Der Heller

Mittelalterliche Münzprägung in Schwäbisch Hall

Vorder- und Rückseite eines Hellers aus Schwäbisch Hall, gefunden im vergrabenen Münzschatz von Jesingen. Quelle: Landesmuseum Württemberg, Münzkabinett MK 5593.1. . Zum Vergrößern bitte klicken.
Vorder- und Rückseite eines Hellers aus Schwäbisch Hall, gefunden im vergrabenen Münzschatz von Jesingen. Quelle: Landesmuseum Württemberg, Münzkabinett MK 5593.1. Zum Vergrößern bitte klicken.

Im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts, unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa, begann in Schwäbisch Hall die Prägung des Haller Pfennigs, des Hellers. Hall lag an der Grenze zwischen den Bistümern Würzburg, Augsburg, Konstanz und Speyer in einem Gebiet, das nahezu keine sonstigen Münzstätten aufwies. Der Haller Pfennig war eine kleine Münze, die in großer Zahl produziert wurde und einen relativ schlechten Edelmetallgehalt aufwies. Damit erwies er sich als übermächtige Konkurrenz gegenüber den in geringerer Stückzahl, aber mit höherem Silberanteil geprägten Münzen der bischöflichen Münzstätten. Er verdrängte diese anderen Münzen anscheinend relativ rasch.

Der erste urkundliche Nachweis stammt von 1189. Das Aussehen dieser ersten Heller geht aus Münzfunden aus der Zeit um 1200 hervor. Sie zeigen auf der einen Seite die charakteristische Hand mit der falsch geschriebenen Umschrift AHLLE, auf der anderen Seite ein Kreuz und die Beischrift FRISA (= Fridericus Romanorum Imperator Semper Augustus). Diese Münze bildet den Prototyp für alle späteren Prägungen.

Warum die Staufer Hall als Standort für ihre Münze auserkoren, lässt sich nur vermuten. Wichtiger als der seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bestehende Jahrmarkt war die Produktion von Salz. Salz wurde exportiert und von den Abnehmern mit Silbermünzen bezahlt, die nach Hall zurück transportiert wurden. Dort konnten die Münzen eingeschmolzen und neue geprägt werden. Die Differenz zwischen alten, höherwertigen Münzen und neuen, weniger Silber enthaltenden, blieb als Gewinn in der Hand des Königs. Die Verbreitung des Hellers deckt sich aber nicht mit dem (späteren) Absatzgebiet des Haller Salzes. Zentral war deshalb letztendlich schlicht der Wille des Kaisers, eine eigene, produktionsstarke Münzstätte zu schaffen.

Die Haller Münze scheint lange in königlicher Hand geblieben zu sein, auch als viele der sonstigen königlichen Rechte schon längst an andere übergegangen waren. 1308 war die Haller Münze an ein Konsortium aus Florenz verpachtet. Zwei der Beauftragten sollen betrogen und einen Schaden von 6.365 Gulden verursacht haben. Laut einem Inventar von 1308 oder 1309 lag Silber mit einem Gewicht von 4.290 Mark in der Haller Münze, was für drei Millionen Heller gereicht haben dürfte.

Die Bedeutung der Münze für die Stadt scheint eher fraglich. In der Reichssteuerliste von 1241 ist Hall sehr hoch mit 170 Mark veranschlagt. Welche Grundlagen diese Steuereinnahmen hatten, bleibt leider unklar. Im Haller Fall kann es sich um Erträge der Saline wie der Münze und von Gütern im Umland der Stadt handeln.

Seit dem 14. Jahrhundert wurden Heller auch andernorts geprägt. Die Stadt sicherte sich Aufsichtsrechte über die Münze; die Münzprägung war in der Regel an Unternehmer mit dem entsprechenden Knowhow verpachtet. Erst 1396 bzw. 1397 erhielt die Stadt Schwäbisch Hall das Münzrecht, das sie aber nur in geringem Umfang ausübte. 1545 endete die Münzprägung in der Stadt, das Münzrecht bewahrte sich Schwäbisch Hall aber bis zum Ende der Reichsstadtzeit 1802.

Andreas Maisch
Der Autor ist Leiter des Stadtarchivs Schwäbisch Hall

Quelle: Archivnachrichten 64 (2022), Seite14-15.

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