Neckartailfingen 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.neckartailfingen.de
service-bw: Informationen zu wichtigen Adressen, Nummern und Öffnungszeiten in Neckartailfingen
Einwohner: 3706
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 449.0
Max. Höhe ü. NN (m): 406.61
Min. Höhe ü. NN (m): 271.93
PLZ: 72666

Kennzeichen der Gemeinde im Südwesten des Landkreises Esslingen ist das hier im weichen Knollenmergel sehr breit ausgebildeten Neckartal. Von der südlichen Talflanke bzw. vom Übergang zum Erms-Steinach-Albvorland reicht sie nach Norden über den Talraum auf die ackerbaulich genutzte Filderfläche (Grötzinger Platte) hinauf bzw. schließt mit seinem südwestlichen Zipfel ein Teil des bewaldeten Schönbuchs ein. Dort steigt sie auf 407 m über NN an und fällt auf unter 280 m im Neckartal ab. Laufveränderung, Begradigung (1827-1838) und moderner Uferausbau konnten die ständige Hochwassergefahr reduzieren, wobei als Retentionsflächen einstige Baggerseen zu Naherholungsgebieten (Aileswasensee) umgestaltet wurden. Seit 1906 steht in der Aue die Pumpstation der Filderwasserversorgung. Das alte Dorf, einst Straßenknotenpunkt und Poststation, folgte ursprünglich in hochwassersicherer Lage dem linken Neckarufer. Mehrere Ausbauphasen ließen es von den Hängen in die Talaue wachsen, wo vor allem Gewerbebetriebe angesiedelt wurden. Notariat, moderne Wohngebäude sowie eine umfassende Ortskernsanierung (Rathausneubau 2001) mit verbesserten Einkaufsmöglichkeiten prägen das Bild. Bereits in den 1860er Jahre begann der Ort sich über die Neckarbrücke auf das östliche Ufer auszudehnen und dort seit Ende der 1930er und vor allem in der Nachkriegszeit einen zweiten großen Wohnschwerpunkt zu entwickeln. Hier hat u.a. die stark erweiterte Mittelpunktschule ihren Standort. Im Westen der Gemeinde trifft die gut ausgebaute B312 (Filderstadt-Reutlingen) auf die von Nürtingen kommenden B297. Seit 1995 verläuft letztere als Umgehungsstraße im Zuge der Hochwasserschutzmaßnahmen teilweise untertunnelt. Ab 1806 gehörte der Ort zum Oberamt bzw. 1938 Landkreis Nürtingen und kam 1973 zum Landkreis Esslingen.

