Ist das auch Geld?

Alternative regionale Zahlungsmittel

Vorder- und Rückseite des Gutscheins im Wert von einem Tauber-Franken mit Motiven aus Creglingen (Romschlösschen, Fachwerkhäuser) und Bad Mergentheim (Tauberbrücke mit Wolfgangskapelle). Quelle: Landesarchiv BW, StAWt K-S 104 Nr. 64.. Zum Vergrößern bitte klicken.
Vorder- und Rückseite des Gutscheins im Wert von einem Tauber-Franken mit Motiven aus Creglingen (Romschlösschen, Fachwerkhäuser) und Bad Mergentheim (Tauberbrücke mit Wolfgangskapelle). Quelle: Landesarchiv BW, StAWt K-S 104 Nr. 64. Zum Vergrößern bitte klicken.

Geld fließt global, Finanzmärkte agieren international. Kryptowährungen haben sich sogar aus der Verbindung zwischen Zahlungsmittel und ausgebenden Nationalstaaten bzw. Notenbanken ganz gelöst. Aber es gibt auch entgegengesetzte Bewegungen – hin zu regionalen Zahlungsmitteln. In der Bundesrepublik gibt es derzeit rund 50 solcher Regio-Geld-Initiativen, eine davon bestand zeitweilig im Taubertal.

Inspiriert durch bundesweite Beispiele und mit dem Ziel, nachhaltige regionale Wirtschaftskreisläufe zu fördern, gründete sich 2005 der Verein Tauber-Franken e.V. Seine Idee war, mit Eurogedeckten Gutscheinen, den Tauber-Franken, Kaufkraft in der Region zu halten. Zugleich sollte das Regionalgeld die Zusammenarbeit der Menschen vor Ort stärken und die Kundenbindung erhöhen. Interessierte konnten das Standardzahlungsmittel Euro im Verhältnis 1:1 gegen Gutscheine mit einem Nominalwert von 1, 5, 10 oder 20 Tauber-Franken eintauschen. Die Gutscheine konnten dann wie Bargeld eingesetzt werden. Rund 70 Betriebe im Raum Creglingen beteiligten sich daran, vom Lebensmittelhandel über Dienstleistungsbetriebe bis zum Bau- und Fahrzeuggewerbe. Selbst die Stadtverwaltung machte mit. Die Gutscheine hatten eine zeitliche Befristung, denn Ziel war ja, das Geld im Wirtschaftskreislauf zirkulieren zu lassen. Verlängerungsmarken weiteten die Einsatzdauer aus. Ein Rücktausch im Wechselkurs 100 Tauber-Franken zu 97 Euro war möglich. Mit dem Differenzbetrag bestritt der Verein seine Unkosten und unterstützte gemäß dem Satzungszweck regionale gemeinnützige und soziale Projekte.

Nach der Erstausgabe im Dezember 2006 gingen jedoch nur einige Tausend Tauber-Franken in Umlauf, die erhoffte breite Akzeptanz bei Bevölkerung und Wirtschaft blieb aus. So löste sich der Verein 2011 wieder auf, der Tauber-Franken als Zahlungsmittel ist nur noch Geschichte.

Ein weiteres, zeitlich und lokal eng begrenzt einsetzbares Zahlungsmittel ist der Königshöfer Messetaler. Messgeld kennen sicher viele, an deren Heimatort es eine jährliche Verkaufsmesse gibt. Mit dem Begriff wird der Geldbetrag bezeichnet, mit dem die Vergnügungen und Einkäufe auf der Messe bezahlt werden. Die Stadt Lauda-Königshofen hat 2015 anlässlich des 600-jährigen Bestehens der Königshöfer Messe den Gedanken des Messgelds aufgegriffen und eigens eine Münze, den Messetaler, prägen lassen. Der in einer Auflage von 10.000 Stück produzierte Messetaler kann im Verhältnis 1:1 gegen Euro erworben werden. Sein Einsatzgebiet ist jedoch begrenzt – er gilt nur an den Verkaufsständen und Buden auf der Königshöfer Messe, auch über das Jubiläumsjahr hinaus. Eine Rücktauschmöglichkeit gibt es nicht, einmal in Händen, bekommt man den Wert nur in Form von Sachgegenständen, leiblichen Genüssen oder spaßigen Aktionen zurück.

Claudia Wieland

Quelle: Archivnachrichten 64 (2022), Seite 40.