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„Salamander“, Siegfried Levi und die Burg Stettenfels

Untergruppenbach mit Stettenfels um 1900 [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK Glasnegative Wilhelm Kratt 498-1 Nr. 7772]

1924 übernahm Siegfried Levi zusammen mit dem Landwirt Gustav Bücheler aus Stuttgart das Schlossgut Stettenfels bei Untergruppebach im heutigen Landkreis Heilbronn. Siegfried war ein Bruder des „Salamander“-Mitbegründers Max Levi (1868-1925). 1889 hatten die „Gebrüder Sigle“, Jakob und Christoph, mit der Schuhfabrikation begonnen. Der Stuttgarter Handelsvertreter Max Levi übernahm ab 1891 den Vertrieb. Die Erfolgsgeschichte der Schuhe beruhte unter anderem auf einem effizienten Marketingkonzept mit eigenem Filialnetz. 1903 wurde in Kooperation mit Rudolf Moos der erste „Salamander“-Laden in Berlin eröffnet. Berlin blieb neben Stuttgart einer der Schwerpunkte für die Organisation des Vertriebs. 1916 erfolgte die Gründung der Aktiengesellschaft „J.Sigle & Cie.“, die die Fabrikation in Kornwestheim mit den Vertriebsgesellschaften verband. Max Levi wurde Vorsitzender des Aufsichtsrates, die Stellvertretung hatte Jakob Sigle. Neben Max und Siegfried Levi arbeiteten noch die Brüder Sem und Arthur im Unternehmen. Siegfried, der zwischen Berlin und Stuttgart pendelte, war außerdem in einer Luckenwalder Schuhfabrik und der Württembergischen Schuhfabrik in Faurndau engagiert.

Der Kauf des Schlossguts Stettenfels erfolgte möglicherweise auch aus familiären Gründen. 1925 kam die Tochter Margit zur Welt. 1926 heirateten Siegfried Levi und seine Partnerin Hedwig Kyanowski. Zum Schlossgut gehörten ausgedehnte Ländereien, die teils an die Zuckerfabrik Heilbronn verpachtet waren. Um das Gut kümmerten sich der Geschäftsführer und ein Gutsverwalter, die mit ihren Familien auf dem Schloss wohnten. Nach dem Erwerb wurden die Gebäude umfassend saniert und mit modernen Annehmlichkeiten ausgestattet. Siegfried Levi hatte mehrere Jagdrechte in der Umgebung und eigens einen Jagdsaal im Schloss gestalten lassen . Die damit verbundenen Veranstaltungen waren nahezu legendär. Außerdem beteiligte er sich gerne am örtlichen Vereinsleben und wurde wegen seiner großzügigen Spenden geschätzt.

Pläne zum Aufbau eines Gestüts konnten nicht mehr verwirklicht werden. Ende der 1920er Jahre verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation. Grundstücke in größerem Umfang kamen zum Verkauf, was zu Unstimmigkeiten mit der Gemeinde führte. Durch zunehmenden Antisemitismus bedroht, verließ die Familie 1932 Stettenfels und wurde schon zu Beginn der NS-Zeit genötigt, das Anwesen zu verschenken. 1937 ging es für einen Spottpreis an die Stadt Heilbronn über. Im selben Jahr emigrierte die Familie ins heutige Namibia. 1939 zog die NSDAP auf Stettenfels ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam die Familie ihren Besitz zurück. Siegfried Levi, geboren am 6. Februar 1880,  starb am 13. Oktober 1954 in Johannesburg. Gegen Ende der 1950er Jahre ging das Anwesen in andere Hände über. Heute wird es gastronomisch und für Veranstaltungen genutzt.

Zum Weiterlesen:

Der ausführliche Beitrag über die Geschichte der Familie Levi auf dem Schlossgut stammt von Friedrich Eisenmann
Mehr über das jüdische Leben im Südwesten im finden Sie im Themenmodul auf LEO-BW
Mitte des 16. bis Mitte des 18. Jh. war die Burg im Besitz der Fugger

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