
Ausschnitt der Rheinstromkarte mit Illingen, der Murg-Mündung und „Goldt grundt“ am „Iliger Gumpen“, Quelle: Landesarchiv BW, GLAK, H Rheinstrom 19, gemeinfrei
Um 1590 entstand die Karte des Rheinabschnitts zwischen Beinheim im Elsass und dem badischen Philippsburg, bekannt als die „Große kurpfälzische Rheinstromkarte“. Sie wird dem Maler Wilhelm Besserer zugeschrieben. Der faszinierende Reichtum an Details versetzt Betrachtende zurück in alte Zeiten.
Auf dem ersten Teil der Karte erscheinen linksrheinisch die Orte Beinheim, Seltz, Munchhausen, Lauterburg, Neuburg und Hagenbach. Beim ersten Ort rechts des Rheins könnte es sich um Plittersdorf handeln, gefolgt von Illingen („Ilig“), Au am Rhein, wahrscheinlich Forchheim und Daxlanden. Badische, pfälzische und speyerische Wappen verweisen auf die territoriale Zugehörigkeit. Neben den Orten sind Rheinschleifen und Inseln wiedergegeben. Kleinere, in den Rhein mündende Flussläufe werden von Holzbrücken überspannt. Bei "Hickels werdt", am Anfang der Darstellung, spaltet sich der Strom in mehrere Arme. Auf den hier schmaleren Gewässern fahren mit Personen besetzte Ruderboote. Rheinfähren finden sich bei Seltz, Lauterburg und auf Hagenbacher Seite gegenüber von Neuburg. Zwischen Neuburg und Hagenbach zieht ein Pferdegespann eines der Frachtschiffe stromaufwärts.
Das erstaunlichste Detail der Karte findet sich gegenüber der Murg-Mündung bei Illingen: Auf dem "Iliger Gumpen" mit „Goldt grundt“ sind zwei Goldwäscher am Werk. Zur Entstehungszeit der Karte gab es tatsächlich mehrere Stellen zur Gewinnung von Rheingold. Dazu wurde der angeschwemmte, schwere und dunkle Sand gesiebt und gewaschen. Der Ertrag, bestehend aus Goldplättchen von bis zu einem Millimeter Größe, war jedoch nie besonders groß. Nach badischen Erhebungen konnten im 19. Jh. etwa zehn Kilogramm pro Jahr gewonnen werden, aus denen Münzen und Medaillen in kleiner Stückzahl geprägt wurden. Ein weiteres schönes Beispiel ist das mit Rheingold hergestellte Toiletten-Service der Großherzogin Stéphanie von Baden (1789-1860), Adoptivtochter Napoleons und Gemahlin des Erbprinzen Karl von Baden. Sie erhielt das Service als Geschenk anlässlich ihrer ersten Schwangerschaft.
Die drei Abschnitte der Rheinstromkarte gibt es online beim Landesarchiv BW, Standort Generallandesarchiv Karlsruhe:
Rheins Abriß von Beinheim bisz under Dachßlandt (GLAK H Rheinstrom 19)
Rheins Abriß von Knilingen biß under Linckheim (GLAK H Rheinstrom 24)
Rhein Abriß von Linckenheim ein wenig biß under Udenheim (GLAK H Rheinstrom 27)
Hier finden Sie das Toiletten-Service für Großherzogin Stéphanie, heute im Badischen Landesmuseum .
Neu auf LEO-BW: „art&market“
Eine Ausstellung über die Truchsessen-Galerie in London und den englischen Kunstmarkt um 1800
![Porträt des Grafen Joseph Truchsess von Waldburg-Zeil-Wurzach, Graphit auf Papier, Datum unbekannt. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK N Truchsess von Waldburg 94] Porträt des Grafen Joseph Truchsess von Waldburg-Zeil-Wurzach, Graphit auf Papier, Datum unbekannt. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK N Truchsess von Waldburg 94]](/documents/10157/623648/N+Truchsess+von+Waldburg_94_x.jpg/4afc9916-ef43-46af-9101-bfedac48cc59?t=1751616173942)
Porträt des Grafen Joseph Truchsess von Waldburg-Zeil-Wurzach, Graphit auf Papier, Datum unbekannt. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK N Truchsess von Waldburg 94]
Im Generallandesarchiv Karlsruhe wird die Ausstellung „art&market“ gezeigt. LEO-BW begleitet die Präsentation mit einer Onlinedarstellung der Exponate.
