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Sommerschlaf im Eiskeller

Ausschnitt aus dem Situationsplan über die Heil- und Pflegeanstalt Illenau von 1845. Der Eiskeller ist rechts unten neben den Hauptgebäuden eingezeichnet. Die Anstalt betrieb auch ein eigenes Bad, auf dem Plan links. Quelle und Gesamtansicht: Landesarchiv BW, GLAK H Illenau 3.

Natürlich gekühlte Orte finden sich dieses Jahr vorwiegend unter der Erde, seien es Stollen im Berg oder Kellergewölbe. Früher wurden sie für die Lagerung von Wein oder zur Aufbewahrung von Eis benutzt. Speziell angelegte Eiskeller kamen während des Barockzeitalters in Mode. Die aufwendige Lebenshaltung der Fürstenhöfe forderte die Kreativität von Köchen und Zuckerbäckern, die Speisepläne mit Sorbets und anderen kühlen Köstlichkeiten bereicherten. Die Anlage eines Eiskellers stellte die Baumeister vor besondere Herausforderungen, sollte der Standort nicht nur kühl sondern auch trocken sein und in der Nähe eines Sees oder Teichs liegen, der im Winter ausreichend Eis bildete. Die weitläufigen Parkanlagen boten meist gute Voraussetzungen. Als Alternative zu unterirdischen Kellern entstanden künstlich aufgeschüttete Hügel, die mit besonderen Aufbauten akzentuiert und in das architektonische Gesamtkonzept integriert werden konnten. Eine der größten erhaltenen Anlagen in Süddeutschland gehört zum Ludwigsburger Schloss. Der Eisspeicher besteht aus einem Gewölbe mit kreisrundem Grundriss, einer wegen ihres Fassungsvermögens gern genutzten Form, der zur Dämmung ein zeltähnliches Schilfdach erhielt.

Ein weiteres Beispiel aus dem 19. Jh. hat sich bei der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Illenau erhalten, wo der Keller in einem nahegelegenen Hügel angelegt wurde. Das Gelände ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet, wobei der etwas gruselige Eisbunker zur Bildung einer Legende anregte. In Winternächten sei dort das Knallen von Peitschen zu hören, das verstärkt durch die Akustik des Gewölbes nach draußen dringt. Im Sommer hingegen herrscht Ruhe und auch zu sehen ist nichts. Die Phantasie machte die Dämonen des Winters für den Spuk verantwortlich, die nur in der kalten Jahreszeit ihr Unwesen treiben. Die ersten warmen Sonnenstrahlen zwingen sie, sich zurückzuziehen und Sommerschlaf zu halten. Das jedenfalls besagt die Geschichte des Fastnachtsvereins „Eiskellerdämonen Oberachern 2009 e.V.“ Der wahre Kern der Legende dürfte darauf zurückzuführen sein, dass das bei  Temperaturschwankungen berstende Eis heftige Geräusche hervorbringt, was nicht nur ängstliche Menschen erschreckt.

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