Die 8,27 Quadratkilometer große Gemeinde Neckartailfingen liegt im Südwesten des Landkreises Esslingen im Neckartal zwischen Neckartenzlingen und Nürtingen. Weitere Nachbargemeinden sind im Norden Aichtal, im Westen Schlaitdorf und im Süden Altdorf. Neckartailfingen gehört nach dem Landesentwicklungsplan zur Randzone um den Verdichtungsraum. Die Luftlinienentfernung nach Nürtingen beträgt 6 Kilometer, die nach Reutlingen und Esslingen jeweils 14 und nach Stuttgart 20 Kilometer. Der Großteil der Gemeinde rechnet sich noch zu den Fildern, wobei der Talraum des Neckars zum Nürtinger-Esslinger-Neckartal und die Hochfläche im Norden mit dem Kleinbergle zur Grötzinger Platte zählt. Wie der Gemeindename erwarten lässt, bildet der Neckar die zentrale räumliche Einheit. Von Neckartenzlingen aus dem engen Tal im Stubensandstein kommend, trifft er an der Gemeindegrenze unvermittelt auf den weichen Knollenmergel, in dem er ein rund 1 Kilometer breites Tal ausräumen konnte. Der Fluss stößt hier auf den Fildergraben, in dem die Gesteinsschichten abgesenkt sind, wodurch der eigentlich über dem Stubensandstein lagernde Knollenmergel auf gleichem Niveau wie der Stubensandstein zu liegen kam. Am Grabenrand bestehen mehrere parallel verlaufende Bruchlinien, an denen einzelne, schmale Teilschollen unterschiedlich tief eingesunken sind. Einen solchen tektonischen Kleingraben, der auch morphologisch in Erscheinung tritt, benutzt die B 312 zwischen Neckar- und Aichtal. Über der mit Kies und lehmigen Auensedimenten erfüllten Talsohle sind die Knollenmergelhänge vielerorts verrutscht und mit abgeglittenen Rhätsandstein- und Unterjurabrocken durchsetzt. Diese Durchmischung geht überwiegend auf die letzte Eiszeit zurück, als der Boden metertief gefroren war und im Sommer nur an der Oberfläche leicht auftaute. Über dem Knollenmergel leitet ein schmaler Streifen Oberkeuper (Rhät) zu den Unterjura-Hochflächen (Schwarzer Jura) über. An deren Rändern tritt der Unterjura selbst (Angulatensandstein und Arietenkalk) zutage, sonst ist er weitgehend lössbedeckt. Ursprünglich floss der Neckar auf der Hochfläche, wovon Neckargerölle am Kleinbergle in etwa 360 Meter über Normalnull zeugen, 80 Meter über dem heutigen Wasserspiegel. Ähnliche Schotter findet man auch auf der anderen Talseite, südlich der Burgstelle Liebenau, auf 330 Meter über Normalnull. Beim späteren Eintiefen entstand der großartige, einen weiten Bogen beschreibende Prallhang im Bereich des heutigen Ortes (Gewanne Pechader und Stollenhalde). Inzwischen ist der Fluss auch im Gemeindegebiet zur Hochwassersicherung in ein begradigtes Bett gezwängt. Er erhält Zuflüsse vom Höllenbach, der die Gemarkungsgrenze zu Neckartenzlingen bildet, und vom Autmutbach, dem die Grenze nach Nürtingen-Raidwangen folgt. Im Westen, außerhalb des Fildergrabens, hat die Gemeinde Anteil am bewaldeten Schönbuch, dessen Ausläufer vom linken, noch bis in den Stubensandstein und die Bunten Mergel eingetieften Talhang des Neckars bis nahe an die B 312 heranreichen. Von Süden greift der Naturraum Albvorland bis nahe an die Burgstelle Liebenau auf das Gemeindegebiet über. Dort bildet im Oberlauf des Hummersheimbrunnens ein Vulkanschlot von etwa 100 Meter Durchmesser eine geologische Besonderheit. Er zählt zu den nördlichsten des Urach-Kirchheimer Vulkangebiets. Im Gelände hebt er sich allerdings nicht hervor