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Walpurgisnacht auf Brocken, Kandel und Schwäbischer Alb

Schabernack und ernste Hintergründe

Der Burgbühl bei Obernheim ist einer der sagenumwobenen Hexentanzplätze der Alb. Das Denkmal in Obernheim steht für die Fastnachtsfiguren der 1939 gegründeten Zunft. [Quelle: Gemeinde Obernheim]

Der Burgbühl bei Obernheim ist einer der sagenumwobenen Hexentanzplätze der Alb. Das Denkmal in Obernheim steht für die Fastnachtsfiguren der 1939 gegründeten Zunft. [Quelle: Gemeinde Obernheim]

Die Nacht auf den ersten Mai gilt nach altem Volksglauben als Höhepunkt des Hexentreibens. Der Name steht weniger mit dämonischen Wesen sondern mit der hl. Walburga und deren Gedenktag am ersten Mai in Verbindung. Ein Schauplatz der sagenumwobenen Zusammenkünfte ist der Brocken im Harz, der als „Blocksberg“ berühmt wurde. Im Schwarzwald ist es der Kandel. Sogar die Höhen der Schwäbischen Alb blieben von Umtrieben nicht verschont: Die von Ernst Maier zusammengestellten „Deutschen Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben“ führen eine ganze Reihe davon auf. So sollen sich Hexen auf dem Heuberg bei Rottenburg am Neckar in den Nächten des Freitags versammelt und um einen Apfelbaum getanzt haben. In der Nähe von Ehningen kamen sie zum Rangenbergle oder auf die Kelterwiese, bei Betzingen auf den Haldenacker. Bei Heubach lag der Tanzplatz auf dem Hohberg. Es wundert nicht, dass der exponierten Roßberg in der Nähe von Pfullingen im selben Ruf stand.

Eine ausführlichere Darstellung in den Maierschen Sagen ist dem „Hauptzusammenkunftsplatz“ auf dem Burgbühl bei Obernheim gewidmet, einer Höhe zwischen Balingen und Tuttlingen auf dem Großen Heuberg, die auch als „Hexenbuckel“ bezeichnet wird. Hier soll das „Hexenbäumle“ gestanden haben. Heute erscheinen die Geschichten als Phantasiegebilde. Bei näherer Betrachtung erschließen sich historische Hintergründe. Zum einen wurden die vermeintlichen Spukgestalten den Geistern von Soldaten zugeschrieben, die infolge gewaltsamer Auseinandersetzungen zwischen Eberhard im Bart und der Stadt Rottweil umgekommen sind. Hauptsächlich stehen sie wohl mit historisch belegbaren Hexenverfolgungen in Zusammenhang. Diese flammten während der Zeit von 1589 bis 1641 im Gebiet um Schömberg auf und kosteten mehreren Frauen sowie einem Ratsherrn das Leben. Noch gravierender waren die Auswirkungen der Rottweiler Hexenprozesse, die etwa zur gleichen Zeit stattfanden und in deren Folge ungleich mehr Menschen einen grausamen Tod fanden. Betroffen waren nicht nur die unmittelbar zu Rottweil gehörenden Territorien. Die wissenschaftliche Aufarbeitung des vorhandenen Materials ergab, dass die Opfer vielfach aus den unteren Schichten von Dörfern stammten, wobei sich Notlagen, hervorgerufen durch Missernten oder Epidemien mit sozialen Ängsten und Aberglauben vermischten und ein diffuses Szenario der Bedrohung enstand.

Zum Weiterlesen:
Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, gesammelt von Ernst Heinrich Meier, Band 1, Stuttgart 1852, Seite 181 ff.
Zeck, Mario: "Im Rauch gehen Himmel geschüggt". Hexenverfolgungen in der Reichsstadt Rottweil, Stuttgart 2000, als Zusammenfassung mit Rezension von Johannes Dillinger

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