Kollegiatstift (?) St. Leon-Rot 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 853 [um 853]
Zerstörung/Aufhebung: [12. Jh. ?]
Beschreibung: Das Stift St. Leon wird nur zweimal in Urkunden des 9. Jh. erwähnt. Im Jahr 853 verfügt Erkanfrida, die Witwe des luxemburgischen Grafen Nithad, in ihrem Testament, dass 40 Tage nach ihrem Tod u. a. 100 Pfund Silber an 25 genannte Klöster und Kirchen zu verteilen sind. Darunter ist auch St. Leon bzw. damals St. Leo. Am 29. April 858 bestätigt König Ludwig der Deutsche in Frankfurt den folgenden Sachverhalt: Die von vier bischöflichen Vasallen der Speyrer Kirche übergebenen Güter im Anglachgau dürfen von Bischof Gebhard und seiner Schwester "Albheid" auf Lebenszeit genutzt werden. Den Schenkern werden Güter der Speyrer Kirche zugewiesen, die nach deren Tod den Kanonikern im Kloster St. Leo übergeben werden sollen. Die Nennung der Kanoniker belegt, dass es sich um ein Stift gehandelt haben muss. Die Forschung ist sich darin einig, dass der von 847 bis 880 amtierende Speyrer Bischof Gebhard oder seine Familie als Gründer von St. Leo anzusehen sind und es steht zu vermuten, dass die um 853 genannte Erkanfrida ebenfalls aus dieser Familie oder ihrem Umfeld stammte. Erst nach fast 300 Jahren wird St. Leo bzw. nun St. Leon 1157 wieder aktenkundig. Für eine Siedlungskontinuität sprechen diverse Indizien: Wäre St. Leo als Fehlgründung schon im späten 9. Jh. wieder eingegangen, wie viele frühere Bearbeiter vermuteten, wie sollte es zu einer Wiederaufnahme des Namens St. Leon im 12. Jh. gekommen sein? Auch sind viele Urkunden des 12./13. Jh. in der Wortwahl auffällig, wird doch immer von Gütern bei St. Leon statt in St. Leon gesprochen. Daraus ist zu schließen, dass man damals noch wusste, dass es ein dem heiligen Leo geweihtes Gebäude gab, das der Gemarkung später den Namen gegeben hatte und die genannten Güter nicht mit diesem identisch waren, sondern nur in der Nähe lagen. Auch die im Jahr 1227 in St. Leon undeutlich fassbaren Wurzeln des Speyrer Reuerinnenklosters sind sicher in diesem Zusammenhang zu sehen. Möglicherweise nutzte eine relativ lose Kongregation von religiösen Frauen die baulichen Reste des Klosters kurzzeitig, um dann unter dem Anschluss an die Reuerinnenbewegung nach Speyer umzuziehen.
Autor: LUDWIG H. HILDEBRANDT
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Chorherren, weltliche 853-12. Jh. ?
Sonstiges: Bistum: Speyer, ab 1821 Freiburg
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=137

Adresse St. Leon-Rot

Literatur:
  • Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim. Hg. v. der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit den Städten und den Landkreisen Heidelberg und Mannheim (Die Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg). 3 Bde. Karlsruhe 1966-1970. II, 864, 870.Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg. 8 Bde. Stuttgart 1974-1983. V, 396L. H. HILDEBRANDT: Das Stift St. Leo und die Anfänge von St. Leon. In: St. Leon. Das Heimatbuch, damals und heute. Hrsg. v. der Gemeinde St. Leon-Rot. St. Leon-Rot 2004, 65-69.DERS.: Regesten über St. Leon und die Ministerialen von St. Leon von 853 bis 1605. In: St. Leon. Das Heimatbuch, damals und heute. Hrsg. v. der Gemeinde St. Leon-Rot. St. Leon-Rot 2004, 594-604.
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