Altenriet - Altgemeinde~Teilort
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Typauswahl: | Ortsteil – Historisches Ortslexikon |
Typ: | Teilort |
Ersterwähnung: | 1135 |
Ortsgeschichte
Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Die Gemarkung von Altenriet liegt am Rande der Walddorfer Liasplatte über dem Keupertal des Neckars. Westlich und nördlich der Gemarkung liegt der Schönbuchsaum. Bei dem Ort dürfte es sich um eine Siedlung der jüngeren Ausbauzeit handeln. Um 1100 erscheint Riet erstmals als Name des ortsansässigen Adelsgeschlechts schriftlich in den Quellen. Der Ort wird bis ins 15. Jahrhundert nur Riet genannt, was sich von Ried (Sumpf) herleitet. »Altenryet« selbst wird 1446 im Unterschied zu Neuenriet schriftlich erwähnt. Die Ackerflächen wurden in die Zelgen Breiter Bohm, Am Mühlweg und Ebne eingeteilt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden Wohnsiedlungen im Südosten (»Kelterwasen«, »Breiter Baum« I 1955), Süden (»Schleife« 1965, »Sulzwiesen« 1974, »Halde« 1975), Westen (»Breiter Baum« II 1977) und Norden bzw. Nordosten (»Hausäcker« 1967, »Räppele« 1972). |
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Historische Namensformen: |
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Geschichte: | Bereits im ausgehenden 11. Jahrhundert erscheinen die Brüder »Drutwin« und »Ludwig de Riet« in der zwischen 1135 und 1138 abgefassten Zwiefalter Chronik als Stifter für das 1089 neu gegründete Kloster. Auch im Reichenbacher Schenkungsbuch erscheint ein »Liutfrido de Rieth« in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Stifter für das 1082 gegründete Hirsauer Priorat in Reichenbach. In (Alten)Riet erbauten die Herren von Riet vermutlich im Laufe des 13. Jahrhunderts an einer höher gelegenen Stelle eine Burg, die wahrscheinlich auf dem Grund ihres Herrenhofes stand und im 15. Jahrhundert abging. 1268 werden die Brüder Ludwig und Ulrich von Riet erwähnt, genannt »von der Mühle«, da sie auf der Burg an der Neckarmühle bei Neckartenzlingen (Neckarburg) saßen. In den Quellen erscheinen die Herren von Riet bis ins 14. Jahrhundert, als der letzte namentlich bekannte Lutz von Riet 1344 seinen Anteil an der Burg und seine Güter im Dorf an Friedrich Herter von Schilteck verkaufte. Die Herren von Riet waren verwandt mit den Herren von Metzingen und wohl edelfrei, denn die Burg war freies Eigengut. In der entstandenen Siedlung übten sie die orts- und grundherrlichen Rechte aus. Die hohe Obrigkeit lag im 11. Jahrhundert wohl bei den Grafen von Achalm, ab dem 12. Jahrhundert bei den mit ihnen verwandten Grafen von Urach. Somit gelangte (Alten)Riet mit großer Wahrscheinlichkeit mit der Herrschaft Urach zwischen 1254 und 1265 an die Grafschaft Württemberg. Württemberg übte seither die herrschaftlichen Rechte aus. Der Ort wurde dem Amt Tübingen zugeordnet und gehörte im 18. Jahrhundert zum Unteramt Walddorf. Teilweise wurden vom Untervogt die Gerichtstage in Altenriet abgehalten. An herrschaftlichen Abgaben wurden nur die Steuer und der Landgarbenwein (ein Sechstel von 2,25 Morgen Weingarten) eingezogen. Der Zehnt ging seit 1448 an das Stift Oberhofen bei Göppingen. Württemberg beanspruchte noch den großen und kleinen Frevel sowie das Hauptrecht bei den leibeigenen Männern; die Frauen waren vom Hauptrecht befreit. Weitere Rechte kamen über den Erwerb des Schönbuchs von den Grafen von Tübingen an Württemberg. 