Die Ausstellung beleuchtet die spannende Geschichte des Grafen Joseph Truchsess von Waldburg-Zeil-Wurzach (1748-1813) und seiner Kunstsammlung. Ursprünglich in den 1780er Jahren in Köln und Straßburg aufgebaut, gelangten die über 1.000 Gemälde, bedingt durch die Wirren der Französischen Revolution, über Wurzach und Wien im Jahr 1803 nach London. Dort sollten sie die Basis einer noch zu errichtenden englischen Nationalgalerie bilden. In der Weltmetropole waren im 18. Jh. wohlhabende Schichten entstanden, die ihr Vermögen durch die internationalen Handelsbeziehungen des Empire erworben hatten. Ihre Kaufkraft schuf die Voraussetzungen für einen erweiterten Markt an Konsum- sowie Luxusgütern. Auch Kunstobjekte waren zunehmend gefragt. Die spezifische kulturelle Infrastruktur mit großen Auktionshäusern und kommerziellen Galerien sollte für das Vorhaben des Grafen gezielt genutzt werden. Die Ausstellung ermöglicht Einblicke in die damaligen Strukturen des Kunstmarkts, dessen Netzwerke, die Vorlieben der Interessenten und nicht zuletzt die künstlerische Rezeption der Truchsessen-Sammlung, z.B. durch William Blake. Gleichzeitig sind die Vorgänge Teil der Entstehungsgeschichte des modernen Kunstmarkts und der Professionalisierung des Ausstellungswesens – ausgehend von den individuellen Vorlieben eines Adligen, hin zur Kommerzialisierung von Kunstwerken, die in heutiger Zeit schwindelerregende Preise erzielen können.
- Zur Ausstellung „art&market“ auf LEO-BW
- Infos zum Besuch der Ausstellung im Generallandesarchiv Karlsruhe und dem Begleitprogramm

Sonnenuntergang am Rhein bei Breisach, aufgenommen von Werner Käß, 1960. Quelle: Badischen Landesmuseum, Außenstelle Südbaden BA 2021/3-126, Lizenz CC0
In etlichen Chroniken, etwa für die Region um Bodensee, Oberschwaben, Elsass und Nordschweiz, wird das Jahr 1540 als überaus heiß und trocken beschrieben. Betroffen waren neben Teilen von Ost-, Mittel- und Westeuropa auch überseeische Gebiete. Das warme Wetter begann im Februar und hielt bis in den Dezember an. Es war verbunden mit frühen, sogar zweiten Ernten, aber auch Ausfällen aufgrund extremer Sommerhitze. Flüsse und Seen führten wenig oder gar kein Wasser, sodass der Grund begehbar war und für Spaziergänge genutzt wurde. In den Bergen schmolzen Schneefelder und Gletscher. An den wenigen Regentagen ging Platzregen nieder. Ein anderes Phänomen war der nächtliche Tau, der in manchen Regionen als Bewässerung fungierte. Der Weinbau profitierte außerordentlich. Während einige zurechtkamen, hatten an sich schon trockene Gebiete wie die Schwäbisch Alb und vor allem das Vieh zu leiden. Es mangelte an Grünfutter, Fleisch und Milch verteuerten sich. Ein Problem stellten die vielen Brände dar, wobei mehrere Feuersbrünste in Städten durch Brandstiftung entstanden sein sollen. Eine weitere Plage ließ nicht lange auf sich warten. Die Städte der Region Bodensee hatten 1540 zahlreiche Pesttote zu beklagen. Da die Bezeichnung auch als Synonym für Seuchen gebraucht wurde, sind verschiedene Ursachen möglich, auch verseuchtes Wasser. Doch nicht wenige machten aus der Not eine Tugend. Brückenfundamente und Hafenanlagen wurden ausgebessert. In Schaffhausen habe noch im Dezember im Rhein gebadet werden können. Der Wein von 1540 ging als Jahrtausendjahrgang in die Geschichte ein.
Zum Weiterlesen:
„Der heiße Sommer. 1540 in der Bodenseeregion“, eine ausführliche Beschreibung von Karl Heinz Burmeister mit zahlreichen Quellenbelegen als Digitalisat der Badischen Landesbibliothek

Burg Riedheim mit Wohnturm und Ringmauer, aufgenommen im Sommer 2025, Quelle: Landesarchiv BW
Das Hegau mit Hilzingen und dem benachbarte Riedheim wurde während der Bauernaufstände von 1524/25 zum Schauplatz zentraler Ereignisse. Zur deren Vorgeschichte gehören eine Reihe von Missernten in den Jahren 1513 bis 1519 und mehrere Unwetter im Jahr 1524, die große Schäden an Feldern und Gebäuden anrichteten. Im Sommer 1524 kam es zu ersten Erhebungen von Stühlinger Bauern. Die Unruhen griffen trotz Schlichtungsversuchen auf das Hegau über. Am 2. Oktober 1524 schlossen sich dort um die 800 Bauern auf der „Hilzinger Kirchweih“ zu einer Eidgenossenschaft zusammen. In der Folgezeit unternahmen die Südschwarzwälder und Hegauer Bauern mehrere Märsche zu Demonstrations- und Rekrutierungszwecken. In einer ersten größeren gewaltsamen Auseinandersetzung mussten sie am 14. Dezember 1524 zusammen mit Gesinnungsgenossen von der Baar bei Wolterdingen eine Niederlage hinnehmen. Der „Riedheimer Anlass“, ein schon am 10. Oktober 1524 im Zusammenhang mit den Ereignissen der Hilzinger Kirchweih in Riedheim geschlossener Vertrag, gehört zu den Maßnahmen, mit denen über Verhandlungen versucht werden sollte, einen Ausgleich zu schaffen. Eingeschaltet waren mehrere Schiedsleute, darunter der Bürgermeister und Ratsherren der Reichsstadt Überlingen. Die Bemühungen scheiterten, als das Stockacher Landgericht im Januar 1525 ein von den Bauern als ungerecht empfundenes Urteil fällte. Der Aufstand weitete sich aus. Bei der Verabschiedung der „Zwölf Artikel“ im März 1525 in Memmingen war auch ein Vertreter aus dem Hegau anwesend.
