Großsachsen

Bereich um den Standort des heutigen Hauses Am Mühlgraben 14 auf der Badischen Gemarkungskarte (1888-1892). Das gegen Ende des 17. Jh. errichtete Gebäude gelangte rund 100 Jahre später in den Besitz des Händlers Salomon Moyses. Das Haus mit Betsaal und Mikwe wurde schon vor dem Ersten Weltkrieg von der jüdischen Gemeinde verkauft und ist bis heute erhalten. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK H-1 Nr. 602]
Bereich um den Standort des heutigen Hauses Am Mühlgraben 14 auf der Badischen Gemarkungskarte (1888-1892). Das gegen Ende des 17. Jh. errichtete Gebäude gelangte rund 100 Jahre später in den Besitz des Händlers Salomon Moyses. Das Haus mit Betsaal und Mikwe wurde schon vor dem Ersten Weltkrieg von der jüdischen Gemeinde verkauft und ist bis heute erhalten. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK H-1 Nr. 602]

Dieser Beitrag stammt aus der Studie von Franz Hundsnurscher und Gerhard Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale, hg. von der Archivdirektion Stuttgart (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 19), Stuttgart 1968.

Die Studie wird hier in der Originalfassung als Volltext zugänglich gemacht und separat bebildert. Inhalte und Sprachgebrauch entsprechen dem Stand von 1968. Weitere Informationen zur Entstehung und Einordnung der Studie finden Sie hier.

In Großsachsen im pfälzischen Amt Heidelberg wohnten 1550 zwei jüdische Familien, 1722 vier und 1743 drei. Auch nach dem Anfall an Baden blieb die jüdische Gemeinde sehr klein. Sie wurde 1827 dem Rabbinatsbezirk Heidelberg zugewiesen und hatte 1825 28, 1875 30, 1895 33 Mitglieder. Seitdem ging die Zahl ständig zurück: 1900 waren es 30, 1910 23, 1925 17 und 1933 12. Die Juden hatten weder eine Synagoge noch einen Friedhof. Sie besaßen bis 1930 im Haus Am Mühlgraben 14 eine Betstube. Die Toten wurden in Hemsbach beigesetzt. Bis 1925 blieb die kleine Gemeinde selbständig. 1933 wird sie im Gemeindeverzeichnis nicht mehr erwähnt, wurde also zwischen 1925 und 1933 aufgelöst. Seitdem gingen die wenigen Juden zum Gottesdienst in die Synagoge im benachbarten Leutershausen. Sie alle überlebten die nationalsozialistischen Verfolgungen durch Auswanderung in die USA. Julius Adler, der sein ererbtes Textilgeschäft 1932 durch den Ankauf des früheren Rathauses erweitert und eine Möbelabteilung angegliedert hatte, wurde zur Geschäftsaufgabe gezwungen. Mit seiner Frau zog er 1940 nach Weinheim. Beide wurden von dort aus nach Gurs deportiert, konnten aber 1941 nach Trinidad und später nach den USA gelangen.

 

Zitierhinweis: Hundsnurscher, Franz/Taddey, Gerhard: Die jüdischen Gemeinden in Baden, Stuttgart 1968, Beitrag zu Großsachsen, veröffentlicht in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 20.12.2022

Lektüretipps für die weitere Recherche

  • Hahn, Joachim/Krüger, Jürgen, „Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...“. Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen, hg. von Rüdiger Schmidt (Badische Landesbibliothek, Karlsruhe) und Meier Schwarz (Synagogue Memorial, Jerusalem), Stuttgart 2007.
  • Schnurr, Erhard, Die Juden aus Leutershausen und Großsachsen in der nationalsozialistischen Verfolgung. Zur Erinnerung an die ehemaligen jüdische Mitbürger der Gemeinde Hirschberg an der Bergstraße, hg. von Arbeitskreis Ehemalige Synagoge Leutershausen e.V., Hirschberg 2010.
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