1383 erscheint Altenriet im Urbar der Schönbuchämter als Ort des mittleren Schönbuchamts und musste für Holznutzung, Weiderecht und Fuhrrecht Abgaben leisten. Die Gemeinde hatte zudem eine Getreideabgabe als Ersatz für einen in früheren Zeiten eingeforderten Ackerfrondienst zu leisten. Einige Steuerrechte tauschte Württemberg dann noch von den Grafen von Zollern 1473 ein. Noch vor dem Abgang der alten Burg der Herren von Riet wurde ostnordöstlich des Ortes eine weitere Burg errichtet. Diese wurde im 15. Jahrhundert im Unterschied zu Alten-Riet Neuen-Riet genannt und war mit einem Teil des Orts württembergisches Lehen. Ihr ältester bekannter Inhaber war Hans von Oßweil. Über eine Reihe weiterer zum Teil adliger Familien kam sie 1429 an Berthold Kaib, dessen Familie schon 1364 im Dorf begütert war. 1436 erwarben die Dürner von Dürnau das Lehen, das über weitere Hände an Barbara von Ow fiel, die es von Württemberg 1466 als freies Eigen übertragen bekam. Die Besitzer wechselten noch mehrfach, bis die Burg 1525 im Bauernkrieg zerstört wurde. Reste derselben, namentlich des Bergfrieds, waren 1685 noch erhalten und sind auf der Kieserschen Forstkarte zu sehen. Die Burg und die dazugehörigen Güter, unter anderem ein Maierhof auf Neckartenzlinger Markung, waren steuerfrei. In Altenriet waren im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit mehrere geistliche Einrichtungen begütert. Der Grundbesitz der Herren von Riet ging 1344 an Friedrich Herter von Schilteck, an dessen Familie auch die restlichen Anteile an der alten Burg kamen. 1404 übergab Hans Herter den Burgstall und seine Güter im Dorf dem Kloster Denkendorf, das zum größten Grundbesitzer im Ort wurde. Insgesamt verfügte es über zwei große Lehengüter, die beide Erbgüter und Trägereien waren. Neben Denkendorf waren im Mittelalter noch die Klöster Reichenau und Pfullingen im Ort begütert. Auch die Heilig-Dreifaltigkeits-Pfründe in Nürtingen zog von vier Gütern Abgaben ein. Die Frühmesspfründe in Neckartenzlingen besaß die außerhalb des Weilers gelegene und 1523 erstmals erwähnte Kelter. Darüber hinaus besaß die Pfründe ein Tagwerk Wiesen in Neuenriet. Auch die Unser-Frauen-Pfründe in Neckartenzlingen verfügte über ein Feldlehen, Ackerland und Wiesen. Als weiterer Grundbesitzer wird das Spital Esslingen genannt. Örtliche Gemeindestrukturen lassen sich im 15. Jahrhundert nachweisen, denn 1468 werden Schultheiß und Gemeinde als Stifter einer Kaplaneipfründe in der örtlichen Kapelle genannt. Altenriet musste auch Beiträge zu Bau und Unterhalt des Neckarstegs bei Neckartenzlingen leisten. Altenriet wurde 1842 zum Oberamt (seit 1938 Landkreis) Nürtingen gezogen. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | 1525 wurden 17 Herdstätten im Ort versteuert, die Bevölkerung kann mit etwa 70 bis 80 Einwohnern geschätzt werden. Bei der Steuerschätzung von 1598 wurden 37 Bürger zur Steuer veranlagt, die Bevölkerung ist also auf etwa 170 bis 180 Personen angewachsen. Bei der Visitation 1617 wurden 167 Einwohner im Ort gezählt; nach der Katastrophe des 30-jährigen Krieges schrumpfte die Zahl 1654 auf 92. Auch der Gebäudebestand ging zurück: gab es 1634 noch 94 Gebäude, so waren dies 1655 nur noch 51. Die Bewirtschaftung der Wiesen blieb auf dem gleichen Stand (136 Tagwerk), von der Ackerfläche (1634: 362 Morgen) wurde ein Fünftel nicht bewirtschaftet. Auch bei den Weingärten lagen etwa zwei Drittel brach (9 Morgen anstatt 25). Die Bevölkerung erholte sich verhältnismäßig rasch von den Verlusten des 30-jährigen Krieges. 