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Max Schneckenburger (1819-1849) und die "Wacht am Rhein"

Max Schneckenburger, Porträt in der „Gartenlaube“, 1870. Quelle Wikimedia commons
Max Schneckenburger, Porträt in der „Gartenlaube“, 1870. Quelle Wikimedia commons

1840 löste die Rheinkrise auf deutscher wie auf französischer Seite eine Welle andauernder nationalistischer Empörung aus. Vorausgegangen waren die territorialen Umwälzungen der napoleonischen Zeit und die Besetzung linksrheinischer Gebiete durch Frankreich. Von den Beschlüssen auf dem Wiener Kongress hatte vor allem Preußen in Bezug auf die Rheinlande profitiert. Frankreich verfolgte weiterhin das Ziel, den Rhein als „Natürliche Grenze“ zu etablieren. Nach einer Niederlage im Nahen Osten sollte die neuerliche Geltendmachung des linksrheinischen Anspruchs für Ausgleich sorgen. Eine bewaffnete Auseinandersetzung drohte, konnte aber verhindert werden. Die aufgeladene und mit Aversionen überfrachtete Stimmung ließ sich nur schwer beruhigen. Sie äußerte sich in einer Vielzahl patriotischer Beiträge links und rechts des Stroms, der zum Inbegriff der nationalen Angelegenheiten stilisiert wurde. In Frankreich vertraten Historiker und Literaten wie Alphonse de Lamartine, Alfred de Musset oder Edgar Quinet diese Linie. In Deutschland kam es zu einer ganzen Flut von Rheinliedern: Nikolaus Becker schrieb „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein“. Der ehemalig Jakobiner Nikolaus Müller veröffentlichte eine Sammlung germanischer Kriegslieder und der spätere 1848er Revolutionär Georg Herwegh sein Rheinweinlied „der Rhein soll deutsch verbleiben“.

Eine besondere Karriere war der „Wacht am Rhein“ von Max Schneckenburger beschieden. Schneckenburger wurde am 17. Februar 1819 in Talheim bei Tuttlingen geboren und lebte einige Zeit in Bern, nach seiner Heirat leitete er eine Eisengießerei im schweizerischen Burgdorf. Als das Gedicht entstand, war Schneckenburger 21 Jahre alt. Die Verse hatten zunächst in kleinem Kreis Erfolgt. Der Text wurde mehrfach vertont, angepasst und mit einem Refrain versehen. Breitere Wirkung entfaltete das Werk 1854 mit einer von Carl Wilhelm komponierten Tonfassung, die bei der Silberhochzeit des späteren Kaisers Wilhelm I. zur Aufführung kam und mit dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 einen Höhepunkt erlebte. Der kriegerisch-heroische Tenor rief jedoch nicht nur Beifall hervor sondern sorgte für die eine oder andere Parodie. Max Schneckenburger war bereits 1849 im Alter von 30 Jahren gestorben.

Im Geburtshaus von Max Schneckenburger ist das Talheimer Heimatmuseum untergebracht mit Erinnerungsstücke zu seinem Leben und Werk.

Mehr über die wechselnden deutsch-französische Beziehungen finden Sie unter
Zwischen Feindberührung und »amitié« - Unser Nachbar Frankreich

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