Aichhalden 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.aichhalden.de
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Einwohner: 4008
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 156.0
Max. Höhe ü. NN (m): 745.62
Min. Höhe ü. NN (m): 403.28
PLZ: 78733

Aichhalden liegt im nordwestlichen Landkreis Rottweil. Das 25,74 qkm große Gemeindegebiet liegt überwiegend im Mittleren Schwarzwald, nur im Osten greift es auf das Obere Gäu aus. Das Gelände gliedern die der Eschach tributären Seitenbach und Bannmoosgraben, die von Westen nach Osten dem Neckar zufließen, während der Rötenbach, getrennt durch die Wasserscheide auf Höhe der Silberburg und der Höfe Mergelacker (ca. 692 m NN), nach Norden und über die Kinzig dem Rhein entgegenfließt. Den tiefsten Punkt markiert die Eschach an der Grenze zu Heiligenbronn-Waldmössingen auf etwa 667 m NN; auf dem Stolgen steigt das Gelände auf rund 736 m NN an. Aichhalden dehnte sich in der Nachkriegszeit vor allem nach Nordwesten und Südosten aus, während Rötenberg vornehmlich nach Westen wuchs. Das durch die Höhenlage bestimmte Klima und die Güte der Buntsandsteinböden begünstigen die agrarische Nutzung in Form von Grünlandschaft und Viehhaltung. Der Landesentwicklungsplan verortete die Gemeinde im Ländlichen Raum im engeren Sinn. Aichhalden fiel 1805 an Württemberg und kam zum Oberamt Schramberg. 1807 gelangte der Ort an den Hornberger Bezirk und 1810 – wie auch die altwürttembergischen Orte Bach, Altenberg und Rötenberg – an das neu gegründete Oberamt Oberndorf. Am 1. Oktober 1938 wechselten die Gemeinden zum Landkreis Rottweil. Am 1. Januar 1969 wurden Bach und Altenberg nach Rötenberg eingemeindet. Zum 1. Juli 1974 schlossen sich Rötenberg und Aichhalden zur neuen Gemeinde Aichhalden zusammen.

Die Gemeinde Aichhalden liegt am Rand des Oberen Gäus circa 19 Kilometer nordwestlich von der Kreisstadt Rottweil entfernt. Eine markante naturräumliche Grenze durchzieht das 2574 Hektar große Gemeindegebiet und trennt zwei unterschiedlich ausgestattete Naturräume. Von Westen greifen die südwestlichen Seitentäler der Schwarzwaldflüsse Schiltach und Kinzig, nämlich Eselbach, (Aichhalder) Grundbach und Rötenbach, über die Kinzig-Randplatten des Buntsandsteins in das Obere Gäu über. Sie legen die Gesteine und Formationen des Grundgebirges und des darüberlagernden Deckgebirges des Mittleren Schwarzwaldes mit den hier anstehenden Buntsandsteinschichten frei. Dies ergibt auf kürzester Distanz hohe Reliefenergiewerte, nämlich von der Einmündung des Grundbachs in die Schiltach (390 Meter über Normalnull) bei »Dreimühlen« (circa 422 Meter) hinauf nach Aichhalden (707 Meter) auf nicht ganz zwei Kilometer über 300 Meter Höhenunterschied oder bezogen auf das Gemeindegebiet circa 24 Prozent Gefälle beziehungsweise Steigung. Diesen Höhenunterschied bewältigt das Verbindungssträßchen Aichhalden-Lehengericht/Schramberg in engen Kurven und Serpentinen. Oben auf der Hochfläche nach Osten zu herrschen dann sanfte Landschaftsformen vor. Die höchste Erhebung – der Stolgen – erreicht gerade 736 Meter über Normalnull, der tiefste Punkt bei der Langen Brücke über die Eschach an der Grenze zu Heiligenbronn-Waldmössingen 667 Meter über Normalnull. Verebnungen und weite Quellmulden, in denen die Eschach beziehungsweise der Rötenbach aus mehreren Quellen entstehen, prägen in und um Aichhalden die Landschaft, welche sich dem Tal der Eschach folgend nach Südosten öffnet. Eine schwach ausgebildete Wasserscheide auf Höhe der Silberburg und der Höfe Mergelacker (691,7 Meter über Normalnull) trennt