Krautheim - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1239

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Auf dem Bergsporn, wo heute die Burg und Altstadt von Krautheim liegen, bestand in der frühen Hallstattzeit (8.–5. Jahrhundert vor Christus) eine mit einem Abschnittswall – entlang dem Grottenweg – gesicherte, etwa 4 Hektar Fläche umfassende Fliehburg. Danach scheint das Gelände rund eineinhalb Jahrtausende lang unbesiedelt geblieben zu sein. Die Wiederbesiedlung erfolgte um 1200 und begann mit der Gründung eines festen Herrschaftssitzes auf der Spitze des Bergsporns. Aber noch bis ins vierte Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts sprechen die Quellen unterschiedslos von Krautheim. Erst 1239 finden neben der Burg zwei Dörfer Krautheim Erwähnung (»castrum Crutheim et … utraque villa Crutheim«), womit zum einen ganz zweifellos Altkrautheim, zum anderen entweder eine schon damals bestehende Siedlung unmittelbar vor der Burg oder das unterhalb in der Klinge gelegene Talkrautheim gemeint ist. Diese Frage bleibt ebenso ungeklärt wie die, ob die später städtische Siedlung durch gezielte Gründung oder aus einem allmählich gewachsenen Burgweiler entstanden ist. Für letztere Variante könnte sprechen, dass die zwischen der Burg und dem vorgeschichtlichen Abschnittswall gelegene Stadt einen nicht ganz regelmäßigen Grundriss aufweist. Hinzu kommt eine mündliche Überlieferung, die wissen will, die Stadt sei aus sieben Höfen entstanden; immerhin haben sich die Namen Bühlhof und Spatzenhof im Stadtgebiet bis heute erhalten. Das Vorhandensein einer Stadtbefestigung ist seit 1330 bezeugt. Das Dorf zu Füßen der Burg erscheint erstmals 1360 unverwechselbar als Niederkrautheim. Auf der Gemarkung sind drei Wüstungen auszumachen. Neidlingen (»Nydelingen prope Crutheim«) ist zwischen 1322/33 und 1361 bezeugt, lässt sich aber nicht sicher lokalisieren; vielleicht lag es ganz im Norden der Gemarkung (Flurname Neidel). »Pichintal« (auch »Bickental«), ein von Würzburg lehnbarer Hof nordöstlich der Stadt (Flurname Beckental) findet bereits 1245 Erwähnung und verschwindet im 14. Jahrhundert aus den Quellen. »Wellendorf« taucht nur zwischen 1245 und 1265 auf und dürfte im Gebiet nördlich der Stadt zu suchen sein. Mit seinem Schloß und der alten Burg erhebt sich Krautheim auf einem Hochflächensporn hoch über der Jagst. Ihm zu Füßen Talkrautheim, das zum Bahnhof hin und in Richtung auf das Dorf Altkrautheim jenseits der Jagst, gewachsen ist. Die Neubaugebiete im Gewann »Hag« stammen von 1948, jene in den Gewannen »Alte Burg«, »Untere Au« und »Bergsiedlung« von 1960.
