Jüdische Kultusgemeinde Heidelberg K.d.ö.R.

Reichhaltiges kulturelles Fundament

Eine Synagoge strahlt im blauen Licht „Wie schön sind deine Zelte, Jaakow, deine Wohnstätten, Jisrael“

Beitrag der IRG Baden

 Die neue Synagoge in Heidelberg (Einweihung 1994) Häusserstraße 12 [Quelle: IRG Baden, Foto: Leonid Bychovski]  
Die neue Synagoge in Heidelberg (Einweihung 1994) Häusserstraße 12 [Quelle: IRG Baden, Foto: Leonid Bychovski]

Die Jüdische Kultusgemeinde Heidelberg (JKG Heidelberg) ist eine von zehn Gemeinden unter dem Dach der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden mit Sitz in Karlsruhe. Sie ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Zweck der Gemeinde ist die religiöse, kulturelle und soziale Betreuung ihrer Mitglieder. Hierzu gehören insbesondere: die Abhaltung der Gottesdienste, die Verwaltung des Gemeindevermögens, das Bestattungswesen und die Unterhaltung der Friedhöfe, die Fürsorge für die Wohlfahrt, der Religionsunterricht der schulpflichtigen Kinder, die religiöse Erwachsenenbildung sowie die Förderung und Unterstützung der Jugendarbeit.

Die JKG Heidelberg ist eine sogenannte Einheitsgemeinde. Der Ritus ist orthodox, wobei Juden aller religiösen Ausrichtungen willkommen sind. Im G´ttesdienst sitzen Frauen und Männer getrennt. In der Gemeindeküche werden die Regeln des Kaschrut (des jüdischen Speisegesetzes) eingehalten. Die Liturgie folgt dem südwestdeutschen Ritus. Gemeinderabbiner der JKG Heidelberg ist Rabbiner Jona David Pawelczyk-Kissin. Das lebendige Gemeindeleben wird durch eine Fülle von Angeboten bereichert, die den Gemeindemitgliedern offenstehen (Vokalensemble, Chor, Malunterricht, Seniorenclub, Israelische Tänze, Frauengymnastik, Computerkurs, Schachclub, Sprachkurs und vieles mehr). Das Jugendzentrum „Simcha“ (Freude) ist beliebter Treffpunkt der jüdischen Kinder und Jugendlichen der Gemeinde und bietet ihnen ein abwechslungsreiches Programm an sportlichen, kreativen und identitätsstiftenden Aktivitäten an.

Wichtig ist der Jüdischen Kultusgemeinde Heidelberg vor allem der Austausch im Interreligiösen Dialog und das freundschaftliche Miteinander der verschiedenen Religionsgemeinschaften in Toleranz und Verständnis. Vielfältige kulturelle Veranstaltungen vermitteln die große Bandbreite der jüdischen Kultur und laden mit Konzerten, Lesungen, Vorträgen, Ausstellungen, et cetera zum näheren Kennenlernen und zur Begegnung ein.

Geschichte

Eine jüdische Gemeinde bestand in Heidelberg vermutlich bereits im 13. Jahrhundert. Die mittelalterliche Synagoge stand in der Unteren Straße/Ecke Judengasse (heute Dreikönigstraße) in der Altstadt. Im Jahre 1390 vertrieb Kurfürst Ruprecht II. die Juden aus Heidelberg und schenkte die Synagoge, sämtliche Häuser und auch die Weinberge der Juden der kurz zuvor (1386) gegründeten Universität. Erst circa 300 Jahre später siedelten sich wieder Juden in Heidelberg an. Ab 1700 gab es einen Betsaal im Privathaus des Feist Oppenheimer in der Merianstraße 3, 1714 wurde das Haus „Zur blauen Lilie“ in der Großen Mantelgasse 1-3 zu einer Synagoge umgebaut. 1875 wurde die Synagoge abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der am 12. April 1878 feierlich eingeweiht wurde.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge von den Nationalsozialisten niedergebrannt. Auch die Synagoge in der Plöck 35 erlitt ein ähnliches Schicksal. Die niedergebrannte Synagoge in der Großen Mantelgasse wurde im Jahr 1939 auf Kosten der Jüdischen Gemeinde abgerissen. Am 22. Oktober 1940 wurden etwa 280 in Heidelberg verbliebene jüdische Bürgerinnen und Bürger in das Internierungslager Camp de Gurs deportiert, von denen mehr als 80 Personen dort und in anderen südfranzösischen Internierungslagern verstarben. Weitere 100 Personen wurden zwischen 1942 und 1944 in die Vernichtungslager im Osten deportiert und meist kurz nach Ankunft ermordet. Heute weist ein Gedenkplatz mit Gedenktafeln sowie den Namen der deportierten Juden auf diese schrecklichen Ereignisse hin.

Nach dem zweiten Weltkrieg beziehungsweise nach der Shoa, bestand die wiedergegründete jüdische Gemeinde nur noch aus wenigen Menschen. Es waren eine Handvoll Rückkehrer darunter, aber auch Überlebende aus Osteuropa. Ab Ende 1990 erfuhren die jüdischen Gemeinden in Deutschland eine Einwanderung von jüdischen Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion, so dass die Mitgliederzahl der JKG Heidelberg sich etwa verdreifacht hat.

Nach einigen Umzügen von einem Provisorium zum nächsten innerhalb Heidelbergs, hat die JKG am 9. Januar 1994 mit der Einweihung des neuen Gemeindezentrums am heutigen Standort ihr neues Zuhause gefunden. Der von dem Frankfurter Architekten Alfred Jacoby entworfene Komplex besitzt eine nach Osten gewandte Fassade. Den runden Kuppelbau der Synagoge zieren die ersten zehn hebräischen Buchstaben, die zugleich für die zehn Gebote stehen. Der Innenraum der Synagoge ist in blaues Licht getaucht, das durch große Fenster hereinströmt, die der Londoner Glaskünstler Brian Clarke gestaltetet hat. Im nördlichen Flügel des Gebäudes befinden sich im Erd- und Obergeschoss die Küche, das Gemeindebüro, das Sozialbüro, das Büro des Rabbiners, das Jugendzentrum, die Bibliothek, die Laubhütte (Sukka) für das Laubhüttenfest sowie im Keller das rituelle Tauchbad für Frauen, die Mikwe.

Heute zählt die Gemeinde 420 Mitglieder, die in Harmonie und Frieden rege an den G´ttesdiensten und am Gemeindeleben teilnehmen. Die Jüdische Kultusgemeinde Heidelberg bietet für Interessierte gerne Synagogenführungen nach Anmeldung an.

Zitierhinweis: Israelitische Religionsgemeinschaft Baden, Jüdische Kultusgemeinde Heidelberg K.d.ö.R., in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 20.02.2023.

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