die Quellgebiete von Eschach und Rötenbach und damit auch die Einzugsgebiete von Rhein und Neckar. Auf diesem schmalen und niedrigen Sattel verläuft zugleich die Markungsgrenze zwischen den Gemeindeteilen Aichhalden und Rötenberg. Entsprechend dem Schichtfallen des Oberen Buntsandsteins neigt sich das Relief schwach nach Osten zur circa 20 Meter hohen Stufe des Unteren Muschelkalks. Für diese Landschaftsformation hat sich in jüngster Zeit die Bezeichnung Aichhalder Platte beziehungsweise für den Raum Rötenberg jene der östlichen Kinzigrandplatten eingebürgert. Sie sind Teile der Sulgener Platten des Oberen Gäus. Mit Wald bedeckt, markiert die Schichtstufe des Muschelkalks zugleich eine siedlungsräumliche Grenze. Für die zur Kinzig und Schiltach entwässernden Bäche stellt die Formationsgrenze Rotliegendes/Buntsandstein einen wichtigen Quellhorizont dar. Der Buntsandstein als Grundwasserspeicher gewährleistet einen ganzjährig ziemlich ausgeglichenen Abfluss. Er hat auch für die Wasserversorgung Bedeutung, worauf die Tiefbrunnen in Aichhalden und Rötenberg nachhaltig aufmerksam machen. Die Aichhalder Platte wird nach Südosten von der Eschach entwässert. Sie entspringt aus mehreren Quellen im Weihermoos und nimmt bald eine Reihe von kleinen Bächen, so den Bahnmoosgraben und den Seltenbach, auf. Gleichwohl bleibt die Eschach im Bereich Aichhalden noch ein bescheidenes Gewässer, was aber nicht immer so war. Verschiedene Gerölle auf den Hochterrassen belegen, dass die Ur-Eschach im Tertiär noch weit im Nordwesten im Bereich Kniebis-Hausach wurzelte und über die Prim-Faulenbach-Niederung zur Donau floss. Mit der über die Kinzig zurückgreifenden Erosion im Zug des Oberrheingraben-Einbruchs während des Oligozäns wurde die Entwässerung der Eschach zum Neckar umgelenkt und zugleich der Oberlauf durch den Rötenbach abgeschnitten. In dieser erdgeschichtlichen Epoche wurde das für heutige Verhältnisse zu weite Tal angelegt. Die nördlich anschließende Gemarkung Rötenberg steht unter dem Einfluss der rheinischen Erosion, die über den der Kinzig tributären Rötenbach rückwärts schreitet und die Buntsandsteinplatte von Bach, Altenberg und Rötenberg bereits stärker aufgelöst hat. Bis zur Gemeindegrenze gegen Alpirsbach hat der Rötenbach sich bei der Lochmühle schon um gut 200 Meter in die umgebende Hochfläche eingeschnitten, das sind rund 18 Prozent Gefälle. Dank seiner stetigen Wasserführung vermochte er früher etliche Mühlen anzutreiben, die aber schon teilweise auf Nachbar-Gemarkungen liegen, da der Rötenbach hier als Grenzlinie nicht nur zwischen zwei Gemeinden, sondern auch zwischen zwei Landkreisen und Regierungsbezirken dient. Die kerbtalartige Eintiefung des Rötenbachs erschwerte in der vormodernen Zeit vom Kinzigtal her den Zugang zu den Siedlungen der Rötenberger Platte. Ein schon in prähistorischen Zeiten begangener Weg verlief über die Brandsteig, welche von Schiltach heraufführt und wo auch die Römer eine Straßenstation mit Heiligtum errichtet hatten. Von dort kommend querte der Römerweg die Gemarkung Rötenberg und führte zum Kastell Waldmössingen und weiter zum römischen Rottweil. Die Landesstraße L 422/L 415 von Alpirsbach über Rötenberg nach Fluorn beziehungsweise Oberndorf folgt ein Stück weit der alten Römer-Route. Ein weiterer bedeutsamer Verkehrsweg (heute im Zug der Kreisstraße K 5561) führte von Süden aus dem Raum Villingen-Schwenningen am östlichen Schwarzwaldrand entlang über Mariazell und Sulgen nach Aichhalden und von hier ins Kinzigtal mit Alpirsbach und Schiltach als Zielorten. An dieser Altstraße