Historische Namensformen:
  • Cravtheim
  • Crutheim
Geschichte: Die allgemeine Entwicklung der Herrschaftsverhältnisse teilt das rechts der Jagst gelegene (Berg-) Krautheim mit dem Mutterort Altkrautheim. Hierher übersiedelte die Herrschaft um 1200 und schuf sich ein neues Zentrum, dem in spätstaufischer Zeit, wie die ungewöhnlich prächtigen Bauformen der Schlosskapelle vermuten lassen, als Verwahrort der Reichskleinodien vielleicht sogar eine reichspolitische Funktion zugedacht war. Die vor der Burg entstandene Siedlung wurde hernach, einer Mode des späteren Mittelalters folgend, zur Stadt fortentwickelt. Freilich erhielt Krautheim, anders als das benachbarte, der gleichen Herrschaft zugehörige Ballenberg (1306), offenbar nie ein förmliches Stadtrechtsprivileg; gleichwohl wird es seit 1329 stets als Stadt bezeichnet (»stad und burg«). Es ist anzunehmen, dass der Stadtwerdungsprozess sich parallel zu jenem in Ballenberg vollzog. Vom 14. Jahrhundert bis zum Ende des Alten Reiches war Krautheim Sitz eines rund zwanzig Orte umfassenden mainzischen Amts beziehungsweise Oberamts in Verbindung mit der Zent Ballenberg, und seit 1495 oblag dem Amtmann auch die Vertretung des Erzbischofs respektive Kurfürsten in dessen Funktion als Schirmherr über das Kloster Schöntal. Vom frühen 13. bis ins 15. Jahrhundert treten vielfach krautheimische und ebersteinische Ministerialen sowie Angehörige des Ritteradels unter dem Namen von Krautheim auf, die offenbar ganz verschiedenen Geschlechtern zuzuordnen sind, darunter die von Aschhausen und von Assamstadt. Einen nicht unerheblichen Teil des Krautheimer Grundbesitzes wird man der Herrschaft und ihrer im Vorhof der Burg betriebenen Eigenwirtschaft zurechnen dürfen sowie den dorthin gehörigen bäuerlichen Lehen. 1350 ist von einem bei der Burg gelegenen Bauhof (»buwehof … by der vesten gelegen«) der ritteradligen Familie Horant von Grünsfeld die Rede. Ob der 1489 umfassend dokumentierte Schöntaler Klosterbesitz mehrheitlich auf der Gemarkung diesseits oder jenseits der Jagst lag, muss offen bleiben. Die Zehnten in Berg- und Talkrautheim verteilten sich allem Anschein nach entsprechend jenen in Altkrautheim. Trotz des städtischen Charakters ihres Gemeinwesens hielten sich die Kompetenzen der Krautheimer Bürgergemeinde in engen Grenzen. Zwei Bürgermeister vertraten die kommunalen Belange. Das mit zwölf Schöffen besetzte Gericht (Zwölfer) fungierte zugleich als Rat. Ein 1473 geschnittenes Siegeltypar zeigt das Kurmainzer Wappen mit dem Rad und trägt die Umschrift »S[iegel] . die . stat . in . Kravthm . 1473«. Die Teilnahme der Gemeinde an dem im späten 14. Jahrhundert gegründeten Bund von neun Städten des Mainzer Oberstifts gibt für die damalige Zeit eine gewisse Eigenständigkeit zu erkennen. Wegen ihrer Beteiligung am Bauernkrieg aber, zu dessen Vorkämpfern in Franken sie gehört hatten, verloren die Krautheimer die davor genossenen Freiheiten und erhielten wie alle anderen erzbischöflichen Städte 1528 eine neue Ordnung. Seither wurde der Kreis der Gerichtsschöffen auf Vorschlag zweier Schultheißen und der Zwölfer durch herrschaftliche Entscheidung ergänzt; für die Verwaltung der städtischen Einkünfte sollten statt der bisherigen Bürgermeister künftig zwei auf die Herrschaft vereidigte Rentmeister zuständig sein. Von 1556 datiert ein jüngeres Stadtsiegel, wiederum mit dem Mainzer Rad und der Umschrift »S[iegel] . statt . Cravtheim«. Das Rathaus stammt von 1569. Erst 1657, im Bemühen um eine Kompensation der während des Dreißigjährigen Kriegs eingetretenen Bevölkerungsverluste, wurde der Bürgerschaft wieder die Freiheit von Leibeigenschaft zugestanden. 