und ist auch nicht aufgeschlossen. Die höchsten Höhen werden mit 405 Meter über Normalnull im Südwesten der Gemeinde auf der Unterjura-Hochfläche an der Grenze nach Schlaitdorf erreicht, aber auch am Kleinbergle und östlich des Vulkanschlots steigt das Gelände auf 371 beziehungsweise 343 Meter über Normalnull an. Der tiefste Punkt liegt bei 276 Meter über Normalnull am Neckar an der Gemarkungsgrenze nach Nürtingen. Der Gesteinsuntergrund zeichnet sich auch über die Bodennutzung ab: Auf Unterjura und Löss, die hervorragende Böden abgeben, findet vorwiegend Ackerbau statt, die rutschanfälligen Knollenmergel sind Wiesenstandorte mit auffallend vielen Streuobstwiesen. Landwirtschaft wird auf 54 Prozent der Gemarkungsfläche betrieben. Davon entfallen rund zwei Drittel auf Ackerland und ein Drittel auf Grünland und Obstwiesen. Wald nimmt 17 Prozent der Fläche ein mit größeren Waldstücken im Westen und beim Tiefenlochsee (angepflanzter Wasserschutzwald). Wie problematisch der Knollenmergel als Baugrund ist, zeigt der schiefe Turm der Martinskirche, der um 1,32 Meter aus dem Lot geraten ist. Vor der Begradigung (1827–38) pendelte der Neckar hin und her, überschwemmte die Talaue und schotterte sie auf. Während und nach der Eiszeit war die Aue ein regelrechter Schotterfang, und möglicherweise hängt die starke Aufschotterung auch mit dem langsamen Absinken des Fildergrabens zusammen. Wegen dieser Schotteranhäufung fand die Autmut irgendwann nicht mehr den direkten Weg zum Neckar und folgte ihm stattdessen parallel bis Neckarhausen. Die Schotter (Kiese) wurden an mehreren Stellen in Neckartailfingen abgebaut, wodurch der Aileswasen- und der Tiefenlochsee entstanden. Ein kostbares Gut ist das in den Talkiesen gespeicherte Grundwasser, das durch die mächtige Kiesschicht filtriert wird und Trinkwasserqualität hat. Es wird aus mehreren Tiefbrunnen gefördert und zu den Wasser- und Pumpwerken am Tiefenlochsee geführt. Von dort trägt es auch zur Wasserversorgung auf den Fildern bei (Filder-Wasserversorgung). Fast die gesamte Neckartailfinger Gemarkung ist aus diesem Grund Wasserschutzgebiet. 5 Prozent der Gemeindefläche sind Wasserflächen. Gerade im Gemeindegebiet stellt der Neckar aber auch eine Gefahr dar. In der gefällearmen Talsohle kann er, wie beim Jahrhundert-Hochwasser 1978, weite Flächen, darunter bebautes Gebiet, überschwemmen. Daher errichtete man Hochwasserdämme, -mauern und -pumpwerke. Zudem wurde ein Überschwemmungsgebiet von der Höllenbachmündung bis zur Gemarkungsgrenze nach Nürtingen-Neckarhausen ausgewiesen, das den Hochwasserabfluss verzögert. Große Teile der Gemarkung außerhalb der Bebauung gehören zum Landschaftsschutzgebiet Neckar-, Erms- und Autmuttal, das, übergreifend auf die Nachbargemeinden, die Auen und Talhänge von Neckar, Erms und Autmut umfasst. Neun Naturdenkmale bereichern die Landschaft, darunter der Neckaraltarm mit Auenwald westlich der Brücke der B 312, der Nordteil des Aileswasensees, Feldhecken und Feuchtwiesen unterhalb der ehemaligen Burg Liebenau, Hecken und Feldgehölze im Gewann Pechader sowie der Baiersbach mit angrenzenden Wiesen. Die Waldgebiete im Südwesten der Gemeinde sind Teil des Natura-2000 Gebietes Schönbuch. Wanderwege und der Neckartal-Radweg erschließen die Gemeinde für Erholung Suchende. Ein auch von Auswärtigen vielbesuchtes Naherholungsgebiet ist der Aileswasensee.