gründeten im 14. Jahrhundert die Herren von Falkenstein auf einem Bergsporn über dem Grundbachtal das »Stättlin Aichhalden«. Die obersten Lagen des Buntsandsteins bestehen aus mergeligen bis sandigen Gesteinen, die zu sandig-tonigen Böden verwittern. Ihre ackerbauliche Nutzung und Fruchtbarkeit ist eingeschränkt. Vorzugsweise eignen sie sich für Grünlandwirtschaft und Viehhaltung. Begünstigt wird diese Art der Bodennutzung durch die klimatischen Gegebenheiten und den jahreszeitlichen Witterungsverlauf. Immerhin beträgt die mittlere Höhe des Gemeindegebiets durchschnittlich 700 Meter über Normalnull, eine Höhenlage, welche vergleichsweise kühle, regenreiche Sommer und kalte Winter verheisst. Die Vegetationsperiode ist daher um etliche Tage verkürzt, was sich beim Anbau von wärmeempfindlichen Pflanzen wie Mais negativ bemerkbar macht. Andrerseits ermöglicht die Dauer und Höhe der winterlichen Schneedecke Wintersportaktivitäten. Die relativ hohen Niederschläge (circa 1100 Millimeter) führen auf dem tonig-mergeligen Substrat der Buntsandsteinböden zu Staunässe und fördern die Rohhumusbildung, die infolge des geringen Gefälles (alte Flurkarten zeigen noch eine unbegradigte, mäandrierende Eschach) Flach- oder Niedermoore, stellenweise auch nährstoffarme Hochmoore, entstehen ließen. In der Eschachniederung hart an der Grenze zu Heiligenbronn wuchsen in der Nacheiszeit so das Gifizenmoos und das Hinteraichhalder Weihermoos empor, beide ihrer Genese nach Hochmoore. Im Nordosten der Gemarkung Aichhalden, in Nähe des heutigen Landeplatzes Schramberg-Winzeln, existierte ein weiteres Hochmoor, das Heiligenmoos. Hier und auf Rötenberger Markung im Kesslermoos und Schwanenmoos wurde Torf gewonnen, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts an die Saline Wilhelmshall in Rottenmünster und an die Schramberger Steingutfabrik verkauft wurde. Die Vegetation hatte ursprünglich eine andere Zusammensetzung. Bereits der Ortsname »Aichhalden« verrät, dass die Gegend zur Zeit der Siedlungsgründung im Hochmittelalter noch großenteils mit Eichen bestanden war. Sieht man von menschlichen Eingriffen ab, die die Vegetationszusammensetzung nachhaltig veränderten, dann ist indirekt damit auch ein Hinweis auf ein früh- bis hochmittelalterliches Wärmeoptimum gegeben. Gegenwärtig herrschen Nadelmischwälder vor. Auch die Begradigung der Eschach in den 1930er Jahren hat das Vegetationsbild der feuchten Au- und Wiesengründe verändert. Die Sauergräser verschwanden. Stattdessen entstanden nach und nach artenarme Fettgraswiesen. In der mittelalterlichen Rodungsperiode haben zudem die Alpirsbacher Mönche in die Naturlandschaft durch die Anlage von Weihern eingegriffen. Ein künstlich aufgeschütteter Damm im Flurort Weiherreute verweist auf diesen nachhaltigen Eingriff in den Naturraum. Heute ist das Wasser abgelassen und der Grund mit Kiefern und Fichten aufgeforstet. An Bodenschätzen und natürlichen Ressourcen waren in der Vergangenheit neben den erwähnten Torfstichen die Buntsandsteinbrüche von Rötenberg und die Tone und Mergel als Rohstoffe für die Ziegelhütte Rötenberg von Bedeutung. Um 1850 unternahm ein eigens gebildeter Aktionärsverein einen Versuch auf Steinkohle. In Nähe des alten Friedhofs wurde ein 15 Meter tiefer Schacht gegraben, der aber keine kohleführenden Schichten antraf. In den Wäldern um Rötenberg und Aichhalden, die circa ein Drittel (833 Hektar) des Gemeindegebietes bedecken, wurde bis circa 1890 viel Holz eingeschlagen und als Holländer- beziehungsweise Scheiterholz über die Kinzig nach Offenburg und Straßburg geflößt.

