Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Bandkeramische Siedlungsreste im Bereich Brühlstraße-Untertorstraße und gleichfalls bandkeramische und dazu urnenfelderzeitliche Siedlungsreste in der Nähe des Zeppelindenkmals bezeugen frühe menschliche Siedlung. In der Federlesmahd gibt es 29 und im Reisach-Wald zwei hallstattzeitliche Grabhügel. Ebenfalls in der Federlesmahd fand sich eine keltische Viereckschanze aus der Latènezeit. In der Michael-Ott-Straße wurden mehrere Alemannengräber entdeckt und in der Nähe des Zeppelinsteins frühalemannische Funde gemacht. Die erste Erwähnung (»Etertingen«) fällt entweder in die Zeit bis 1093 oder um 1130. Die früheste zeitlich genau datierbare Nennung geschah 1185 (»Hahtertingin« beziehungsweise »Ahtertingin«). Der Ortsname lässt sich auf einen Personennamen zurückführen und verweist auf die bis in das 6/7. Jahrhundert andauernde frühe Siedlungsphase. Die Ortstopographie wurde von der Kirche sowie den beiden Herrensitzen bestimmt. Die obere Burg hat sich möglicherweise in der Gegend der Obergasse befunden, während die 1281 ersterwähnte untere Burg, eine von Wasser umgebene Turmburg, sich in der Nähe des Fronhof-Maierhofs und der Kirche befand. Die Häuserzahl sank aufgrund von Kriegsfolgen von 280 (1634) auf 106 (1655). 1733 betrug die Anzahl der steuerpflichtigen Gebäude 272, davon 158 einzeln stehende Häuser, sieben Häuser mit einer Scheune unter einem Dach sowie 107 einzeln stehende Scheunen. Auf Echterdinger Gemarkung gibt es einige Wüstungen. Dazu gehören Hof oder Weiler Kleinaichen oder Eich (1229: »Eich«), der Hof Hagenbuch (»Hagenbuecha« 1291), Hofstetten (1334) und Nenkersweiler (1349), dessen Gemarkung zum Teil auf Stettener Gebiet lag. Wenig bekannt ist über Niederbechach, möglicherweise eine Verschreibung für Aichach (Unteraichen), das 1349 wüstgefallene Schemeler oder Staudach, eine Wüstung am Südrand Echterdingens, die im Ort aufgegangen ist, sowie ein nur durch den Brühlnamen »Hagbrywel« erschließbarer Wohnplatz. Altes Rathaus von 1524, stark verändert. Die Zehntscheuer, die eine Kelter enthielt, war Mittelpunkt des Bebenhäuser Hofs. Fachwerkhäuser und schmiedeeiserne Wirtshausschilder des 18./19. Jahrhunderts. Neue Wohngebiete im Südosten (»Egart« 1958, »Stäudach« 1963), Süden (Berg-/Waldenbucher Straße 1966), Südwesten (»Kelterrain« 1964, »Herdwiesen« 1968), Westen (Echterdingen-West 1970, Adolf-Murthum-Straße 1971), Nordwesten (Michael-Ott-Straße 1969), Osten (»Unterer Brühl« 1969, Brühl-Rosenstraße 1971, Untertor/Mozartstraße 1976). Im Osten und Südwesten überwiegen die mehrgeschossigen Häuser. Industrie siedelte sich 1966/75 im Norden und Nordwesten beiderseits der Stuttgarter Straße sowie seit 1976 auch im Osten an. |
Historische Namensformen: | - Echtertingen 1150 [Kopialüberlieferung 16. Jahrhundert]
- (H)ahtertingen 1185 [Kopialüberlieferung 16. Jahrhundert]
- (H)ahtertingin
- Etertingen
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Geschichte: | Erstmals 1185 wird im Gefolge der Welfen ein ursprünglich der Calwer Ministerialität entstammendes Ortsadelsgeschlecht erwähnt. Möglicherweise war es mit dem 1260 auftauchenden gleichnamigen Niederadelsgeschlecht der Herren von Echterdingen verwandt, das 1406 seinen letzten Besitz im Ort veräußerte und um 1580 in Tirol ausstarb. Nicht gesichert ist, dass Michael Ott von Echterdingen (um 1479–1522), der es unter Kaiser Maximilian I. zum obersten Feldzeugmeister brachte, dieser Linie angehörte. Auf die Grafen von Calw als erste Inhaber grundherrschaftlicher Rechte geben die Sindelfinger Annalen einen Hinweis entweder für einen Zeitraum bis 1093 oder nach anderer Lesart um 1130. Später geriet der Ort dann in den Machtbereich der Welfen. Als Grundherren belegt sind dann die Grafen von Zollern (bis 1226) und als deren Afterlehensleute die Hack und als Afterlehensleute jener die von Richtenberg, der Bernhausener Ortsadel (bis 1279), die Pfalzgrafen von Tübingen (1280) und schließlich hatten auch die Herren von Berg (1281) und die tübingischen Ministerialen von Stöffeln (1283) Rechte. Im Gebiet der Pfarrei Echterdingen begütert waren die Grafen von Berg-Schelklingen (bis 1291). 