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Margaretha Kepler – ein Frauenleben

Über die Pfarrersgattin, Dichterin und Schwester von Johannes Kepler

Roßwälden bei Ebersbach an der Fils, Ansicht von Andreas Kieser, 1683 [Quelle: Landesarchiv BW, HStA H 107/7 Bd 5 Bl. 14]

Roßwälden bei Ebersbach an der Fils, von 1620 bis Anfang der 1630er Jahre Wohnort von Margaretha, verheiratete Binder. Ansicht von Andreas Kieser, 1683 [Quelle: Landesarchiv BW, HStA H 107/7 Bd 5 Bl. 14]

Margaretha Kepler wurde am  26.  April  1584  in Leonberg als Schwester von Johannes Kepler (1571-1630) geboren. Zur Familie gehörten zwei weitere Brüder, der ältere Heinrich und der jüngere Christoph. Die Familie war von Armut bedroht, das häusliche Klima nicht erfreulich. Den Vater, der die Familie verließ, beschrieb Johannes Kepler als brutal und gewissenlos. Die Mutter Katharina Kepler war ein eigenwilliger Charakter und ließ sich nicht den Mund verbieten, was die späteren Anschuldigungen gegen sie verstärkt haben mag. Nach dem Tod ihres Vaters verfügte sie über eigenes Geld und konnte ein selbstständiges Leben führen. Heinrich, der an Epilepsie litt, soll mit dafür verantwortlich gewesen sein, dass die Mutter 1615 der Hexerei bezichtigt wurde. Er starb im selben Jahr im Haus seiner Schwester.

Trotz dieser Umstände hatte Margaretha eine Schulbildung erhalten. 1608 heiratete sie Georg Binder, Präzeptor der Leonberger Lateinschule und Mitglied einer angesehenen Pfarrerfamilie. Das Paar zog nach Dornstetten. 1609 erhielt Georg Binder eine Pfarrstelle in Heumaden. Ab 1617 lebte die Mutter, die 1620 verhaftet wurde, zeitweise im Haushalt. Ebenfalls 1620 zogen Margaretha und Georg Binder nach Roßwälden, wo die Pfarrstelle durch den Tod von Georgs Vater freigeworden war. Johannes Kepler traf in Württemberg ein, um die Mutter unterstützen zu können. Katharina Kepler wurde 1621 freigesprochen und kam bis zu ihrem Tod 1622 bei ihrer Tochter in Roßwälden unter.

Wie sah der Alltag der Pfarrersfrau aus? In ihren beiden Ehen blieb Margaretha kinderlos. Es war üblich, dass Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Patenschaften für Kinder übernahmen. Während der Zeit im kleineren Heumaden wurde Margaretha über 20 Mal Taufpatin, im größeren Roßwälden rund 300 Mal. Zum Pfarrhaus in Roßwälden gehörte außerdem eine Landwirtschaft mit Vieh und Feldern, die nur mit personeller Unterstützung bewirtschaftet werden konnte. Es war eine Zeit der Seuchen und des Dreißigjährigen Krieges. Heumaden wurde um 1609, Roßwälden Mitte der 1620er Jahre vermutlich ebenfalls, von der Pest heimgesucht. Als die protestantische Seite 1634 in der Schlacht bei Nördlingen unterlag und die Truppen nach Württemberg vordrangen, hatten viele Pfarrer unter den Kriegsgreueln zu leiden. Auch Georg Binder wurde nach der Belagerung von Schorndorf im November 1634 durch Soldaten im Pfarrhaus von Roßwälden schwer verletzt und starb kurz darauf. Im April 1636 ging Margaretha eine zweite Ehe mit dem Fellbacher Pfarrer Georg Konrad Maickler ein. Er war bereits zum dritten Mal verwitwet und ein hochgebildeter Mann, der sich der Poesie widmete und 1643 einen Band mit geistlich inspirierten Gedichten herausgab. Es ist eine kleine Sensation, dass sich unter den ansonsten lateinischen Werken ein Gedicht seiner Ehefrau befindet. Andere Beispiele für die frühbarocke Dichtkunst von Frauen in Württemberg sind kaum bekannt. Im Gedicht schrieb Margaretha von ihrem Gatten als einem „lieben werthen Herrn“ und „grossen Schatz“. 1647 kam es erneut zu einer militärischen Bedrohung, jetzt durch französische Truppen. Die Eheleute flohen nach Cannstatt, wo Georg Maickler starb. Genaue Todesdaten für Margaretha sind nicht überliefert. Es wird das Jahr 1649 angenommen.

Den ausführlichen Text von Uwe Geiger mit den Ergebnissen seiner Forschungsarbeiten finden Sie in Schwäbische Heimat 4/2022

Weitere Infos zum Dreißigjährigen Krieg finden Sie im Themenmodul auf LEO-BW

 

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