Als Bestandteil der vorderösterreichischen Herrschaft Schramberg fiel Aichhalden durch den Preßburger Friedensvertrag vom 16.12.1805 in den neugeschaffenen württembergischen Verwaltungsbereich des Kreisamtes Rottweil. Dorf und Außenparzellen von Aichhalden zählten damals 184 Gebäude, in denen 260 Bürger mit ihren Familien lebten. Für knapp ein Jahr bildete die frühere Herrschaft Schramberg ein eigenes Oberamt im Kreis Rottweil. 1807 wurde das Oberamt Schramberg aufgelöst und als Unteramt mit dem Oberamt Hornberg vereinigt, welches damals württembergisch war. Während dieses 1810 durch Staatsvertrag in das Großherzogtum Baden eingegliedert wurde, kamen Schramberg und seine früheren Stabsorte, so auch Aichhalden, zum Oberamt Oberndorf, zu dem es dann bis zur Kreisreform von 1938 gehörte. Bis 1933 bestand die Gesamtgemeinde aus den zwei Teilgemeinden Vorder- und Hinteraichhalden, die nahezu selbstständig waren und wichtige Beschlüsse und Entscheidungen getrennt fassten. 1938 fiel Aichhalden mit seinen heutigen Teilorten Bach, Altenberg und Rötenberg an den Landkreis Rottweil. Bach und Altenberg wurden wiederum im Zuge einer Gemeindereform am 1.1.1969 nach Rötenberg eingemeindet. Der Zusammenschluss der Gemeinden Rötenberg und Aichhalden erfolgte am 1. Juli 1974. Der letzte Schritt der Gemeindereform war die Umgliederung der bisher zu Aichhalden gehörenden Wohnplätze Lienberg und Brambach mit circa 250 Einwohnern und 330 Hektar Fläche am 1.1.1975 nach Schramberg. Seitdem bildet Aichhalden eine Verwaltungsgemeinschaft mit Hardt, Lauterbach, Schramberg und Tennenbronn. Für die Politisierung der Bevölkerung spielte die Revolution von 1848/49 in Aichhalden kaum eine Rolle. Es wurde nur einmal von den Ereignissen erfasst, als ein Bote am 21. März 1848 die Nachricht ins Dorf brachte, die Franzosen hätten den Rhein überschritten und würden nun alles niederbrennen. Daraufhin bildete sich in Aichhalden eine Mannschaft aus vornehmlich ledigen Männern, die gegen die Franzosen marschieren wollten. Doch bereits nach wenigen Meilen waren so viele desertiert, dass sich der Weitermarsch erübrigte. Aichhalden war aufgrund seiner früheren Zugehörigkeit zur vorderösterreichischen Herrschaft Schramberg fast ausschließlich katholisch, Bach, Altenberg und Rötenberg hingegen auf Grund ihrer früheren Zugehörigkeit zum Herzogtum Württemberg evangelisch. Dies prägte auch das Wahlverhalten in den jeweiligen Wahlbezirken. Bei den Reichstagswahlen 1871 bis 1884 dominierte im katholischen Aichhalden das Zentrum mit Ergebnissen zwischen 97,3 (1877) und 49,4 Prozent (1878). Das bis dahin unangefochtene Zentrum bekam 1878 mit Hans von Ow von der deutschen Reichspartei mit 43 Prozent erstmals echte Konkurrenz. Doch bereits 1881 lag Windhorst vom Zentrum mit 82,9 Prozent wieder klar vor Ow, der nur noch 17,1 Prozent erreichte. 1890 gewann in Aichhalden allerdings mit großer Mehrheit der Demokrat Oskar von Münch (72,6 Prozent). 1898 lag das Zentrum wieder vorn. Bei den Wahlgängen von 1903 und 1912 stellte das Zentrum keinen eigenen Kandidaten auf, sondern unterstützte die Konservativen. So gewann 1912 der Konservative Dr. Nübling (145 Stimmen) klar vor dem Kandidaten der Sozialdemokratie (72 Stimmen). Das Ergebnis des Zentrumskandidaten Andre aus dem Jahre 1907 (189 Stimmen) konnte er jedoch nicht erreichen. Die Teilorte Rötenberg mit Bach und Altenberg scheinen in den Wahlakten erst ab 1878 gesondert auf. Hier erreichte Hans von Ow Werte zwischen 67,6 (1890) und 100 Prozent (1881, 1884). Von 1898–1907 dominierte der jeweilige Kandidat der Volkspartei. 