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Für die Hinterbliebenen - ein Beitrag zum Volkstrauertag

Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs von Curt Liebig in Gutach, Quelle: Wikimedia commons https://t1p.de/bjeg0

Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs von Curt Liebig in Gutach, Quelle: Wikimedia commons https://t1p.de/bjeg0

Heute ist der Volkstrauertag allen Opfern von Krieg, Gewaltherrschaft und Terror gewidmet. Er entstand in den 1920er Jahren als Initiative des 1919 gegründeten Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Dessen vorrangige Aufgabe war zunächst die Pflege von deutschen Soldatengräbern des Ersten Weltkriegs im Ausland. Schon zuvor standen die Behörden vor der Aufgabe, wie mit den Grabstätten des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 umzugehen sei. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs hatte das Thema eine neue Dimension angenommen. Während der Kriegseinsätze musste eine ungeheure Anzahl an Personen fern der Heimat bestattet werden. Dazu kamen Vermisste und namenlose Soldaten. Die Gräber sollten gemäß dem Versailler Vertrag durch die jeweiligen Gebietsstaaten betreut werden. Um die deutschen Anliegen kümmerte sich deshalb auch der Volksbund.

Wo kein Grab vorhanden war, entfielen die traditionellen Formen des Abschiednehmens und Gedenkens, desgleichen die von der Propaganda in Aussicht gestellten Jubelfeiern und Heldenehrungen nach dem verlorenen Krieg. Die Heimatgemeinden erfassten ihre Opfer auf Tafeln und brachten diese an Friedhofs- oder Kirchenmauern an. In den Folgejahren wurden sie ergänzt oder abgelöst von Denkmälern, die das Thema in unterschiedlicher Weise aufgriffen. Die Variationsbreite reicht von schlichten Monumenten mit wenig Schmuck und Ehrenzeichen zu wuchtigen, heroisch-überhöhten Darstellungen und politischen Aussagen. So erhielt das 1923 eingeweihte Denkmal auf dem Friedhof in Stuttgart-Münster die Aufschrift „Nie wieder Krieg“. Oft war die Gestaltung den wirtschaftlich schlechten Verhältnissen der 1920er Jahren geschuldet. Zuweilen erscheinen die auf Friedhöfen üblichen christlichen oder mythologischen Darstellungen. In den späteren 1920er Jahren kamen Elemente der Heldenverehrung hinzu mit lebensgroßen Personen in heroisch-kriegerischer Pose.

Ungewöhnlich für diese Zeit sind Objekte, die der Künstler Curt Liebig (1868-1937) schuf. Im Mittelpunkt stehen die Hinterbliebenen, die Daheimgebliebenen: Frauen, verwaiste Kinder und Eltern. Liebig war Mitbegründer der Gutacher Künstlerkolonie und mit dem Maler Wilhelm Hasemann befreundet. Nach dem Studium in Dresden, Berlin und Weimar ließ er sich im Schwarzwald nieder. Mittels Zeichnungen, Skizzen und als Illustrator griff er die regionale Volkskultur auf. Auf diesem Weg war er nicht unmaßgeblich an der Darstellung und Verbreitung von Schwarzwaldmotiven beteiligt, die heute als typisch gelten. Der Bildhauerei wandte er sich nach dem Tod seiner ersten Frau zu. Das bekannteste Denkmal Liebigs wurde 1923 eingeweiht: Die trauernden Gutachtälerin, die, den Bollenhut nun zu Füßen und mit herabhängender Ehrengirlande, vornübergebeugt den Kopf in die Hand stützt, fand überregional Beachtung, war aber auch umstritten. Liebig bekam weitere Aufträge, trotz der beträchtliche Mittel, die dafür aufgewendet werden mussten. 1928 entstand das Denkmal in Bad Rippolsau-Schapbach, das einen Vater am Grab seines Sohnes zeigt.

Nach 1945 waren weitere Millionen nun auch ziviler Opfer zu beklagen. Die Namen an den Denkmälern wurden durch die Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg ergänzt. Für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft entstanden eigene Bereiche und Orte.

Seit den 1950er Jahren wird der Volkstrauertag am zweiten Sonntag vor dem Advent begangen.

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