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Das Benediktinerpriorat St. Ulrich und die Reformbewegung von Cluny

Die Klostergebäude von St. Ulrich um 1820 [Quelle: Landesarchv BW, GLAK J-B Baden (Land) 3, 23]
Die Klostergebäude von St. Ulrich um 1820 [Quelle: Landesarchv BW, GLAK J-B Baden (Land) 3, 23]

Die Benediktinerabtei von Cluny in Burgund war ab ihrer Gründung 910 für rund 250 Jahre eines der größten und einflussreichsten geistlichen Zentren des Mittelalters. Das Kloster wurde direkt dem Schutz des Papstes unterstellt und agierte weitgehend unabhängig, sowohl in kirchlicher als auch in weltlicher Hinsicht. Die strenge Ordensregel umfasste lange Gebetszeiten einschließlich der Fürbitte für die Verstorbenen. Die Armenfürsorge bildete einen weiteren Schwerpunkt. Die cluniazensischen Einrichtungen umfassten einen umfangreichen Verband monastischer Niederlassungen, die der Abtei mehr oder weniger direkt unterstellt waren.

Das erste und auch einzige Cluniazenserkloster jenseits des Rheins entstand im Breisgau, wo die Familie des Edelfreien Hesso von Eichstetten mit Unterstützung durch Ulrich von Zell die Gründung in die Wege leitete. Ulrich, enger Vertrauter des bedeutenden Abtes Hugo von Cluny, unternahm ab 1070 verschiedene Gesandtschaftsreisen zur Verbreitung des Reformgedankens. Der usprüngliche Standort des Klosters lag zunächst am Tuniberg. Von dort wurde es in die Rheinebene und rund 15 Jahre nach der Gründung nochmals an den Ursprung der Möhlin verlegt, einem abgelegenen Tal östliche der Achse Freibug – Staufen. An diesem zunächst als Zell oder Wilmarszell bezeichneten Standort hatte sich bereits in karolingischer Zeit eine Niederlassung des Klosters St. Gallen befunden. Er wurde, möglicherweise mit Unterstützung des Herzogs Berthold II. von Zähringen, vom Bistum Basel erworben. Hier wirkte Ulrich bis zu seinem Tod 1093 als Prior. Er unterhielt enge Beziehungen zu Wilhelm, dem Abt von Hirsau, mit dem er im Regensburger Kloster St. Emmeram eine Ausbildung erhalten hatte und der sich mit der Hirsauer Reformbewegung ebenfalls am Vorbild Cluy orientierte. Ab der ersten Hälfte des 14. Jh. ist die Bennennung der Niederlassung nach Ulrich nachweisbar. Der Niedergang der cluniazensischen Bewegung beeinträchtigte auch das Klosterleben in St. Ulrich, wo der Konvent ab der Mitte des 13. Jh. an Mitgliedern verlor.

In der Reformationszeit gab Cluny das Kloster auf, das daraufhin der Abtei St. Peter angegliedert wurde. Das heutige Erscheinungsbild der Anlage stammt aus dem 18. Jh. und wurde maßgeblich von den Vorarlberger Baumeistern Peter Thumb und Johannes Willam mitgestaltet. Aus der Frühzeit des Klosters ist eine mächtige Taufschale mit Figurenfries erhalten. Die Klosterkirche dient heute als Pfarrkirche, in den Gebäuden befinden sich das Pfarrhaus und die Räume einer Landvolkshochschule.

Die um 1230 fertiggestellte Abteikirche von Cluny galt als bedeutendster Bau nach dem Petersdom, dessen Dimensionen sie übertraf. Während der Französischen Revolution wurde die Abtei geschlossen, später verkauft und die Kirche zu großen Teilen abgebrochen. Zum Gründungsjubiläum 2010 entstand eine virtuelle Rekonstruktion, die vor Ort angeschaut werden kann.

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