1661 wurden bereits 176 und 1706 228 Einwohner gezählt. 1729 wurde bei der Steuerschätzung die Bevölkerung mit 50 Bürgern, neun Witwen und einem Beisitzer angegeben. Insgesamt gab es wieder 61 steuerpflichtige Gebäude. Die bewirtschaftete Fläche wurde auf rund 819 Morgen geschätzt, von denen 32 Morgen in Gemeindebesitz waren. Es gab einen gewerbsmäßigen Leinenweber, einen Schneider, zwei Bäcker, einen Küfer, einen Wagner und einen Gassenwirt. Haupterwerbsquelle war bis weit in die Neuzeit die Landwirtschaft. Altenriet war in die Mühle bei Neckartenzlingen (Neckarmühle) gebannt. Der Bann wurde erst im 19. Jahrhundert abgelöst. In Altenriet wurde auch Wein angebaut und eine Kelter betrieben, die der Frühmesspfründe Neckartenzlingen gehörte. Die Weinbauern in Altenriet waren in diese Kelter gebannt. Vor Ort wurde im 18. Jahrhundert auch eine Ölmühle betrieben. |
Burgen und Schlösser
Name: | Burg Altenriet - Burg Neuenriet (15. Jahrhundert) |
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Datum der Ersterwähnung: | 1200 [13. Jahrhundert] |
Kirche und Religion
Ersterwähnung: | 1365 |
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Kirche und Schule: | Kirchlich gehörte Altenriet seit dem Mittelalter zur Martinspfarrei in Neckartenzlingen. Deshalb zog die Pfarrei Neckartenzlingen den kleinen Zehnt ein. Auch die Besitzer und Einwohner des freien Maierhofes bei Neuenriet gehörten kirchlich nach Neckartenzlingen. Der große Zehnt ging an das Stift Oberhofen bei Göppingen, das seit 1448 die kirchlichen Rechte in den Orten ausübte. Eine Kapelle wird 1365 erstmals und wieder 1468 erwähnt, als eine Kaplaneipfründe in der Kapelle der Heiligen Maria, Katharina und Ulrich gestiftet wird. Bei der Kirche dürfte es sich um eine Gründung des Ortsadels handeln, da die Kirche im Burgbereich lag. Auch nach der Reformation wurde Altenriet weiterhin von Neckartenzlingen pastorisiert. Mit der Zeit wurde dies jedoch als mangelhaft empfunden und der Ort 1684 schließlich ins benachbarte Schlaitdorf umgepfarrt. Bis 1684 gehörte Altenriet mit Neckartenzlingen zum Dekanat Nürtingen, danach mit Schlaitdorf zum Dekanat Tübingen. Die heutige evangelische Pfarrkirche stammt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts (vermutlich 1538) und wurde 1737 umfassend erneuert. Sie verfügt über einen dreiseitig schließenden Chor und eine maßwerk- und stabverzierte Steinkanzel. Die Kinder gingen noch kurz nach dem 30-jährigen Krieg nach Neckartenzlingen in die Schule. Erst 1676 wird ein Lehrer in Altenriet erwähnt. Zunächst wurde nur Winterschule gehalten, im Laufe des 17. Jahrhunderts auch Sommerschule. 1713 ließ die Gemeinde anstatt des Hirtenhauses ein Schulhaus errichten. Katholisch nach Neckartenzlingen eingepfarrt. |
Patrozinium: | Heilige Maria, Katharina und Ulrich |
Ersterwähnung: | 1468 |