1912 wählte man Bauernbund. Damit hatten die ansonsten stets konträr votierenden zwei Wahlbezirke eines gemeinsam: Sie wählten nicht die Sozialdemokratie. Dies änderte sich erst mit der Weimarer Republik. Im katholischen Aichhalden blieb 1919 zwar das Zentrum stärkste Kraft (57 Prozent); der evangelische Wahlbezirk Bach-Altenberg/Rötenberg wählte mehrheitlich Bauernbund (37,8 Prozent), gefolgt von MSPD (31,6 Prozent) und DDP (29,3 Prozent), aber die MSPD gewann in beiden Wahlbezirken circa ein Drittel der Stimmen. Im Vergleich zum Wahlergebnis des Oberamtes Oberndorf war dieses Ergebnis für die MSPD (37,3 Prozent) nur leicht unter dem Durchschnitt. Für die Wahlen von 1920 bis 1930 liegen nur Daten auf Oberamtsebene vor. Das konfessionelle Verhältnis im Oberamt Oberndorf betrug etwa zwei Drittel zu einem Drittel zugunsten der Katholiken. Während die Sozialdemokratie nur noch zwischen 12,7 (1924) und 21,2 Prozent (1928) erreichte, hielten die katholischen Wähler dem Zentrum bis 1930 mit 39,9 Prozent die Treue. Die NSDAP errang 1930 nur 7,6 Prozent. Bei der Reichstagswahl am 6. November 1932 war die Wahlbeteiligung äußerst gering (unter 50 Prozent). Das Zentrum dominierte zwar weiterhin (263 Stimmen), die NSDAP wurde jedoch nun mit 100 von 491 abgegebenen Stimmen zweitstärkste Partei. Im gleichen Monat löste sich in Aichhalden der katholische Gesellenverein wegen persönlicher Unverträglichkeiten zwischen den Mitgliedern auf. Die SA und die Hitler-Jugend marschierten am 1. Mai 1933 durch das Dorf. Verschiedene Bürger von Aichhalden, vor allem SPD- und KPD-Mitglieder beziehungsweise Sympathisanten, wurden noch im selben Jahr in »Schutzhaft« in das Lager auf dem Heuberg bei Stetten am kalten Markt verschleppt. Vor dem Hintergrund des großen Mobilisierungsgrades und Gruppenzwanges bei den »Volksabstimmungen« in der NS-Zeit, lassen die Nein-Stimmen sowie die ungültigen Stimmzettel 1933 doch ein gewisses Maß an Verweigerung (3,4 Prozent) erkennen. Im katholischen Milieu Aichhaldens scheint eine größere Resistenz gegen die neuen Machthaber bestanden zu haben als im protestantisch dominierten Wahlbezirk Bach-Altenberg/Rötenberg, wo nur 0,4 Prozent von der obligatorischen Ja-Stimme abwichen. Nach dem Krieg lag Aichhalden in der französischen Besatzungszone. Am 14. August 1949 wurde der Bundestag zum ersten Mal gewählt. Beim demokratischen Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg war die CDU in Aichhalden bei den Bundestagswahlen von 1949 bis 2002 immer stärkste Partei mit Ergebnissen von 67,5 (1953) bis 39,2 Prozent (1998). 2002 gewann sie wieder die absolute Mehrheit mit 50,3 Prozent. Als interkonfessioneller Zusammenschluss konnte sie im Gegensatz zum Zentrum auch protestantische Wähler in eine antisozialisische Sammelbewegung einbeziehen. Die SPD konnte ihren Stimmenanteil langsam ausbauen. Lag sie 1949 noch bei 11,2 Prozent der Stimmen, so erreichte sie 1972 33,1 Prozent. Während der Kohl-Ära kam sie nicht mehr über 25,9 Prozent (1994). 