1406 waren die Herren von Möhringen Mitinhaber des Orts. Verschiedene Klöster hatten ebenfalls grundherrliche Rechte, so Reichenau (bis 1226), Hirsau (bis 1275) und das Frauenkloster Berau (bis 1298). Am bedeutendsten war jedoch Bebenhausen, das ab 1226 seine Position im Ort ausbaute. Organisiert war der Besitz in der seit 1229 belegbaren Grangie (Gutskomplex). 1610 wird Besitz des Klosters Salem genannt. Württemberg wird 1279/1282 als Grundherr erkennbar. 1406 übernahm es den verbliebenen grundherrlichen Anteil des Ortsadels und der Herren von Möhringen. 1478 erwarb es die Rechte Bebenhausens vollständig. Der Zehnt ging von den Herren von Neuhausen (1292), von Bernhausen (1317), Stammheim (1386) und den Nallinger (1385) an Bebenhausen über. Infolge der Aufhebung des Klosters in der Reformationszeit gelangte der Zehnt an Württemberg. 1281 werden Bebenhausen und der Ortsadel als Inhaber von Gütern mit Vogteirecht erwähnt. Württemberg erwarb 1406 den Anteil des Ortsadels und der Herren von Möhringen an Gericht und Burg. Der Bebenhauser Anteil an Vogtei, Gericht und Obrigkeit wurde 1478 württembergisch. Ein Galgen als Attribut der Hochgerichtsbarkeit wird schon 1344 erwähnt. Bis 1938 war Stuttgart der Sitz des zuständigen Amts. 1344 erwähnte Richter spiegeln die ersten Strukturen gemeindlicher Selbstverwaltung wider. 1524 werden dann Gericht und Rat genannt. Im gleichen Jahr erfolgte die Errichtung des noch heute erhaltenen Rathauses. Für ihre Schönbuchgerechtigkeit wurde die Gemeinde 1820 mit 364 Morgen Wald abgefunden. Bis 1942 gehörte der Fasanenhof zur Gemeinde Echterdingen. Bis 1938 war Stuttgart Sitz des zuständigen Amtes, seither zum Landkreis Esslingen. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Die Erwähnung von 97 wehrfähigen Männern 1477 ist der erste Hinweis auf Bevölkerungszahlen. 1544/45 gab es dann 140 männliche erwachsene Schatzungspflichtige also rund 630 Einwohner. 1598 zählte der Ort 175 Bürger beziehungsweise rund 700 Einwohner. 1601 betrug die Gesamtzahl der Erwachsenen und Schulkinder in Echterdingen und Weidach 920. Als Folge des 30-jährigen Krieges schwankte die Bevölkerungszahl außerordentlich, so gab es 1622 insgesamt 899 Erwachsene und Schüler, deren Zahl bis 1634 moderat auf 936 anstieg, um innerhalb weniger Jahre dramatisch auf 207 (1639) abzusinken. Die Zahl der Bürger nahm von 220 (1634) auf 70 (1655) ab. Der Vorkriegswert wurde erst 1790 überholt. Damals gab es bei einer Gesamtbevölkerung von 1157 insgesamt 967 Erwachsene und Schulkinder. 1800 schließlich gab es 1222 Einwohner. Erste Einblicke in die frühen Vermögensverhältnisse und -verteilung gibt die Türkensteuerliste (1544/45). Von insgesamt 175 Schatzungspflichtigen verfügten 165 über ein Vermögen von 20 Gulden und mehr. Deren Gesamtvermögen betrug rund 29 950 Gulden (100 Prozent). Davon besaßen wiederum 50 zusammen 2310 Gulden (8 Prozent), 105 die Summe von 20 565 (69 Prozent) und neun die Summe von 6075 (20 Prozent) und einer die Summe von 1000 (3 Prozent) Gulden. Die ertragreiche Landwirtschaft wurde in Form des 1350 erwähnten Zelgsystems betrieben. 1634 gab es 414 Morgen Wiesen und Gärten sowie 1986 Morgen Äcker, 1655 waren es 418 Morgen beziehungsweise 1756 Morgen, während die Waldfläche mit 18 Morgen gleich geblieben war. 1733 betrug die Nutzfläche 3887 Morgen, sie setzte sich zusammen aus Waldungen (626 Morgen) sowie Weiden und Egarten im Gemeindebesitz (176 Morgen), Äcker (2268 Morgen), Wiesen und Grasfelder (718 Morgen), Baum-, Gras- und Küchengärten (35 Morgen) sowie bürgerlichen Privatwaldungen (64 Morgen). Als Gewerbe werden 1358 eine Ziegelei und eine Bäckerei erwähnt. 1733 gab es einen Schildwirt und einen Gassenwirt sowie einen Krämer. Seit 1805 wurden jährlich zwei Vieh- und Krämermärkte abgehalten. Der Gesundheitsfürsorge diente ein Siechenhaus (1524). |