter als Wohnsitz zugewiesen. Direkt neben diesem Gebäude ließ der Erbprinz einen Neubau errichten. Der Gebäudekomplex beherbergt heute das Staatsarchiv Sigmaringen.

Birgit Meyenberg

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