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Die Aureliuskirche in Hirsau

Ein wenig bekannter Teil der Klosterlandschaft im Nagoldtal

Die ehemalige Klosterkirche St. Aurelius in Hirsau [Quelle: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg]

Die ehemalige Klosterkirche St. Aurelius in Hirsau [Quelle: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg]

Neben der Reichenau gehörte Hirsau zu den bedeutendsten Klöstern im Südwesten. Der Konvent war, zusammen mit St. Blasien, ein südwestdeutsches Zentrum der an Cluny orientierten Hirsauer Reform. Von hier aus entstanden neue Klöster, bestehende erneuerten ihre Regeln nach den Hirsauer Grundsätzen. 1536 wurde die Ordensgemeinschaft als Folge der Reformation aufgelöst, Hirsau wenige Jahrzehnte später in eine Klosterschule umgewandelt. In den 1580er Jahren ließen die württembergischen Herzöge neben dem alten Bestand ein Renaissanceschloss anbauen. Das Schloss und die Klostergebäude fielen im Pfälzischen Erbfolgekrieg den Kriegshandlungen unter dem französischen General Mélac zum Opfer. Die Gebäudereste dienten als Baumaterial. Erhalten blieben der Eulenturm und die Marienkapelle sowie die Umfassungsmauern des Schlosses und des Kreuzgangs.

Weniger bekannt ist die heutige Aureliuskirche in Hirsau, ein Rest des Vorgängerklosters, am gegenüberliegenden Ufer der Nagold. Sie erhielt ihren Namen nach den Reliquien des hl. Aurelius, die Bischof Noting von Vercelli, so eine Auslegung, um 830 von Mailand nach Hirsau bringen ließ. Es wurden eine Saalkirche und erste Konventsgebäude erbaut. Die Einrichtung bestand bis um die Jahrtausendwende und verfiel in den nachfolgenden Jahren. Ein neues Kloster entstand auf Initiative Papst Leos IX. Mitte des 11. Jh. Nach erfolgreicher Bergung der verschollenen Reliquien von Aurelius ließ es Graf Adalbert von Calw errichten. Die Klosterkirche bestand als romanische Säulenbasilika mit drei Schiffen, Querhaus, Chor, drei Apsiden und zwei Türmen. Angegliedert waren Kreuzgang und Klausurgebäude. Adalbert ließ auch den Mönch Wilhelm aus St. Emmeram in Regensburg kommen. Nachdem Wilhelm 1071 sein Amt als Abt antrat, wurde Hirsau zum Reformkloster. Um 1082 begann der Neubau für das Kloster St. Peter und Paul, das rund zehn Jahre später fertiggestellt war. Das alte Kloster unterstand diesem als Priorat bis zu seiner Aufhebung Mitte des 16. Jh. infolge der Reformation. In den 1580er Jahren wurden große Teile abgerissen. Erhalten blieben ein Teil des Langhauses und die unteren Bereiche der Türme bis zu dessen Höhe. Das Gebäude, das im Lauf der Zeit verschiedenen Zwecken diente, ist heute ein querrechteckiger Steinbau mit Satteldach und flacher Holzdecke im Inneren. Die Kirche wird seit Mitte der 1950er Jahre wieder für den Gottesdienst genutzt.

Die Aurelius-Reliquien waren mit der Geschichte des Klosters und des Ortes eng verbunden. Durch die Reformation verloren sie ihre Bedeutung für Hirsau und wurden durch Graf Wilhelm von Zimmern übernommen, der sie auf Burg Herrenzimmern unterbrachte. Mit seinem Tod und dem Aussterben des Hauses Zimmern im Mannesstamm kamen sie über die Tochter Sibylla, verheiratete von Zollern, in die Schlosskapelle von Hechingen. 1690 schließlich übertrug Fürst Friedrich Wilhelm von Hohenzollern-Hechingen gegen einen Schuldenerlass die sterblichen Überreste an das ehedem mit Hirsau verbundene Zwiefalten, das in diesem Jahr sein 600-jähriges Gründungsjubiläum feierte. Im Zuge der Einweihung der katholischen Aureliuskirche in den 1950er Jahren kehrte ein Teil der Gebeine nach Hirsau zurück. Zusammen mit anderen cluniazensischen Stätten bewirbt sich Hirsau um eine Aufnahme ins UNESCO-Weltkulturerbe.

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