Die Synagogenvertäfelung von Elieser Sussmann aus Unterlimpurg bei Schwäbisch Hall

Ein faszinierendes Zeugnis der jüdischen Geschichte im Hällisch-Fränkischen Museum

von Armin Panter

Die Unterlimpurger Synagoge von Elieser Sussmann, 1738/39, Gesamtansicht, Blick von Norden. [Quelle: Hällisch-Fränkisches Museum Schwäbisch Hall, Inv. Nr. 3229; Aufnahme: Jürgen Weller, Schwäbisch Hall]
Die Unterlimpurger Synagoge von Elieser Sussmann, 1738/39, Gesamtansicht, Blick von Norden. [Quelle: Hällisch-Fränkisches Museum Schwäbisch Hall, Inv. Nr. 3229; Aufnahme: Jürgen Weller, Schwäbisch Hall]

Die im Hällisch-Fränkischen Museum ausgestellte Synagogenvertäfelung aus Unterlimpurg – einem außerhalb der Befestigungsmauer der ehemaligen Reichsstadt Hall liegenden Ortsteils – zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen jüdischen Lebens in Deutschland.

Eine der ca. 60 farbig gefassten Tafeln überliefert das Entstehungsjahr der Malerei, ohne jedoch den Künstler zu nennen: „Wurde geschrieben im Jahre 5499“, das ist nach christlicher Zeitrechnung 1738/39. Stilistische Gründe erlauben eine Zuschreibung an Elieser Sussmann, der mehrere Synagogen im fränkischen Raum ausmalte. Sein Vater und vielleicht auch er stammten aus Brody, das bis zur ersten Teilung des Landes zu Polen gehörte, danach an das österreichische Haus Habsburg überging und heute in der Ukraine liegt.

Die Unterlimpurger Synagoge von Elieser Sussmann, 1738/39, Gesamtansicht, Blick auf Westwand mit Eingang. [Quelle: Hällisch-Fränkisches Museum Schwäbisch Hall, Inv. Nr. 3229; Aufnahme: Jürgen Weller, Schwäbisch Hall]
Die Unterlimpurger Synagoge von Elieser Sussmann, 1738/39, Gesamtansicht, Blick auf Westwand mit Eingang. [Quelle: Hällisch-Fränkisches Museum Schwäbisch Hall, Inv. Nr. 3229; Aufnahme: Jürgen Weller, Schwäbisch Hall]

Von Sussmann hat sich nur noch eine weitere Vertäfelung von 1735 erhalten, die aus Horb am Main stammt und im Israelmuseum in Jerusalem präsentiert wird. Ebenfalls im Hällisch-Fränkischen Museum werden einige bemalte Paneele aus der Frauenschul – also dem Raum für die Frauen – von Steinbach gezeigt. Der Ort bei Schwäbisch Hall gehörte bis zur Säkularisation 1802/03 zum Stift Comburg. Auftraggeber der Malereien für die Unterlimpurger Synagoge war der jüdische Viehhändler Moses Mayer Seligmann (gest. 1745). Als Haller Schutzjude besaß er in Unterlimpurg ein Haus, heute Unterlimpurger Straße 65, in dessen Dachstuhl er die Synagoge einrichten ließ.

Anfang des 20. Jahrhunderts erwarb der Historische Verein für Württembergisch Franken die Paneele. Eingelagert im Keller des Museums überdauerten sie die Zeit des Nationalsozialismus. Im Jahr 2000 wurde die Synagogenvertäfelung für die museale Präsentation stimmig rekonstruiert.

Die Unterlimpurger Synagoge von Elieser Sussmann, 1738/39, zwei Deckenfelder (Behemoth und Leviathan). [Quelle: Hällisch-Fränkisches Museum Schwäbisch Hall, Inv. Nr. 3229; Aufnahme: Jürgen Weller, Schwäbisch Hall]
Die Unterlimpurger Synagoge von Elieser Sussmann, 1738/39, zwei Deckenfelder (Behemoth und Leviathan). [Quelle: Hällisch-Fränkisches Museum Schwäbisch Hall, Inv. Nr. 3229; Aufnahme: Jürgen Weller, Schwäbisch Hall]

Die männlichen Gläubigen betraten durch eine Tür im Westen den Raum. Im Osten stand der Toraschrein Aron Hakodesch. Nicht mehr erhalten ist das Pult Bima, von dem aus die Tora verlesen wurde. In die Tafeln der Südwand, hinter der die Frauen dem Gottesdienst beiwohnten, sind Öffnungen eingelassen.

Die Wände wurden großteils mit Ornamenten bemalt. Nur im oberen Viertel stehen Gebete in hebräischer Schrift. Die insgesamt 15 Deckenfelder zeigen von Blättern und Früchten umrankte Medaillons, in denen überwiegend Tiere dargestellt sind. Unter anderem wollte Sussmann hier die Vielfalt der Schöpfung Gottes zeigen.

Zitierhinweis: Armin Panter, Synagogenvertäfelung Unterlimpurg, in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 07.09.2023.

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