Ernsbach
Dieser Beitrag stammt aus der Studie von Paul Sauer, Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. Denkmale, Geschichte, Schicksale, hg. von der Archivdirektion Stuttgart (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 18), Stuttgart 1966.
Die Studie wird hier in der Originalfassung als Volltext zugänglich gemacht und separat bebildert. Inhalte und Sprachgebrauch entsprechen dem Stand von 1966. Weitere Informationen zur Entstehung und Einordnung der Studie finden Sie hier.
Das Dorf Ernsbach, das alter Besitz der Grafen von Hohenlohe war, fiel 1806 an Württemberg. 1680 nahm Graf Wolfgang Julius von Hohenlohe einige Juden in Ernsbach auf. Seine Nachfolger erließen jedoch eine Reihe von Verordnungen, die den Handel der Juden stark beschränkten.
Graf Johann Friedrich II. von Hohenlohe-Öhringen zog seine Schutzjuden zu Jagddiensten und anderen Fronen heran. 1702 waren hier 3 jüdische Familien ansässig. Ein Jude besaß ein Haus und betätigte sich als Krämer und Schächter (Schatzungsbuch Ernsbach von 1702). 1807 zählte das Dorf 141 jüdische Einwohner, 1824 163, 1843 224, 1854 218, 1869 181, 1886 166, 1900 79 und 1910 40. Die jüdische Gemeinde, die seit 1832 zum Rabbinatsbezirk Braunsbach bzw. Schwäbisch Hall gehörte, wurde 1925 mit Zustimmung der israelitischen Landesversammlung aufgelöst. Die 1815 erbaute Synagoge ging in den Besitz der Ortsgemeinde über, die sie heute als Feuerwehrmagazin verwendet.
Von 1834 an bestand eine israelitische Schule, die 1865 34 Kinder besuchten. Der Begräbnisplatz der Ernsbacher Juden war der israelitische Friedhof in Berlichingen. Das Rathaus an der Straße nach Sindringen ist eine Stiftung, die Samuel Kocherthaler zugunsten der bürgerlichen Gemeinde machte. Anfang 1933 lebten noch zwei Juden in Ernsbach, Moses Stern, der am 7. Dezember 1933 im Alter von 82 Jahren starb, und seine Haushälterin Fanny Lehrberger, die wohl Ende 1933 in das jüdische Altersheim „Wilhelmsruhe" nach Heilbronn-Sontheim verzog und 1942 in der Pflegeanstalt Heggbach starb.
In dieser Studie nachgewiesene Literatur
- Beschreibung des Oberamts Öhringen, 1865.
- Bild von der Synagoge, in: Jüdische Gotteshäuser und Friedhöfe, 1932, S. 75.
Ergänzung 2023
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge wurde später zu einem Wohnhaus umgebaut.
Zitierhinweis: Sauer, Paul, Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern, Stuttgart 1966, Beitrag zu Ernsbach, veröffentlicht in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 20.11.2022
Lektüretipps für die weitere Recherche
- Bamberger, Naftali Bar-Giora, Die jüdischen Friedhöfe im Hohenlohekreis, Künzelsau 2002.
- Forchtenberger Heimatbuch, 1983, S. 310, S. 321 und S. 334.
- Hahn, Joachim/Krüger, Jürgen, „Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...“. Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen, hg. von Rüdiger Schmidt (Badische Landesbibliothek, Karlsruhe) und Meier Schwarz (Synagogue Memorial, Jerusalem), Stuttgart 2007.
- Kugler, Eberhard, Jüdischer Leben in den Dörfern - die Ansiedlung in Ernsbach, in: ...geschützt, geduldet, gleichberechtigt. Die Juden im baden-württembergischen Franken vom 17. Jahrhundert bis zum Ende des Kaiserreichs (1918), hg. von Gerhard Taddey (Forschungen aus Württembergisch Franken Bd. 52) 2005, S. 107-123.
- Württemberg - Hohenzollern – Baden (Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust), hg. von Joseph Walk, Yad Vashem/Jerusalem 1986.