Im April 1525 nahmen Bauern aus dem Hegau, dem Südschwarzwald und der Baar die Stadt Donaueschingen ein. Fast alle Hegau-Dörfer schlossen sich dem Aufstand an. Es kam zu Plünderungen und Verwüstungen. Etwa fünf- bis sechstausend Teilnehmer aus dem Hegau vereinigten sich mit dem Bauernheer, das am 12. Mai bei Böblingen den Truppen des Schwäbischen Bundes unter Georg Truchsess von Waldburg unterlag. Im Hegau ging es indessen noch weiter. Ab Ende Mai wurde Radolfzell belagert, Sitz der gegnerischen österreichischen Obrigkeit und Zufluchtsort bedrohter Adliger. Zur Jahresmitte schließlich griff Marx Sittich von Ems als Feldherr des Schwäbischen Bundes mit aller Härte durch. Am 27. Juli 1525 beendete er die Belagerung von Radolfzell. Vom 2. bis zum 4. Juli wurden die Aufständischen im Hegau, im Schwarzwald und auf der Baar endgültig besiegt. Die Strafmaßnahmen des Feldherrn von Ems umfassten Hinrichtungen, Verstümmelungen und Strafgeldzahlungen. 50 der Anführer wurden zusammen mit der großen Glocke von Hilzingen nach Bregenz verschleppt und an Bäumen aufgehängt. Neben dem berüchtigten „Bauernjörg“ Georg Truchsess von Waldburg ging Marx Sittich von Ems als „Bauernschlächter“ in die Geschichte ein.
Weitere Infos über die Ereignisse des Jahres 1524 in Stühlingen finden Sie hier.

Pachturkunde des Klosters Allerheiligen für Franz Geiger, Bürger zu Hungerberg bei Oberkirch vom 18. Februar 1785, Quelle: Landesarchiv BW GLAK 34 Nr. 1069
Neben Äpfeln und Zwetschgen gehören Kirschen zu den beliebtesten traditionellen Obstsorten, die im Südwesten schon längere Zeit kultiviert werden. Anbaugebiete liegen im Streuobstgürtel entlang der Schwäbischen Alb, am Bodensee und natürlich in Baden, wo die Kirsche zu einem der kulinarischen Aushängeschilder avancierte. Ihr Aroma wird im Destillat des Schwarzwälder Kirschwassers eingefangen, dieses neben Kirschen und Kirschmarmelade fester Bestandteil der gleichnamigen Kirschtorte. 1888 veröffentlichte der Dichter Heinrich Hansjakob eine Sammlung von Erzählungen unter dem Titel Wilde Kirschen mit denen er den Originalen, Menschen seiner Heimat rund um Haslach im Kinzigtal ein Denkmal setzte. Ein wenig erinnert sogar der berühmte Bollenhut an die roten und schwarzen Kirschen.
Zahlreiche Archivalien belegen die Verwendung von wilden oder kultivierten Kirschen: 1795 erhielten die Forstbedienten im Ihringener Herrschaftswald die Erlaubnis, Kirschen, Elsbeeren und Mehlbeeren zu sammeln, um daraus Branntwein herzustellen. In den Jahren 1929 bzw. 1934 wurden Gesuche zur Abhaltung eines Kirschen- und Zwetschgenmarktes in Obereggenen bei Schliengen und im benachbarten Tannenkirch bei Kandern eingereicht. Das milde Klima in Baden und die fruchtbaren Böden von Kaiserstuhl und Markgräflerland versprachen gute Ernten. Schon 1919 finden sich Hinweise, dass Kirchen in die Schweiz exportiert werden sollten. 1928 gingen Lieferungen bis nach England. In dem Zusammenhang ist auch von Schädlingen wie der Kirschfruchtfliege die Rede.
Aus einem Dokument des 18. Jh. geht hervor, dass sogar der Pachtzins mit Kirschen bezahlt werden konnte: Das Koster Allerheiligen verpachtet an Franz Geiger, Bürger zu Hungerberg, Oberkircher Banns, Haus, Hof, Scheuer und Trotte, 18 Steckhaufen Reben, 3 1/4 Tauwen Matten, 3 Joch Felds und 1 Bosch, gegen einen Jahreszins von 70 Gulden und die Verpflichtung der jährlichen Lieferung von zwei starken Körben Kirschen und 2 Körben Trauben., s. Bild.
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