Ab 1806 war der Ort Teil des Oberamts Nürtingen. Zur Ablösung der Feudallasten schritt die Gemeinde 1835 mit Erwerb des herrschaftlichen Äckerichrechts. Es folgten Ablösungen der Jagdfronen 1836, der Berghofgült 1838, der Laudemien und der gebäudebezogenen Abgaben an die Universität Tübingen 1840 sowie die Aufhebung des Grötzinger Mühlbanns 1845. Nach den gesetzlichen Regelungen zur Ablösung der Reallasten und Zehnten 1848/49 wurden 1873 die letzten Ablösungsraten gezahlt. Für 1848/49 ist die Bildung eines politischen Volksvereins im Ort nicht belegt. Kaufmann Theodor Engel engagierte sich im Nürtinger Vaterländischen Bezirksverein und wurde auf der Reutlinger Pfingstversammlung 1849 zu einem der Vertrauensmänner bestimmt, die ihre Eingabe in Stuttgart vorbringen sollten. In den Reichstagswahlen bis 1907 wurden Phasen klarer Mehrheiten der Deutschen Partei durch Dominanzen der Volkspartei (1877/78, 1893/98), der Deutschen Reichspartei (1881) und des Bundes der Landwirte (1903) unterbrochen. Die SPD konnte ab 1898 Stimmanteile von über 22 Prozent erringen (1912 23,9 Prozent), blieb damit aber jeweils deutlich unter Kreisdurchschnitt. 1912 lag der Bauernbund vorn (47,7 Prozent). Bei den Wahlen zu den jeweiligen verfassunggebenden Versammlungen für Württemberg und das Reich 1919 zeigte sich in der Gemeinde entgegen dem Oberamtstrend ein Wählerpotential für die Mitte (DDP mit circa 43,6 Prozent beziehungsweise 35,1 Prozent) und Rechte (Bauern- und Weingärtnerbund, Bürgerpartei mit zusammen 23,2 Prozent beziehungsweise 25,7 Prozent) von circa 60–65 Prozent. Bei den Wahlen zu Land- und Reichstag 1924 holte der Bauernbund um 60 Prozent Stimmanteile. Die Reichstagswahl 1930 brachte die Trendwende mit 35 Prozent für den Bauernbund, 17 Prozent KPD, 13,8 Prozent DVP, 12,3 Prozent SPD, 6,5 Prozent NSDAP (im Juli 1932 34,4 Prozent). Bei der Reichstagswahl 1936 lag die Wahlbeteiligung bei 100 Prozent, aber zwei Stimmen verneinten den Kreiswahlvorschlag der NSDAP. Die Volksabstimmung im April 1938 zum Anschluss Österreichs ergab offiziell 100 Prozent Zustimmung, jedoch wurde in der Gemeindeversammlung bekannt gegeben, dass sieben Nein-Stimmen abgegeben worden wären, was den Verdächtigten in der Folge entsprechende Schwierigkeiten bereiten sollte, von Gewalttätigkeiten bis zu Geschäftsboykott und Vorladungen. Während des Krieges arbeiteten zwölf französische Kriegsgefangene sowie 60 verschleppte polnische und russische Männer und Frauen im Ort. Am 20. April 1945 rückte die französische Fremdenlegion kampflos in den Ort ein. Das Eingreifen einiger Bürger bewahrte die Brücke vor der Sprengung durch die abziehende Wehrmacht (einzige unzerstörte Neckarbrücke im Altkreis Nürtingen). Am 21. April verursachte ein deutscher Fliegerangriff Sachschäden im Ort. Bei Plünderungen brannte der Gasthof Krone ab. Bürgermeister Pfeiffer und drei weitere Angehörige der Gemeindeverwaltung wurden als Parteimitglieder ihrer Ämter enthoben. Als kommissarischer Bürgermeister wurde zum 1. Juni 1945 Paul Maurer bestellt. Am 3. Juli 1945 wurde der Ort Teil der amerikanischen Zone. Der am 27. Januar 1946 gewählte Gemeinderat bestätigte am 27. März Bürgermeister Maurer im Amt. Auch die Direktwahl am 1. Februar 1948 gewann Maurer. Die Neuwahl am 18. September 1949 berief Altbürgermeister Pfeiffer mit großer Mehrheit zurück ins Amt (bis 1955). Bei den Wahlen zur verfassunggebenden Versammlung und zum Landtag in Württemberg-Baden 1946 holte die CDU deutlich die meisten Stimmen (58,9 beziehungsweise 54,8 Prozent). Bei allen folgenden Landtagswahlen blieb die CDU vorn, wenn ihr auch bis 1960 im BHE Konkurrenz erwuchs. 1964–88 erlangte sie absolute Stimmenmehrheiten (1976: 69,3 Prozent). Bei der Landtagswahl 2006 erreichten CDU und SPD 46,8 Prozent beziehungsweise 21,2 Prozent, auf die FDP entfielen 12,6 Prozent, auf die GRÜNEN 10,2 Prozent, auf Sonstige 9,2 Prozent. Bei Bundestagswahlen holte die CDU nur 1949 und 1994–2005 Mehrheiten unter 50 Prozent. 2005 erreichte sie 42,9 Prozent (SPD: 28,1 Prozent, FDP 12,2 Prozent, GRÜNE 9,5 Prozent). Bei der Europawahl 2004 errang die CDU wieder eine absolute Mehrheit von 51,6 Prozent im Ort, gefolgt von der SPD mit 17,7 Prozent, den GRÜNEN und den Sonstigen mit je 12,0 Prozent und der FDP mit 6,7 Prozent. Nach der Wahl 2004 entfielen im Gemeinderat auf die Freie Fortschrittliche Wählervereinigung (FFW) sechs Sitze, auf die Wählervereinigung Junge Bürger mit CDU (WJB/CDU) fünf Sitze, auf die Unabhängigen Bürger zwei Sitze und auf die SPD mit Freie Bürger (SPD-FB) ein Sitz. Seit 1973 ist die Gemeinde Teil des neuen Landkreises Esslingen. 1975 wurde der Ort Mitglied im Gemeindeverwaltungsverband Neckartenzlingen. Mit der Gemeinde Almendralejo in Spanien wird eine Partnerschaft unterhalten.

Wappen von Neckartailfingen

In Rot ein goldener (gelber) Doppelhaken (umgekehrtes Z mit spitzen Enden und leicht schrägliegendem Schaft).

Beschreibung Wappen

Die Farben des Wappens, das auf ein für 1683 belegtes Flecken- beziehungsweise Marksteinzeichen von Neckartailfingen zurückgeführt werden kann, wurden vom Gemeinderat am 11. Mai 1951 festgelegt. Die Wappenfigur wird in der Gemeinde als „Wolfsangel" angesehen. Das Landratsamt Esslingen hat die Flagge am 27. Juni 1980 verliehen.

Suche
Average (0 Votes)