1998 errang sie mit 35,4 Prozent ihr bestes Ergebnis, welches sich jedoch 2002 nicht mehr bestätigte. Die FDP verlor von ihren 31 Prozent im Jahr 1949 rasch viele Wähler an die CDU, so dass sie 1953 nur noch 9,7 Prozent erreichte. Nach einem Wiederaufschwung 1961 bis zu 20,6 Prozent, rutschte sie 1965 unter die 10 Prozent-Marke, wo sie mit Ausnahme von 1987/90 blieb. Die Grünen etablierten sich seit 1983 als vierte politische Kraft und kamen abgesehen von der Wahl von 1990 immer über die Fünf-Prozent-Hürde. KPD (1949/53), BHE (1953/57), NPD (1965/69/72) kamen nie über den Status einer Splitterpartei hinaus, während die Republikaner (seit 1976) bis zu 8,3 Prozent (1998) erreichten. 2002 lagen sie mit 5,9 Prozent nur um 0,5 Prozent hinter den Grünen zurück. Bei den Landtagswahlen zeigt sich die Bindung der Wähler an die favorisierte Partei noch deutlicher. Auch hier dominierte seit 1952 stets die CDU (Spitzenwert 1976: 67 Prozent). Die SPD schnitt bis 1964 bei den Landtagswahlen besser ab. Von 1968 bis 1980 lag sie dann unter ihren Ergebnissen bei der Bundestagswahl. 1984/88 kehrte sich das Verhältnis noch einmal um. Ihr spektakulärer Wahlerfolg bei der Bundestagswahl 1998 findet weder bei den Landtagswahlen davor oder danach eine Entsprechung. Die FDP verlor bei den Landtagswahlen erheblich mehr Stimmen an die CDU, so dass sie fünfmal (1972/76/84/88/92) sogar unter die Fünf-Prozent-Hürde fiel. Auch die Grünen (seit 1980) verfehlten diese Marke dreimal (1980/88/2001). Die Republikaner behaupteten sich von 1992 bis 1996 als drittstärkste Partei, fielen aber 2001 ebenfalls unter die fünf Prozent. Die NPD trat nur einmal an (1968), allerdings mit einem Wahlerfolg von 8,9 Prozent. KPD (bis 1956) und BHE (bis 1964) erreichten nie die Fünf-Prozent-Marke und verschwanden bald von der Bildfläche. Während die Wahlbeteiligung bei Bundes- und Landtagswahlen zwischen 45 Prozent (1960) und 86,9 Prozent (1972) lag, machten bei den Wahlen zum Europäischen Parlament weniger Wähler von ihrem Stimmrecht Gebrauch (von 33,3 Prozent 1984 bis 67,4 1994). Die Ergebnisse von 1979 bis 1999 sind denjenigen der Landtagswahlen sehr ähnlich. Die CDU erhielt die Mehrheit, die SPD lag zwischen 22 und 25,6 Prozent. Die Grünen behaupteten sich zwischen 1984 und 1994 als drittstärkste Partei, scheiterten aber wie FDP und REP 1999 an der Fünf-Prozent-Marke. Die FDP überwand diese Hürde zweimal (1979/89), die Republikaner einmal (1989). Ein signifikanter Unterschied besteht jedoch bei den Europawahlen im hohen Anteil der sonstigen Parteien (bis 11,8 Prozent 1994).

Wappen von Aichhalden

Von Silber (Weiß) und Grün schräggeteilt, oben eine bewurzelte grüne Eiche.

Beschreibung Wappen

Im 19. Jahrhundert führte die Gemeinde im Schultheißenamtssiegel zwei abgekehrte, gestürzte Hartschiermesser, begleitet von den lateinischen Großbuchstaben A. H., ohne Wappenschild. Es handelt sich dabei zweifellos um das Wappenbild der Grafen von Bissingen-Nippenburg, der Grundherren des Ortes. Im Jahre 1948 legte die Gemeinde ein Wappen fest, das inhaltlich dem heute gültigen bereits entsprach, ohne jedoch förmlich verliehen worden zu sein. Wappen- und Flaggenverleihung durch das Innenministerium erfolgte am 12. April 1965. Die Eingemeindung von Rötenberg am 1. Juli 1974, wohin die Gemeinden Bach und Altenberg bereits am 1. Januar 1969 eingegliedert worden waren, zog keine Veränderung des auf den Gemeindenamen bezogenen, „redenden" Wappens nach sich.

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