1803 fiel Krautheim mit dem mainzischen Oberamt an den Altgrafen Franz Wilhelm zu Salm-Reifferscheid-Bedburg, der 1804 in den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Das Fürstentum Salm-Krautheim nördlich der Jagst wurde 1806 badischer Souveränität unterstellt. Fürst Konstantin zu Salm-Krautheim (gestorben 1856) verkaufte 1838 den standesherrlichen Grundbesitz an den badischen Staat. Krautheim gehörte 1813 zum Вezirksamt Boxberg, war seit 1826 wieder Amtssitz, der 1864 nach Boxberg verlegt wurde. 1872 Вezirksamt Tauberbischofsheim, 1898 wieder Вezirksamt Boxberg, 1924 Вezirksamt Adelsheim, 1936 Вezirksamt/Landkreis Buchen. — Die Burg Krautheim wurde im Bauernkrieg zum Teil zerstört. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde unter Verwendung älterer Teile das Schloß an die zum Teil reparierte Burg angebaut. Nach dem Verkauf des Schloßteils an Privatleute 1887 wurden in der in Staatsbesitz verbliebenen Burg erste Restaurierungsmaßnahmen eingeleitet, die vor allem 1975/77 fortgesetzt wurden. Von der romanischen Anlage ist der runde Bergfried mit Buckelquadern, der Palas (um 1230) mit außergewöhnlich reicher Architektur (Portal) und die frühgotische Kapelle erhalten, ein quadratischer Raum mit 5/8 Chor und Empore, schlanken gewirtelten Säulen und Kelchkapitellen, die das Rippengewölbe tragen. Die Stadt Krautheim ist heute noch größtenteils ummauert, besitzt noch ein Tor und Durchbrüche an der Nordseite. Das Stadtrecht wurde 1935 aufgehoben, 1950 erneut verliehen. Aus Krautheim stammt Otto Beck (1846 — 1908), ab 1891 Oberbürgermeister in der entscheidenden Entwicklungsphase Mannheims.
Ersterwähnung als Stadt: 1329
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Attraktivität der Stadt war offensichtlich noch im 15. Jahrhundert so gering, dass die Herrschaft mit wiederholten Steuernachlässen um Zuwanderung werben musste. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts lag die Einwohnerzahl bei etwa fünfhundert und nahm bis 1699 um weitere hundert zu; im 18. Jahrhundert war sie antizyklisch stark rückläufig, lag 1760 nur noch bei etwa 480 und wuchs bis 1801 immerhin wieder auf rund 540 an. Ihre Lage abseits größerer Verkehrswege behinderte allzeit eine gedeihliche Entwicklung der Stadt Krautheim; allenfalls für das 16. Jahrhundert ist im Spiegel der überkommenen Bausubstanz eine bescheidene wirtschaftliche Blüte zu erkennen. Die Landwirtschaft dominierte bei weitem. Mehr als 20 Prozent der Gemarkungsfläche waren im 18. Jahrhundert mit Weinreben bestockt. Der Kartoffelanbau wurde in den 1770er Jahren nach mehreren Getreidemissernten verstärkt. Die an der Jagst gelegene Wehrmühle war ein herrschaftliches Erblehen und gewiss älter als eine dort angebrachte Bauinschrift von 1599 zu erkennen gibt. Am Horrenbach bestand bis ins späte 17. Jahrhundert eine Schleifmühle, seit 1692 eine Ölmühle. Im übrigen war die Gewerbestruktur noch im 18. Jahrhundert ausgesprochen dörflich, aber immerhin gab es damals eine Apotheke. Die von der Herrschaft eingerichteten Zünfte waren nicht auf die Stadt, sondern auf das Amt bezogen. Jahrmärkte sind erst für das 18. Jahrhundert nachzuweisen; veranstaltet wurden sie am Fastnachtmontag, zu Mariä Magdalenae (22. Juli) und zu Andreae (30. November). Bereits im 16. Jahrhundert existierte auf dem Berg das Schildwirtshaus zur Krone, im Tal jenes zum Ritter; im 17. Jahrhundert kamen in Bergkrautheim der Hirschen und der Löwen hinzu, in Talkrautheim das Ross und der Schwanen. Kurz vor dem Ende des 18. Jahrhunderts gab es außerdem eine Bierbrauerei.

Name: Burg / Schloss Krautheim
Datum der Ersterwähnung: 1239

Ersterwähnung: 1322
Kirche und Schule: Im Zusammenhang mit dem Ausbau der Bergsiedlung zur Stadt entstand dort auch eine Filialkirche (Sankt Anna ?), die seit 1322 bezeugt ist. Es handelte sich um eine genordete Chorturmkirche, die in den Jahren 1419 und 1507/08 durch entsprechende Neubauten ersetzt wurde; erst der 1660 errichtete und noch heute bestehende Bau (Mariä Himmelfahrt) weist einen geosteten Chor auf. Vermutlich gehört der Altar zu Ehren der heiligen Trinität, der Muttergottes sowie der Heiligen Sixtus, Georg und Helene, auf den der Amtmann von Rechberg im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts eine von der jeweiligen Krautheimer Herrschaft zu besetzende Pfründe stiftete, in dieses Gotteshaus, bei dem 1523 auch eine Bruderschaft bezeugt ist. 1560 wurde die Pfarrei aus Altkrautheim herauf in die Stadt verlegt und 1591 das seit zwei Menschenaltern nicht mehr existierende Landkapitel wiederbelebt. Die Lehren der Reformation fanden, wie sich nicht zuletzt im Bauernkrieg zeigte, unter der Einwohnerschaft starke Resonanz und wurden von der katholischen Herrschaft erstaunlich lang toleriert, seit 1605/16 aber doch massiv bekämpft und schließlich überwunden. Das Patronatsrecht der Kirche wechselte vom Deutschen Orden über das Domstift Würzburg (1667) an das Hochstift Würzburg (1674) und blieb in dessen Besitz bis zum Ende des Alten Reiches. Die Talkrautheimer Sankt Wolfgang-Kapelle entstand wohl um die Mitte des 15. Jahrhunderts als Spitalkapelle und wurde im 17. Jahrhundert durch den (Berg-) Krautheimer Frühmesser versehen; 1789/91 erhielt die Kapelle eine eigene Pfründe. Die erste Erwähnung eines Schulmeisters, der vermutlich für den ganzen Pfarrsprengel zuständig war, datiert von 1488 und zeugt vom städtischen Charakter Krautheims. Ein Schulhaus bestand spätestens seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts. Im Unterschied zu den Dörfern der Umgebung war die Schule in der Stadt eine Freischule, für deren Besuch kein Schulgeld entrichtet werden musste. Charakteristisch für die zutiefst ländlichen Verhältnisse erscheint jedoch, dass Mitte des 18. Jahrhunderts mit Rücksicht auf die Feldarbeit, zu der die Kinder herangezogen wurden, in Frühjahr und Sommer nur dreimal wöchentlich Unterricht stattfand, im Winter dagegen die ganze Woche über. Zur Pfarrei Krautheim gehörten Horrenbach und Oberndorf, vielleicht vor 1200 auch Neunstetten, bis 1602 Gommersdorf, bis 1628 Klepsau, bis 1810 Altkrautheim und Unterginsbach. Neunstetten kam im 19. Jahrhundert hinzu. Das Langhaus der Kirche wurde 1846 erweitert, 1974/75 erneuert. Erhalten blieb der gotische Chorturm mit der darin befindlichen St. Anna-Kapelle. Evangelische zu Neunstetten.
Patrozinium: Mariä Himmelfahrt
Ersterwähnung: 1660
Jüdische Gemeinde: Der Anteil der Juden belief sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf etwa 5 bis 6 Prozent und stieg im 18. Jahrhundert auf zeitweise 14 Prozent (1791). Juden zählten schon im 13. Jahrhundert zu den ersten Siedlern im Areal vor der neu gegründeten Burg; vorwiegend betätigten sie sich als Geldverleiher und Viehhändler. Die schon im 13. Jahrhundert vorhandene jüdische Gemeinde wurde Opfer der Verfolgungen von 1298 und 1336. Ab Ende 14. Jahrhundert sind wieder einzelne Juden nachweisbar, die im 17. Jahrhundert eine Gemeinde bildeten, 1770 eine Judenschule, 1860 eine Synagoge erbauten und einen Friedhof anlegten. Nach der Vernichtung der jüdischen Gemeinde wurde die Synagoge nach dem zweiten Weltkrieg wegen Baufälligkeit abgebrochen.

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